Selbstverteidigung

 


 

Im September 2021 verabschiedete der US-Kongress ein Gesetz, welches weitere Millionen Dollar für den Ausbau der Raketenabwehr Israels bewilligt. Das Bild will die Ungerechtigkeit darstellen, welche dadurch zum Ausdruck kommt.

Nun muss man wissen, dass Israel sich »verteidigt« gegen einen von den UN ausdrücklich legitimierten Aufstand gegen eine militärische Besatzung nach einem Angriffskrieg. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat ausdrücklich das Recht von Menschen, die unter einer Kolonialmacht leiden, (und dabei insbesondere Palästina) genannt, sich mit »allen verfügbaren Mitteln, insbesondere dem bewaffneten Widerstand«, zu widersetzen.1 1974 ging die Generalversammlung sogar so weit zu erklären, sie »verurteile aufs Schärfste alle Regierungen, die das Recht auf Selbstbestimmung und Unabhängigkeit von Völkern, die unter kolonialer und aus- ländischer Herrschaft und Unterwerfung stehen, nicht anerkennen, insbesondere die Völker Afrikas und das palästinensische Volk.«2

Insofern, so die Intention der Karikatur, unterstützen die USA den hochgerüsteten Atomstaat Israel, sich gegen einen legitimen Aufstand zu schützen, nicht aber die Palästinenser vor den Angriffen der Raketen und Bomben Israels.

 




1              https://unispal.un.org/DPA/DPR/unispal.nsf/0/D7340F04B82A2CB085256A9D006BA47A

2              https://unispal.un.org/DPA/DPR/unispal.nsf/0/C867EE1DBF29A6E5852568C6006B2F0C


 

Die allermeisten Opfer der israelischen Bombardierung Gazas sind Zivilisten, viele davon Kinder, weshalb Latuff von israelischem Terrorismus spricht, während das US-Außenministerium erklärt: »Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung.«

Das Bild zeigt die weinende »Mutter« Palästina mit 9 toten Kindern, welche gerade von einem israelischen Luftangriff getötet wurden, während die Welt erschrocken zuschaut und Onkel Sam mit einem Anhänger »US-Außenministerium« lakonisch der Welt erklärt: »Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung.«

»Wenn es eine Hölle auf Erden gibt, dann ist es das Leben der Kinder in Gaza.« António Guterres, UN-Generalsekretär3

Ein Artikel vom 27. August 2021 erklärt, dass am 26. August 2014 einer der Kriege Israels gegen den Gazastreifen endete. Israel nannte ihn »Operation Protective Edge« und zerstörte im Laufe der Bombardierung von 50 Tagen die Infrastruktur des Gazastreifens, tötete über 2.100 Palästinenser.

Die Autorin Justina Poskeviciute wies darauf hin, dass über 520 Getötete, also fast ein Viertel aller Getöteter Palästinenser, Kinder unter 18 Jahren waren. Sie erwähnte dann auch die Geschichte von vier Kindern, die vor den Augen internationaler Medienvertreter bei einem Luftangriff gezielt getötet wurden. Die Angreifer behaupteten, dass sie die Kinder für Hamaskämpfer gehalten hatte, und wurden nie bestraft.

Dass besonders Kinder von solchen Kriegen betroffen sind, sei nicht überraschend, denn in Palästina seien 38,4 % der Bevölkerung Kinder im Alter von 14 Jahren und




3              https://mondoweiss.net/2021/08/israels-war-on-children-in-gaza/


darunter, in Gaza seien es sogar über 40 %. Deshalb, so die Autorin, sei jeder Angriff auch ein Angriff auf Kinder.

Einiges deutet aber darauf hin, dass die Tötungen von Kindern keine Zufälle sind. Die Organisation Defense for Children International Palestine dokumentierte Fälle, welche sie der UNO vorlegte, Fälle, die nach deren Aussage darauf hindeuten, dass die israelischen Streitkräfte direkt auf Kinder zielen.

Sieben Jahre nach »Protective Edge« leben sowohl der Gazastreifen als auch und besonders die Kinder unter Bedingungen, die sich noch einmal dramatisch verschlimmert haben. Und insbesondere halte das Trauma, das durch die israelischen Angriffe und die totale Belagerung verursacht werde, weiter an.

Die anhaltende Zerstörung, das fehlende Reparieren der Gebäude und Infrastruktur verursachen eine Verlängerung des Traumas. Die Autorin berichtete, dass einem 13-jährigen Jungen aus dem Streifen von einem israelischen Scharfschützen in den Kopf geschossen worden war und er sich in einem kritischen Zustand befand. Es war jedoch nur einer von Dutzenden verwundeten Demonstranten, die sich am 21. August 2021 an der israelischen Grenze zum Gazastreifen versammelt hatten.

Hunderte von demonstrierenden Palästinensern hätten sich auf der Seite des Gazastreifens am Grenzzaun versammelt, um gegen die Verwüstungen zu protestieren, die Israels 15-jährige Belagerung in der Region angerichtet hat. Bisher, so der Artikel, habe Israel mit scharfer Munition, Tränengas und Bomben reagiert. Wenn es einen Ort gäbe, an dem eine Besatzungsmacht gelegentlich Bomben auf eine belagerte Bevölkerung abwirft, um auf »Brand-Lufballons« zu reagieren, dann sei das Gaza.

Es sei nicht das erste Mal, dass sich Demonstrationen am Grenzzaun ereignen. Von März  2018  bis  Dezember  2019  gab  es  wöchentliche  Demonstrationen, genannt

»Großer Marsch der Rückkehr«, bei der die Forderung von vertriebenen Palästinensern kommuniziert wurden, zurück in ihre Heimat ziehen zu dürfen.

Wie der Bericht des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) aussage, habe Israel mit Abwurf von Gaskanistern, Gummigeschossen und scharfer Munition geantwortet. Die Schüsse wären meist von Scharfschützen ab- gegeben worden. Dabei seien 214 Palästinenser, davon 46 Kinder getötet und über 36.100 verletzt worden, darunter wiederum 8.800 Kinder. Nicht in dem Artikel steht, dass ein Großteil der Verwundung mit einer Munition erfolgte, welche Extremitäten zersplittern ließ und schwer heilbare Wunden verursachte, die zu einer dauerhaften Behinderung führen.

Weiter im Artikel heißt es, dass psychische Probleme bei 22.578 Kindern auftraten, welche nun zusätzlich zu den 248.111 Kindern in Gaza psychosoziale Kinderschutzmaßnahmen benötigen. 53,5 % der Kinder seien an PTBS erkrankt, aber diese Zahlen stammen aus der Zeit vor der Bombardierung vom Mai 2021.


Die Autorin berichtet dann, wie israelische Streitkräfte täglich die Al-Aqsa-Moschee gestürmt hatten, worauf die Hamas das Ende dieser Angriffe auf die Moschee und die Viertel Sheik Jarrah forderte und ein Ultimatum stellte. Als dieses natürlich un-eantwortet ablief, begann die Hamas den Abschuss selbstgebauter Raketen auf israelisches Gebiet. Dann kommentiert sie die Reaktion der Mainstreammedien:

»Mit den Raketen der Hamas übernahmen die Mainstream-Medien das Narrativ und stellten den Konflikt als einen dar, in dem Israel das Opfer ist. Doch Israels anschließende Bombardierung des Gazastreifens zerstörte diese Darstellung. In den Nachrichten tauchten Videos von zivilen Häusern auf, die bombardiert wurden, und Geschichten von Eltern, die unter den Trümmern festsaßen und ihren sterbenden Kindern nicht helfen konnten – und umgekehrt – überschwemmten die sozialen Medien.«4

Poskeviciute erklärt in dem Artikel, dass internationale Organisationen die Auswirkungen des Krieges erklärten, während dieser sich entwickelte. Sie berichtete vom Norwegischen Flüchtlingsrat, der aussagte, dass elf Kinder, die Teil eines Trauma-Hilfsprogramms waren, »in ihren Häusern im dicht besiedelten Gebieten getötet wurden, zusammen mit unzähligen anderen Verwandten, die starben oder verletzt wurden«.

Der Palestinian Children’s Relief Fund, eine Nichtregierungsorganisation, die kostenlose medizinische Versorgung für Kinder anbietet, habe berichtet, dass ihre Büros bei einem Luftangriff zerstört wurden.

Von Ärzte ohne Grenzen wurde berichtet, dass sie bei israelischen Luftangriffen an einem einzigen Tag, dem 16. Mai 2021, 42 Menschen, darunter 10 Kinder, als Tote zählen mussten, und dass ihre Klinik für Trauma- und Verbrennungsmedizin getroffen wurde, die daraufhin schließen musste. Nach einer Untersuchung der Angriffe vom Mai 2021 sei dann Human Rights Watch zu dem Schluss gekommen, dass beide Seiten – die israelischen Streitkräfte und die Hamas – Kriegsverbrechen begangen haben.

Aber, so fragte sie, was erwarte Kinder in Gaza, die überlebten?

Sie fragte, wie die Heilung beginnen könne, wenn medizinische Einrichtungen, Bil- dungseinrichtungen und sogar Organisationen, die psychosoziale Unterstützung anbieten, angegriffen und ihre Arbeit unterbrochen wird, wie könne dann eine Heilung beginnen? Und wie tiefgreifend könne diese Heilung sein, wenn die zugrundeliegenden Bedingungen – wie die Blockade selbst – immer noch in Kraft sind?

Sie berichtete von einer Psychiaterin, welche ihr erklärte, dass die Kinder nicht an posttraumatischen Belastungsstörungen litten, da die Störungen nie aufhören, das Trauma täglich neu erscheine.




4              https://mondoweiss.net/2021/08/israels-war-on-children-in-gaza/


»Nicht nur im Westjordanland, wo palästinensische Kinder scheinbar wöchentlich von israelischen Streitkräften getötet werden, sondern auch im Gazastreifen ist es klar, dass das Trauma andauert.«5

 

 

Das permanente Leiden ohne Ende

In den letzten sieben Jahren, so berichtete die Autorin, gab es in Gaza keinen nennenswerten Wiederaufbau und keine Heilung, sondern noch mehr Zerstörung und Verzweiflung. Palästinensische Kinder seien nach wie vor einer Reihe von Men-schenrechtsverletzungen ausgesetzt. Die kollektive Bestrafung ein Verbrechen, auf das die israelische Belagerung des Gazastreifens hinauslaufe schließe die jüngsten Mitglieder der Bevölkerung ein, die bestraft werden.

Sie fragt dann, wie man denn eine Veränderung herbeiführen könne. Sie berichtete, dass im Jahr 2014 der Tod von über 500 Kindern und die weitere Zerstörung eines belagerten Gebiets keineswegs zu einer nennenswerten internationalen Verurteilung und zu Druck auf Israel geführt haben. Es seien keine nennenswerten Sanktionen verschärft oder gar verhängt worden. Weder wurden israelische Diplomaten international ausgewiesen, noch wurde Israel aus wichtigen Handelsverträgen aus- geschlossen. Dann kam sie auf den Krieg vom Mai 2021 zu sprechen und schrieb:

»Dennoch löste der Krieg im Mai – vielleicht weil er so ausführlich dokumentiert wurde – eine Welle von Protesten in der ganzen Welt aus. Sogar die New York Times machte einen historischen Schritt, indem sie die Fotos aller palästinensischen Kinder veröffentlichte, die von den israelischen Streitkräften während ihrer Angriffe getötet wurden.«6

Doch die Lage in Gaza werde sich nicht von allein verbessern. Ohne Druck auf die israelische Regierung und die USA, die die Menschenrechtsverletzungen in Form von Militärhilfe und der Blockierung von UN-Resolutionen maßgeblich unterstützen, ist es schwer vorstellbar, dass sich für die Kinder in Gaza etwas verbessere. Israels neuer Premierminister Naftali Bennet treffe sich diese Woche mit Joe Biden, um die weitere Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu besprechen.

Aber, so führt sie in dem Artikel aus, was Gaza brauche, sei das Gegenteil einer solchen Zusammenarbeit. Die gute Nachricht in dieser düsteren Situation, betont sie, sei, dass es eine Reihe von Maßnahmen gebe, welche die Menschen ergreifen können.

»Wir können sie ergreifen, damit das Leben der Kinder in Gaza nicht länger einer Hölle auf Erden gleicht, um es mit den Worten des UN-Generalsekretärs auszudrücken.«7




5              https://mondoweiss.net/2021/08/israels-war-on-children-in-gaza/

6              https://mondoweiss.net/2021/08/israels-war-on-children-in-gaza/

7              https://mondoweiss.net/2021/08/israels-war-on-children-in-gaza/