Der US Krieg gegen Iran – wer war wirklich am Angriff beteiligt? (22.06.2025)

 

Beginnt nun der heiße Weltkrieg? Die USA bombardieren Nuklearanlagen des Iran. Was sind die Folgen, worauf sollte man sich einstellen?

Am 21. Juni trat der US-Präsident Trump vor die Presse und lieferte eine Ansprache an die Nation, aber gemeint war natürlich die ganze Welt.

„Vor kurzem führte das US-Militär massive Präzisionsschläge auf die drei wichtigsten Atomanlagen des iranischen Regimes durch: Fordo, Natanz und Isfahan. Diese Namen waren jahrelang jedem bekannt, während sie dieses zerstörerische Unternehmen aufbauten.“ (Quelle)

Es würde die Möglichkeit des Iran beenden, Urananreicherung zu betreiben und eine Gefahr durch das Land zu beenden, welches die Nummer eins unter den staatlichen Sponsoren von Terrorismus sei. Es sei ein spektakulärer militärischer Erfolg. Die Schlüsselanlagen der iranischen Urananreicherung seien vollständig und komplett zerstört worden.

„Der Iran, der Tyrann des Nahen Ostens, muss jetzt Frieden schließen. Andernfalls werden die Angriffe deutlich heftiger und einfacher. Seit vierzig Jahren ruft der Iran „Tod Amerika“, „Tod Israel“. Sie töten unser Volk, sprengen ihm Arme und Beine mit Straßenbomben in die Luft – das war ihre Spezialität.“ (Quelle)

Tausende, hunderttausende im Nahen Osten und in der ganzen Welt starben als direktes Resultat ihres Hasses und besonders viele wurden getötet durch ihre Generäle wie Kassem Soleimani. Trump habe schon vor langer Zeit entschieden, dies nicht weiter geschehen zu lassen. Er gratulierte dem israelischen Premierminister Netanjahu, er habe im Team mit ihm gearbeitet. Er dankte dem israelischen Militär, und natürlich seinen eigenen Piloten. Er endete die Rede mit der Drohung, noch wesentlich mehr Vernichtung über den Iran zu bringen, sollte der Iran nun nicht, implizit gesagt, bedingungslos kapitulieren.

Diese Rede hörte sich an, als ob von den USA, nicht vom Iran die Rede gewesen war. Es war eine vollkommene Verdrehung und Spiegelung der eigenen Taten der Vergangenheit. Jedenfalls wusste das jeder außerhalb einer gewissen Glaubensblase, welche durch die westliche Propaganda aufrecht erhalten wurde.

Der Iranische Außenminister beschuldigte die USA, einen gefährlichen Krieg gegen den Iran begonnen zu haben, indem er seine Atomanlagen angriff. Diese Angriffe von in Betrieb befindlichen Nukleareinrichtungen verstießen gegen internationales Recht, und der Iran werde mit allen notwendigen Mitteln dafür Vergeltung üben.

Als erste Reaktion führte der Iran am Sonntagmorgen zusätzliche Raketenangriffe auf Israel durch. Diese schlugen in Nord- und Zentralisrael ein, insbesondere in Haifa und Tel Aviv. Sie schienen noch größere Schäden anzurichten, als in der Vergangenheit. (Siehe Anhang) Anscheinend wurden 40 ballistische Raketen vom Iran auf Israel gerichtet, andere Quellen behaupten 50 bis 70 Raketen in zwei Chargen. Getroffen wurde der Ben Gurion Flughafen, das biologische Forschungszentrum und Kommando- und Kontrollzentren Israels.

Die israelische Nachrichtenagentur Fars News berichtete, dass der Iran seine 20. Welle groß angelegter Raketen- und Drohnenangriffe auf israelische Militärstellungen abgeschlossen hatte. Laut Sepah News setzte der Iran bei dieser Operation erstmals die Kheibar-Rakete ein.

Die Kheibar – auch bekannt als Khorramshahr-4 – war eine ballistische Langstreckenrakete mit einer geschätzten Reichweite von bis zu 2.000 km und einem hochexplosiven Sprengkopf. Sie war so konzipiert, dass sie Radare umging und Raketenabwehrsysteme durchdrang, da sie während des Fluges wendig war und einen reduzierten Radarquerschnitt aufwies. Worauf Israel eine neue Angriffswelle „gegen militärische Ziele im Westen des Iran“ startete.

Die Schäden durch den US-Angriff

Analysten betonen, dass, obwohl die Schäden erheblich sein könnten, Irans Nuklearprogramm nicht vollständig ausgeschaltet wurde. Der Guardian berichtete am 18. Juni 2025, dass vorherige israelische Angriffe, die ähnliche Ziele hatten, das Programm nicht vollständig lahmgelegt haben und die Schäden innerhalb von Monaten repariert werden könnten. Dies wird durch das Institute for the Study of War (ISW) unterstützt, das feststellte, dass Irans Nuklearprogramm weit verstreut und gut geschützt ist, was eine vollständige Zerstörung erschwert.

Mehrere Quellen erklärten, dass B2-Bomber Teil der Operation waren. The Washington Post berichtet, dass „A U.S. official familiar with the American military operation in Iran said it included B-2 bombers, as widely anticipated, but also other aircraft such as fighter jets„. Reuters fügt hinzu: „U.S. B-2 bombers were involved in strikes on Iran’s nuclear sites announced by President Donald Trump on Saturday, a U.S. official told Reuters“. The New York Times erwähnte, dass „Multiple U.S. Air Force B-2 bombers appeared to be airborne and heading west from the United States across the Pacific“ und dass diese Bomber die einzigen seien, die die notwendigen Bunker-Buster-Bomben tragen könnten. CNBC betonte, dass „The U.S. is the only country in the world with a ‚bunker buster‘ weapon, as well as the only country with the aircraft capable of transporting and deploying it: the B2 Spirit stealth bomber„.

Aber alle dies Nachrichtenorgane bezogen sich alleine auf Aussagen der US-Regierung. Und so entstand der Eindruck, dass B2-Bomber beteiligt waren, obwohl man im Jemen aus Sicherheitsgründen auf den Einsatz verzichtet hatte, obwohl das Luftabwehrsystem des Jemen sicher nicht so weit entwickelt war, wie das des Iran.

Offizielle Quellen im US-Verteidigungsministerium behaupteten, 30 U-Boot-gestützte Tomahawks und sechs MOPs, also die schweren GBU-57-Bunker-Buster-Bomben, seien mit B-2-Bombern eingesetzt worden. Letzteres ist jedoch zu bezweifeln.

Der Angriff blieb erstaunlicherweise zunächst völlig unbemerkt im üblichen nächtlichen Raketen- und Bombenwechsel zwischen dem Iran und Israel, bis Trump seine Ankündigung machte. Es gab zwar Berichte über Luftabwehraktivitäten und vereinzelte Explosionen, aber nichts, was auf einen großen Großangriff und den Einsatz von Bunker-Buster hindeutete. Außerdem war ein Video aufgetaucht, das den Anschein erweckte, als würden einige Marschflugkörper ein Ziel in der Wüste treffen, ohne dass es zu Sekundärexplosionen oder Bränden kam. Auch wurde in keinem Fall von Strahlungsaustritten berichtet.

Marschflugkörper von U-Booten stellen die risikoärmste Art des Angriffs dar. US-Angriffs-U-Boote waren mit zwölf TLAMs in einer vertikalen Startanordnung ausgestattet und die Quelle im Pentagon gab an, dass mehrere U-Boote an dem Angriff beteiligt waren. Folglich hätten drei Angriffs-U-Boote insgesamt 36 Schüsse abfeuern können, und folglich handelte es sich nicht um einen der Ohio-SSGN-Umbauten. Und angeblich seien 30 Marschflugkörper und 6 Bunker-Buster eingesetzt worden, was zufällig auch die Zahl von 36 ausmacht.

Sollte die US-Luftwaffe wirklich mit B2-Bombern und Begleitschutz bis in den Zentraliran eingedrungen sein, um dort Schwerkraftbomben abzuwerfen? Das, obwohl dies im Jemen, mit einer wesentlich rudimentäreren Luftabwehr verweigert worden war? Nein, das iranische Luftverteidigungssystem war nicht vollkommen ausgeschaltet worden. Ganz offensichtlich waren immer wieder überraschend neue Systeme aufgetaucht. Und es schien, als habe der Iran noch lange nicht alle Karten offen gelegt.

Der Zweifel, dass nur Marschflugkörper eingesetzt wurden, wird unterstützt durch die Tatsache, dass allgemein davon ausgegangen wurde, dass der Angriff offensichtlich nicht so verheerend gewesen war, wie er von Trump dargestellt wurde. Jedoch wagte keines der offiziellen Medien an der Aussage des Pentagon zu zweifeln, dass B2 Bomber im Zentrum des Iran Schwerkraftbomben abgeworfen hatten, und unbemerkt und sicher zurückgekehrt waren. Und all das, obwohl Menschen, die in der Nähe der Atomanlage Fordo lebten, am Morgen des 21. Juni erklärten, dass alle Gebäude noch Strom hätten, und dass man keine Anzeichen eines „Bunker Buster“-Angriffes sehen konnte.

Möglicherweise wollte Trump einerseits den Druck von sich nehmen, den die AIPAC auf ihn ausübt, und zwar in den Krieg eintreten, aber andererseits durch die risikoarme Version mit Marschflugkörpern den Iran davon abhalten, zu stark zu eskalieren, und stattdessen Druck auf Netanjahu auszuüben, einem „Deal“ zuzustimmen, der zwar Uran-Anreicherung über 12% ausschließt, aber nicht die Urananreicherung an sich, und nicht die Entwicklung ballistischer Raketen und sicher nicht die Übernahme der Außenpolitik durch die USA.

Die iranische Reaktion auf den Angriff war bisher nur Verstärkung der Angriffe gegen Israel, ansonsten eher stoisches Aussitzen, Beantragung einer UN-Sicherheitsratssitzung und Leugnung erheblicher Schäden oder gar Opfer, glücklicherweise.

 

Erstveröffentlichung:  https://tkp.at/2025/06/22/der-us-krieg-gegen-iran-wer-war-wirklich-am-angriff-beteiligt/


NACHTRAG am 28.06.2025

Doch keine B2 über Isfahan

Am 28. Juni verbreitete die Times of Israel die Nachricht, dass entgegen früheren Berichten die USA keine Bunker Buster Bomben in Isfahan eingesetzt hatte. Wie ursprünglich für alle Angriffsorte vermutet, waren über Isfahan lediglich Marschflugkörper von U-Booten eingesetzt worden.

„Die USA haben die Bunker brechende Bombe ‚Massive Ordinance Penetrator‘ [MOP] nicht auf die Atomanlage in Isfahan abgeworfen, da diese so tief unter der Erde lag, dass sie wahrscheinlich nicht wirksam gewesen wäre, berichtet CNN unter Berufung auf Äußerungen eines hochrangigen US-Generals gegenüber Senatoren am Donnerstag. Der CNN-Bericht zitiert drei Personen, die die Äußerungen des Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs, General Dan Caine, mitgehört hatten, und eine vierte, die über die Äußerungen informiert wurde. Bei ihren Angriffen auf iranische Atomanlagen am vergangenen Wochenende setzten die USA stattdessen Tomahawk-Raketen ein, die von einem U-Boot abgefeuert wurden, um die Anlage zu treffen, wo nach Ansicht von US-Beamten 60 Prozent der iranischen Vorräte an angereichertem Uran gelagert sind.“[i]