Kritiker Israels
Mit einer Karikatur Ende Mai 2021 kritisiert Latuff die »Linke« in den USA und ihren Morgenstern, Senator Bernie Sanders. Da gab es einen Schauspieler Mark Ruffalo, der laut verkündete, dass Israel einen Genozid an den Palästinensern verübt, worauf Bernie ihn zurechtwies, er solle seinen Ton zügeln, und Ruffalo einknickte.
Das Interessante daran ist, dass Bernie Sanders bei Zionisten als Hardcore-Gegner Israels und Antisemit gilt, und Latuff aber mit der Karikatur darauf hinweist, dass er seinen Einfluss und diesen Ruf nutzt, um eine ernsthafte Verurteilung Israels zu verhindern.
Außerdem fiel Sanders auf, als er stark überhöhte Opferzahlen als Folge der Bombardierung Gazas in einem Interview erwähnte, wodurch seine Argumente, alleine durch diesen »Fehler« vernichtet wurden. Seine Anträge in der »Democrat Party«, mit denen Israel verurteilt werden sollen, finden regelmäßig keine Mehrheiten.
Andererseits hat sich Sanders immer wieder gegen die Israel-Lobby gewandt, auf diplomatische Weise und innerhalb des erlaubten Rahmens des Diskurses.
Es gehört Mut dazu, in einem Wahljahr eine Einladung der Israel-Lobby-Organisation AIPAC abzulehnen. Carlos Latuff kommentiert es auf seine Weise. Netanjahu steht vor einem nachtclubähnlichen Etablissement, über dem eine aufdringliche Leuchtreklame erklärt »AIPAC Hass-Fest« und neben der Tür ein Plakat hängt mit der Aufschrift »Palästinensische Rechte haben keinen Zutritt«. Onkel Sam zeigt sich als bärenstarker Rausschmeißer neben der Tür, während Bernie Sanders abwinkt und mit den Worten weggeht: »Nein, danke!«
In Common Dreams kann man lesen, was diese Ablehnung bedeuten könnte:
»‚Politische Courage‘: Sanders nimmt nicht an AIPAC-Konferenz teil, weil er sich für ‚grundlegende palästinensische Rechte‘ einsetzt.
‚Man kann das palästinensische und israelische Volk unterstützen, ohne Führer oder Organisationen zu unterstützen, die sich gegen die Freiheit und Befreiung des palästinensischen Volkes stellen.‘
Der Spitzenkandidat der Demokraten für die Präsidentschaftswahlen 2020, Senator Bernie Sanders, erntete das Lob der Progressiven, als er am Sonntag
ankündigte, er werde nicht an der jährlichen AIPAC-Konferenz teilnehmen, weil er die Bereitschaft der Gruppe, die Ansichten von Fanatikern zu unterstützen und die Menschenrechte der Palästinenser zu missachten, für bedenklich hält.«104
Der Autor Eoin Higgins weist am 24. Februar 2020 darauf hin, dass Senatorin Elizabeth Warren (...), die ebenfalls für das Präsidentenamt kandidiert, auch am 6. Februar angekündigt hatte, dass sie nicht an der AIPAC-Konferenz teilnehmen werde. Er zitiert Sanders dann mit den Worten: »Das israelische Volk hat das Recht, in Frieden und Sicherheit zu leben. Das gilt auch für das palästinensische Volk. Ich bin nach wie vor besorgt über die Plattform, die die AIPAC Führern bietet, die Bigotterie zum Ausdruck bringen und grundlegende palästinensische Rechte ablehnen. Aus diesem Grund werde ich nicht an ihrer Konferenz teilnehmen. Als Präsident werde ich die Rechte sowohl der Israelis als auch der Palästinenser unterstützen und alles tun, um der Region Frieden und Sicherheit zu bringen.«
Wobei er vermutlich wusste, dass er nie Präsident werden wird, weil die Parteiführung ihn, wie man dann sah, auch tatsächlich überging.
Higgins schreibt dann, dass die Gruppe s zurückschlug und eine Erklärung herausgab, in der sie den Senator aus Vermont angriff und ihm Unwissenheit über die Ziele der Organisation vorwarf. Er zitiert wieder: »Sen. Sanders hat unsere Konferenz noch nie besucht, und das geht aus seinem empörenden Kommentar hervor. Mit einem solch abscheulichen Angriff auf diese überparteiliche amerikanische politische Veranstaltung beleidigt Sen. Sanders seine eigenen Kollegen und die Millionen von Amerikanern, die zu Israel stehen.«
Der Artikel bemerkt dann, dass der Axios-Reporter Jonathan Swan kommentiert habe, dass diese Kommentare »die stärkste Aussage waren, die AIPAC jemals gegen einen Spitzenkandidaten gemacht hat.«
AIPAC habe im Laufe der Jahre keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Sanders gemacht, erklärt Higgins in dem Artikel, weil Sanders es 2016 ablehnte, persönlich an der Konferenz teilzunehmen, und er ähnliche Bedenken über die Behandlung der Palästinenser durch die Gruppe und ihre Verbindungen zu Hassgruppen hatte.
Eine Gruppe, die lose mit der AIPAC verbunden sei, die »Demokratische Mehrheit für Israel«, schaltete im Januar und Februar in Iowa und Nevada Anzeigen gegen den Senator, die ihn vehement angriffen, berichtet der Artikel.
Aber dann kommt Ali Abunimah, der Mitbegründer der Electronic Antifada zu Wort, der geäußert hatte: »Die Mauer der Angst, die AIPAC schützt, bekommt Risse und bröckelt, weil unten Gras wächst.«
Abunimahs Äußerungen wurden vom Intercept-Journalisten Glenn Greenwald aufgegriffen, der darauf hinwies, dass die Ablehnung der Konferenz durch Warren und Sanders auf ein breiteres Legitimationsproblem der Organisation hinweise.
»Dass Sanders den politischen Mut hat, eine Organisation abzulehnen, die sich einem Apartheidstaat verschrieben hat, ist ein weiterer Pluspunkt«, so Greenwald. »Aber AIPAC erwähnt nicht, dass Senatorin Warren sich ebenfalls geweigert hat, an der Veranstaltung teilzunehmen, weil AIPAC, genau wie Israel, zu einem rechtsextremen Schurkenstaat geworden ist.«
In dem Artikel folgen weitere Zitate und Higgins beendet den Artikel mit der Aussage der Schriftstellerin Mairav Zonsein:
»Für mich und viele andere israelische und amerikanische Juden auf der Linken ist Sanders buchstäblich ein Held, weil er dem AIPAC ‚Fuck you‘ gesagt hat.«105