Der Fall des Krieges gegen ein eigenständiges, säkulares Syrien durch westliche Länder und Golfdiktaturen sowie die Türkei ist beispielhaft für die Geopolitik der letzten Jahrzehnte.
Bis Ende 2024 lebten rund 975.100 syrische Staatsbürger in Deutschland, wie der Mediendienst Integration berichtete. Der Sturz Assads führte zu einem Rückgang neuer Asylanträge: Im ersten Halbjahr 2025 sanken syrische Erstanträge um über 61 Prozent im Vergleich zu 2024. Das BAMF verzeichnete insgesamt weniger Asylanträge – von Januar bis September 2025 nur 124.410, davon etwa 19.245 aus Syrien. Grund war jedoch nicht in erster Linie der Regimewechsel, sondern strengere EU-Grenzpolitik und der Fokus auf Rückkehrprogramme. Ab Januar 2025 ermöglichte das Bund-Länder-Programm REAG/GARP syrischen Staatsbürgern finanzielle Unterstützung für die Rückkehr. Bis Oktober 2025 nutzten schätzungsweise 20.000–30.000 Syrer dies, oft Familien, die in stabilere Regionen wie Idlib oder Damaskus zurückkehrten. Dennoch blieb die Mehrheit. Berichte des BAMF zeigten, dass Rückkehrer hauptsächlich aus Gruppen mit temporärem Schutzstatus kamen, während Asylberechtigte zögerten aufgrund anhaltender Unsicherheiten. Das IAB berichtete, dass die Beschäftigungsquote für syrische Flüchtlinge im März 2025 bei 46,3 Prozent lag, ein Anstieg von 4 Prozentpunkten gegenüber 2024.
Mit anderen Worten: Die „vor Assad geflüchteten Syrer“, hatten gar kein Interesse, in ein von Dschihadisten beherrschtes Land, das regelmäßig von Israel bombardiert wird, zurück zu kehren.
Fachkräftemangel
Im Oktober 2025 waren in Deutschland ca. 6.580 Ärzte aus Syrien approbiert. Davon waren ca. 5.700 berufstätig. Das waren Menschen, die dringend in Syrien benötigt würden, aber durch Deutschlands „Brain Drain“ angezogen worden waren. Die deutsche Regierung erklärt, das sei ein Erfolg, der den Ärztemangel in Deutschland gelindert habe, ohne auf die prekäre Situation in Syrien einzugehen.
Demgegenüber wanderten aber viel mehr deutsche Ärzte ins Ausland ab. Addiert man die geschätzten deutschen Abwanderer von 2011 bis 2024, ergibt sich ca. 18.700. Inklusive 2025 (Teiljahr) könnte es auf über 20.000 steigen. Frühere Perioden (z. B. 2001–2008: 16.000) zeigen, dass der Trend seit Jahrzehnten anhält.
Basierend auf Bundeshaushalt (Statista, BPB) und AsylbLG (Destatis) beliefen sich die Gesamtkosten für syrische Flüchtlinge, entsprechend einem Anteil von ca. 975.000 zwischen 2011 bis 2025 kumulativ auf ca. 250–350 Mrd. Euro (Bund) + 50–70 Mrd. Euro (Länder) = 300–420 Mrd. Euro. Begründet mit „Assads Krieg“ einerseits und „syrische Fachkräfte“ wie z.B. 6.580 Ärzte andererseits.
Nun schauen wir uns an, welche Gründe DEUTSCHE Ärzte veranlasste, Deutschland den Rücken zu kehren:
Überlastung und hoher Arbeitsdruck: Viele Ärzte berichten von extrem langen Arbeitszeiten, Schichtdiensten und Personalmangel in Kliniken, was zu Burnout und Erschöpfung führt. In Deutschland werden oft über 60 Stunden pro Woche gearbeitet, was die Work-Life-Balance stark beeinträchtigt. Dies wird als „untragbar“ beschrieben und treibt Ärzte in Länder wie die Schweiz, wo kürzere Arbeitszeiten üblich sind.
Niedrige Gehälter im Vergleich zum Ausland: Deutsche Ärzte verdienen oft weniger als Kollegen in der Schweiz, Österreich oder den USA. In der Schweiz, dem beliebtesten Zielland (ca. 60 % der Abwanderer), sind Löhne bis zu doppelt so hoch, was finanzielle Anreize schafft. In Deutschland hingegen werden Gehälter durch Budgetkürzungen und Vergütungssysteme gedrückt, was Frustration auslöst.
Übermäßige Bürokratie und administrative Belastungen: Der Papierkram, Dokumentationspflichten und bürokratische Hürden in der deutschen Gesundheitsversorgung werden als erdrückend wahrgenommen. Ärzte verbringen viel Zeit mit Verwaltungsaufgaben statt mit Patientenbetreuung, was die Motivation mindert. Im Ausland, insbesondere in der Schweiz oder Österreich, gibt es weniger solcher Restriktionen.
Mangelnde Anerkennung und schlechte Karrierechancen: Junge Ärzte fühlen sich in Deutschland unterfordert oder blockiert, da Aufstiegsmöglichkeiten durch Hierarchien und Konkurrenz begrenzt sind. Streiks und Proteste, wie 2010, unterstreichen die Unzufriedenheit mit dem System, das viele als starr empfinden.
Attraktivere Rahmenbedingungen im Ausland: Zielländer bieten nicht nur bessere Finanzen, sondern auch moderneres Equipment, mehr Autonomie und eine höhere Lebensqualität. Dies wird in Interviews und Studien als Pull-Faktor hervorgehoben, der die Push-Faktoren aus Deutschland verstärkt.
Wurden diese bekannten Faktoren durch die Politik der Bundesregierungen beseitig?
Die Regierungen beobachteten Abwanderung (z. B. in Bundestagsdrucksachen), ergriffen aber keine umfassenden Gegenmaßnahmen wie internationale Abkommen oder Anpassung an Schweizer Standards. Reformen wie das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (2019) und Änderungen 2025 (z. B. Beitragsanpassungen) zielten auf Systemstabilität, ignorierten aber Pull-Faktoren. Eine Akademisierung der Pflege, wie sie längst sogar in Entwicklungsländern stattfindet, scheitert an den vom derzeitigen „dualen System“ profitierenden Unternehmen. Experten fordern 2025 mutige Schritte, insbesondere Bürokratieabbau, was zeigt, dass Bedingungen nicht wettbewerbsfähiger wurden. Der Abwanderungstrends hält an, und soll stattdessen durch Brain-Drain ausgeglichen werden.
Was für Ärzte gilt, ist symptomatisch für andere Gruppen von „Fachkräften“.
Statt die bekannten Faktoren für die Abwanderung von „Fachkräften“ wie z.B. Ärzten oder Pflegekräfte zu beseitigen, wurden alle möglichen Investitionen unternommen, um solche aus dem Ausland abzuwerben, insbesondere aus Ländern, die selbst dringend solche Kräfte benötigten, und sie unter großen Opfern ausgebildet haben. Es ist eine Schande.
Gleichzeitig wurde der gesellschaftliche Zusammenhalt und die kulturelle Homogenität zerstört. Was in Krisenzeiten ein Rezept für Aufruhr und Aufstände ist.
Nun mag man einwenden „Kohäsion ist belastet, aber nicht zerstört„. Aber man muss die Entwicklung betrachten, die ja weiter geht. Und gleichzeitig berücksichtigen, dass durch die Wirtschaftspolitik und gesellschaftspolitische Entscheidungen das Wirtschaftswachstum ausgebremst wird, und gesellschaftliche Konflikte durch die zunehmende Bevormundung der Bürger durch einen „Konsens der staatstragenden Parteien“ zunehmen. Wenn bei der Bürgermeisterwahl nach der Disqualifikation eines Bewerbers nur noch etwas über 20% der Wahlberechtigten glauben, dass es Sinn macht, zu wählen, sollte das zu denken geben. Es ist auch bezeichnend, dass die Zufriedenheit der deutschen Bevölkerung mit ihrem Staat immer weiter abnimmt. Die Zufriedenheit der Deutschen mit ihrem Staat sank von etwa 60–70 % in den 1990er Jahren auf rund 50 % im Jahr 2025, wobei Westdeutsche (64 %) deutlich zufriedener sind als Ostdeutsche (48 %).
Nun vergleiche man das mit der Zufriedenheit der Chinesen mit ihrem, nach westlichem Verständnis „diktatorischen“ System. Die Zufriedenheit der Chinesen mit ihrer Regierung, von westlichen Instituten gemessen, stieg gemäß Umfragen von etwa 60-70 % in den 1990er Jahren auf über 90 % bis 2016 und blieb bis 2025 hoch, wobei die Zentralregierung die höchsten Werte erreichte.
Der Unterschied einer gesellschaftlichen Entwicklung, die eine Ideologie durchsetzen will, welche nicht durch die Mehrheit der Menschen des Landes getragen wird, im Gegensatz zu einer gesellschaftlichen Entwicklung, welche die Zufriedenheit der Bevölkerung im Fokus hat, ist unübersehbar!
Sollte sich die Politik Deutschlands und der EU-Länder nicht in den nächsten Jahren grundlegend ändern, werden diese Länder, die einst die Welt beherrschten, sich nicht nur zwischen alle Stühle setzen, alle günstigen und wichtigen Rohstoffe nur noch viel zu teuer einkaufen können, und dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren, die wichtigsten Wachstumsmärkte der Welt für die eigenen Produkte verloren haben, sondern auch lediglich noch als Vasall eines untergehenden Imperiums wahrgenommen werden.
Interessantes Detail am Schluss: Der syrische „Übergangspräsident“ Jolani stattete dem Kreml einen Besuch ab und wurde dort als neuer Führer einer Regierung Syriens empfangen, nachdem dasselbe ja durch die EU und die USA bereits erfolgt war. Und, obwohl Russland einst Bomben auf seine Terroristen abwarf, wandte sich der gewandelte Terroristenführer an den russischen Staatschef mit der Bitte um Hilfe beim Aufbau des Landes. Wir erinnern uns: Die EU hatte ein paar Milliarden gespendet, aber erklärt, Syrien müsse die russischen Militärbasen schließen. Deutlicher kann man die Bedeutungslosigkeit der EU-Länder bereits im Jahr 2025 nicht aufzeigen.
Erstveröffentlichung: https://tkp.at/2025/10/22/schulbeispiel-syrienpolitik-und-fachkraeftemangel/