
Seit Januar d.J. erkläre ich, dass der Krieg erst im Jahr 2027 enden wird. Russland wird dann bis zum Dnepr vorgerückt sein und Odessa aus seiner Sicht „befreit“ haben, während die EU Regierungen jubeln werden „Wir haben gewonnen, den Putin ist nicht bis Berlin durchmarschiert„.
Auch der neueste Friedensplan ist so wenig haltbar, wie man schon bei Minsk2 erkennen konnte. Und viele Gründe, die ich schon 2015 genannt haben, gelten immer noch. Hier eine ganz kurze kritische Anmerkung zu einigen der insgesamt 28 Punkten (zu allen würde den Rahmen sprengen).
- Das größte Hindernis auf dem Weg zum Frieden ist wie schon 2015 die „teile und herrsche“ Mentalität Großbritanniens, das immer noch nicht verkraftet hat, kein Imperium mehr zu sein. Im britischen Parlament wurde bereits erklärt, dass schon festgelegt wäre, welche Einheiten und Kommandeure in die Ukraine geschickt würden, sobald der Friedensvertrag in Kraft tritt. Das ist aber genau, was Russland seit 2014 versucht zu verhindern, nämlich, dass NATO-Truppen, auch wenn sie verkleidet als nationale Einheiten sind, direkt an der Grenze in fast unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Moskau stationiert werden. Ich denke nicht, dass Washington es zulassen würde, wenn russische Truppen in Mexiko, an der Grenze zu den USA stationiert würden.
- Für Deutschland ist ein Rüstungsboom auf Pump derzeit der Rettungsanker, um weitere Entlassungswellen und Pleiten für ein paar Jahre zu verschieben. Dass diese Schulden nur durch Inflation und/oder einen Krieg reduziert werden können, und die Zinsen die Steuerzahler über Generationen belasten, spielt dabei keine Rolle. Aber wenn nun Entspannung käme, würde der Widerstand innerhalb Deutschlands noch größer werden, und die staatstragenden Parteien mit ihrer Aufrüstungspolitik möglicherweise scheitern. Deshalb können sie nicht anders handeln, als die Spannung so lange wie möglich hoch zu halten, bis die Rüstungsaufträge vergeben und der ‚point of no Return‘ überschritten wurde.
- Für Russland ist in dem 28-Punkte-Plan wieder nur „Papier“ enthalten. Wie man im Fall vom Iran gesehen hatte, als Trump den JCPOA brach (nicht „Ausstieg“), der in mühevoller Diplomatie vom Vorgänger entwickelt worden war, gibt es keine Garantie, dass in ein paar Jahren nicht wieder das „Eindämmen Russlands“ über Sanktionen, Pipelinesprengungen und RegimeChanges losgeht. Für Russland sind nur selbstgeschaffene Fakten an der Front eine Sicherheit. Verstärkt wird dies durch die Erklärungen Frankreichs, sofort nach Odessa einzumarschieren, wenn ein Frieden geschlossen wurde, ebenso wie ähnliche Erklärungen Großbritanniens. Russland wird nicht nur vertragliche Sicherheiten verlangen, sondern auch effektive Maßnahmen, welche einen Vertragsbruch oder „Interpretation“ so weit wie möglich unmöglich machen. Was wiederum die genannten Länder nicht akzeptieren werden.
- Nur ein Punkt sei noch erwähnt. 100 Milliarden Dollar der eingefrorenen Staatsreserven Russlands sollen für den Aufbau der Ukraine verwandt werden, 100 Milliarden soll die EU dazutun, und die USA das dann verwalten (und daraus einen fetten Profit ziehen). Wie soll sich Russland darauf einlassen, da der größte Teil der Zerstörung in dem Bereich zu verzeichnen ist, der dann der Russischen Föderation angehören wird?
- Angeblich soll die Ukraine 600.000 Soldaten unter Waffen behalten. Das wäre die größte Armee in Europa (außer Russlands). Wenn die wieder durch die NATO aufgerüstet wurde, stellt diese Armee eine beträchtliche Gefahr für Russland dar, insbesondere, da es noch eine große Menge an rechtsradikalen Elementen in der Armee gibt, die nur darauf warten, erneut gegen den Osten des Landes und Russland zu ziehen. Mehr als 300.000 Soldaten, und die ohne strategische Waffen, wird Russland vermutlich nicht zugestehen, weil es sonst an dieser Front einen viel zu großen Aufwand auf nicht absehbare Zeit treiben müsste.
- Die USA haben sich nun wie ein Vermittler dargestellt, obwohl das Land ursprünglich der Haupttreiber in der Politik der Eindämmung und Spaltung Russlands war. In Russland wird das begrüßt. Aber die europäischen Politiker fühlen sich hereingelegt, im Stich gelassen, sind verbittert. Sie werden alles unternehmen, und dabei eine kräftige Unterstützung durch Falken in den USA erhalten, dass dieser Wandel nicht realisiert werden kann.
Fazit
2027 werden die „Sondervermögen“ verfrühstückt sein, die großen Aufträge der Rüstungsindustrie in trockenen Tüchern, und die Kassen der Unterstützerländer so leer sein, dass nur der eingangs erwähnte „wir haben gesiegt“ kommen kann. Was die Menschen der Ukraine wollen, spielt ja schon spätestens seit dem April 2022 keine Rolle mehr, als das fertige Friedensabkommen durch den Westen torpediert wurde.
Medien jubeln heute deutlich gedämpfter, als seinerzeit 2015 bei Minsk2, aber die Realität wird anders ausgehen. Und die Schmerzgrenze für die „Koalition der Willigen“, welche die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützen, ist offensichtlich noch nicht erreicht, um die Niederlage anzuerkennen, und darauf aufbauend, vermutlich mit neuen Politikern, ein paar Jahrzehnte der friedlichen Kooperation mit Russland zu beginnen. Hoffen wir, dass meine Voraussage nicht eintritt, und wenn der Krieg weiter geht, dass bis dahin wenigstens kein ganz großer Krieg daraus wird.
Erstveröffentlichung: https://tkp.at/2025/11/22/warum-es-erst-2027-frieden-in-der-ukraine-geben-wird/