Börse ist kein Glücksspiel! (21.11.2025)

 

Dass die Börse kein Glücksspiel ist, sondern ein mafiöses Schneeballsystem von Insidern, steht der Aussage entgegen „Sorgen Sie für die Rente vor, investieren Sie an der Börse“. Was stimmt nun?

Die These derjenigen, welche von Börsengeschäften profitieren, lautet: „Auch wenn es einen Crash gibt, stellen Aktien den Anteil an Sachwerten und anderen Werten dar, welche sich wieder erholen werden, wenn man nur lange genug warten kann.„.

  1. Frage: Wer profitiert nun von Börsengeschäften. Nun da sind Banken, Makler, aber ganz besonders die Großanleger, welche immer den Kleinanleger einen Herzschlag im Voraus wissen, wann sie aus dem Spiel aussteigen müssen. Und die brauchen natürlich jene Anleger, welche dann die Verluste abschreiben.
  2. Die Geschäftsführungen der Aktienfirmen, deren Manager mit Aktienoptionen mehr verdienen, als mit der eigentlichen Arbeit für den Konzern.

Beispiel Nokia

Schauen wir uns ein Beispiel an: Nokia erreichte sein Allzeithoch während der Dotcom-Blase am 19. Juni 2000 mit einem Schlusskurs von etwa 62,50 USD (unadjustiert; vor einem 2:1-Aktiensplit im April 2000). Andere Quellen nennen Werte um 59-65 USD (je nach Währung oder Anpassung), aber der Peak lag definitiv in diesem Bereich. Nach Berücksichtigung des Splits und späterer Anpassungen (z. B. für Dividenden) wird der angepasste Höchstwert oft mit rund 30 USD angegeben. Nach dem Dotcom-Crash fiel der Kurs massiv: Bis Ende 2000 war er bereits auf etwa 41 USD gesunken, und in den Jahren 2001-2003 pendelte er in einem Bereich von ca. 10-20 USD. Der absolute Tiefststand post-2000 lag später, um 2012 herum bei etwa 1,33 USD (oder sogar niedriger in einigen Angaben), bedingt durch den Verlust des Smartphone-Markts an Konkurrenten wie Apple und Samsung. der Kurs hat das Niveau von 2000 nie wieder erreicht – weder den Peak von über 60 USD noch den angepassten von ca. 30 USD. Nokia hat sich vom Handy-Giganten zu einem Netzwerkausrüster gewandelt (z. B. 5G-Technologie), was den Kurs stabilisiert hat, aber keine Boom-Phase wie damals ausgelöst hat.

„Ja aber das ist eine Ausnahme“

Dann schauen wir mal, was gerade mit NVIDIA passierte. Shanaka Anslem Perera erklärt das in einem Artikel am 20. November.

Dem Artikel zufolge platzte gerade ein 610 Milliarden Börsen“Betrug“. Am 19. November, so die Aussage, sei etwas für normale Anleger Unerwartetes passiert. Die Nvidia-Aktie stieg nach Bekanntgabe der Quartalszahlen um 5 %, stürzte dann aber innerhalb von 18 Stunden ins Minus. Algorithmen der Wall Street erkannten, was Menschen nicht sehen konnten: Die Zahlen stimmen nicht.

Nvidia meldete unbezahlte Rechnungen in Höhe von 33,4 Milliarden Dollar, ein Anstieg von 89 % innerhalb eines Jahres. Kunden, die Chips gekauft haben, haben diese noch nicht bezahlt. Die durchschnittliche Wartezeit auf die Zahlung verlängerte sich von 46 auf 53 Tage. Diese zusätzliche Woche entspricht 10,4 Milliarden Dollar, die möglicherweise nie ankommen.

Gleichzeitig horte Nvidia unverkaufte Chips im Wert von 19,8 Milliarden Dollar, ein Anstieg von 32 % innerhalb von drei Monaten. Das Management behauptet jedoch, die Nachfrage sei enorm und das Angebot begrenzt. Beides kann nicht stimmen. Entweder kaufen die Kunden nicht oder sie kaufen ohne Geld, meint der Autor und verweist auf das Ergebnis des Cashflow.

Nvidia erwirtschaftete 14,5 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln, wies aber einen Gewinn von 19,3 Milliarden US-Dollar aus. Die Differenz beträgt 4,8 Milliarden US-Dollar. Gesunde Chiphersteller wie TSMC und AMD wandeln über 95 % ihrer Gewinne in liquide Mittel um. Nvidia schafft nur 75 %. Das ist schon fast ein Desaster.

Und dann, so der Autor, werde es kriminell. Denn Nvidia gab 2 Milliarden US-Dollar an xAI. xAI lieh sich 12,5 Milliarden US-Dollar, um Nvidia-Chips zu kaufen. Microsoft gab OpenAI 13 Milliarden US-Dollar. OpenAI investierte 50 Milliarden US-Dollar in den Kauf der Microsoft-Cloud. Microsoft bestellte Nvidia-Chips im Wert von 100 Milliarden US-Dollar für diese Cloud. Oracle gewährte OpenAI Cloud-Guthaben in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar. OpenAI bestellte Nvidia-Chips für Oracle-Rechenzentren.

Das gleiche Geld zirkuliert durch verschiedene Unternehmen und wird mehrfach als Umsatz verbucht. Nvidia bucht Umsätze, aber niemand zahlt. Die Rechnungen verjähren. Die Lagerbestände häufen sich. Das Geld kommt nie an.

Die CEOs von KI-Unternehmen hätten das letzte Woche selbst zugegeben, erläutert der Artikel. Der CEO von Airbnb nannte es „Vibe Revenue“. OpenAI verbrennt jährlich 9,3 Milliarden Dollar, erwirtschaftet aber nur 3,7 Milliarden. Das entspricht einem jährlichen Verlust von 5,6 Milliarden Dollar. Die Bewertung von 157 Milliarden Dollar erfordert zukünftige Gewinne von 3,1 Billionen Dollar, die laut einer Studie des MIT 95 % der KI-Projekte niemals generieren werden.

Und jetzt kommen wir dazu, wer denn verdient, wenn der Rentner Aktien kauft: Peter Thiel verkaufte am 9. November Nvidia-Aktien im Wert von 100 Millionen Dollar. SoftBank stieß am 11. November Aktien im Wert von 5,8 Milliarden Dollar ab. Michael Burry kaufte Put-Optionen und spekulierte auf einen Kurssturz von Nvidia auf 140 Dollar bis März 2026.

Bitcoin, das die KI-Spekulationen widerspiegelt, fiel von 126.000 Dollar im Oktober auf 89.567 Dollar heute. Das entspricht einem Rückgang von 29 %. KI-Startups halten Bitcoin im Wert von 26,8 Milliarden Dollar als Kreditsicherheit. Sollte Nvidia um weitere 40 % fallen, würden diese Kredite ausfallen, was Bitcoin-Verkäufe im Wert von 23 Milliarden Dollar und einen Krypto-Crash auf 52.000 Dollar zur Folge hätte.

Der Zeitplan sei nun fest, meint der Autor. Im Februar 2026 werde Nvidia die Zahlen für das vierte Quartal veröffentlichen und damit bekannt geben, wie viele Rechnungen älter als 60 Tage sind. Im März 2026 erfolge dann eine Herabstufung durch die Ratingagenturen. Im April 2026 werde die erste Bilanzkorrektur vorgenommen. Der Betrug, wie der Autor die kreative Investitionsstrategie der cleveren CEOs nennt, dessen Aufbau 18 Monate dauerte, werde innerhalb von 90 Tagen aufgedeckt. Ein fairer Wert für Nvidia sei: 71 US-Dollar pro Aktie. Der aktuelle Kurs liege bei 186 US-Dollar. Die Rechnung sei einfach.

Aber Vorsicht. Vielleicht ist auch dieser Artikel nur eine der Aktionen, mit denen bestimmte Kreise fallende Kurse provozieren, um dann billig einkaufen zu können. Bei Nokia war das jedoch nicht der Fall.

Erstveröffentlichung:  https://tkp.at/2025/11/21/boerse-ist-kein-gluecksspiel/