Widerstand
Carlos Latuff erklärt am 16. September 2021, dass »in Palästina der Löffel mächtiger ist als das Schwert«. Damit kommentierte er den Ausbruch von politischen Gefangenen aus einem israelischen Gefängnis. Ein Ausbruch, den sie sich mit einem Küchenlöffel ergraben hatten. Seyed Alireza Mousavi schreibt dazu:
»Vor etwa zwei Wochen waren sechs Palästinenser auf spektakuläre Weise aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen. Sie konnten offenbar mit einem Löffel einen Tunnel aus dem Gilboa-Gefängnis im Norden Israels an der Grenze zum Westjordanland graben und so fliehen. Die Israelische Armee und der Inlandsgeheimdienst Schin Bet setzten dann alles daran, um die Entkommenen schnellstmöglich wieder zu fassen. Nach zwei Wochen Fahndung hatte Israel endlich alle sechs Flüchtlinge wieder in Gewahrsam. In den Tagen zuvor war es zu heftigen Ausschreitungen der israelischen Sicherheitskräfte gegen Palästinenser im israelisch besetzten Gebiet der Westbank gekommen. Dass den Männern die Flucht aus dem angeblich sichersten Gefängnis Israels nur mit einem Löffel als Werkzeug beim Tunnelgraben gelang, war für Israel extrem peinlich. (…).
Um den Ruf des israelischen Sicherheitsapparats aufzupolieren und zu bewahren, schaltete sich inzwischen auch die New York Times (NYT) ein, um den Israelis beizuspringen. So veröffentlichte die NYT kürzlich als ein mehr oder weniger geschicktes Ablenkungsmanöver einen etwas aktualisierten Artikel über den ›grandiosen‹ Einsatz eines Kampfroboters des Mossad – ausgestattet mit künstlicher Intelligenz und zahlreichen Kameras – bei der Ermordung des iranischen Atomwissenschaftler Mohsen Fachrisadeh im November 2020.«8
1 https://de.rt.com/meinung/124384-israels-gefangnisausbruch-nyt-veroffentlicht-als/
Mit dieser Karikatur weist Carlos Latuff darauf hin, wie die Demonstrationen und der Aufstand der Menschen in der Westbank, Gaza und Jerusalem gegen die ethnischen Säuberungen der überwältigenden Militärmacht mit dem Namensschild Apartheid Israel einen Schlag versetzte.
Drei Fäuste in den Farben Palästinas aus der Flagge Palästinas in der Form des Landes schlagen einen schwer bewaffneten Soldaten mit der Aufschrift Apartheid mit den Fäusten.
Der Aufstand der Palästinenser gegen die Besatzungsmacht gilt als Terrorismus. Also waren die Mitglieder der französischen Resistance Terroristen, da sie sich gegen die deutsche Besatzungsmacht wehrten? Eine Frage, die man Deutschland besser nicht stellt.
Am 11. Mai 2021 kam es zu Demonstrationen gegen die
Zerstörung von Sheikh Jarrah und die offensichtlich angestrebte Zerstörung der
Al-Aqsa-Moschee. Carlos Latuff kommentiert das mit »Mutter« Palästina, die
einem Polizisten in voller Montur ins Gesicht schreit: »Rette Al-Aqsa! Rette
Sheikh Jarrah!« Er kommentiert das mit den Worten: »Palästina hat schon seine
Geduld verloren! Beendet Apartheid in Israel!«
Mitte Mai sind die Proteste so groß, dass Carlos Latuff sie mit diesem Bild kommentiert. Eine übergroße grimmig schauende »Mutter« Palästina hat eine Sandale in der Hand und krempelt sich die Ärmel hoch, während im Hintergrund eine große Menschenmenge demonstriert und im Vordergrund ein verängstigter Polizist davonläuft.
Anfang Mai gab Carlos Latuff seine Unterstützung für den Schutz von Sheikh Jarrah vor Zerstörung und Ent-Palästinensierung Ausdruck durch dieses Bild. Es zeigt
»Mutter« Palästina, die eine Fahne Palästinas an ihren Gehstock gebunden hat und wutentbrannt lamentiert, sodass man nichts anderes mehr sieht.
Ende April, Anfang Mai 2021 steigerten sich die Proteste und es wurde bereits von der 3. Intifada gesprochen. Das Bild zeigt einen Jugendlichen, der mit einem Stock bewaffnet einem Siedler mit dem T-Shirt »Tod den Arabern« und einem schwer bewaffneten Polizisten einen Schreck einjagt, während er aus dem Damaskus-Tor »Widerstand« schreit.
Auf Mondoweiss berichtet Mahmoud Muna aus eigener Erfahrung von den Antifadas:
Er berichtete, dass er als junger Schüler die erste Intifada miterlebt habe. Als Steinwürfe und Straßendemonstrationen ausreichten, um Israel dazu zu zwingen mit der PLO zu verhandeln, die es als terroristische Organisation ansah, und sie schließlich als alleinige Vertreterin des palästinensischen Volkes zu akzeptieren. Die Zweite Intifada habe er brutaler und blutiger in Erinnerung: Der Einsatz schwerer Waffen war die neue Normalität, und die israelischen Kontrollpunkte zerstückelten die palästinensischen Städte und Dörfer noch weiter, was zu Verwüstungen und Erniedrigungen führte, wie man sie nie zuvor gesehen hatte.
Während er den Artikel verfasste, so der Autor, führe sein Volk einen weiteren Massenprotest durch. Obwohl er in Jerusalem begann, breite er sich schnell über das gesamte historische Palästina aus – von der Negev-Wüste bis zu den Hügeln von Haifa.
Die jahrelange israelische Militärbesatzung und der eskalierende Siedlungsbau haben das palästinensische Gemeinwesen in mehrere geografische Gebiete zersplittert.
Obwohl die Palästinenser ihre starke, verbindende kulturelle Identität beibehalten haben, sei die Realität unter der Besatzung eine Unterwerfung unter unterschiedliche bürokratische Normen und administrative Realitäten vor Ort.
Obwohl einige Palästinenser innerhalb des Staates Israel Staatsbürger sind, werden die Palästinenser im Westjordanland – wie die Familie der Autorin mütterlicherseits – faktisch von der israelischen Armee und der Rechtsprechung der Militärgerichte regiert, während die Bewohner des Gazastreifens noch weiter marginalisiert und belagert werden. In der Zwischenzeit sei der Autor als palästinensischer Jerusalemer lediglich ein »Einwohner« der Stadt – kein Staatsbürger – und genieße nur sehr eingeschränkte Bürgerrechte, ohne jegliches politisches Recht oder Wahlrecht.
Die Palästinenser, die voneinander getrennt sind, haben immens darum gekämpft, ein nationales Projekt mit klaren Zielen aufrechtzuerhalten. Doch nach Jahren der Ausbeutung und des zunehmenden Rassismus unter rechtsextremen nationalistischen israelischen Regierungen spüren die Palästinenser in dieser Woche die Wiederbelebung ihres Widerstandsgeistes, meint Muna. Indem sie gemeinsam an verschiedenen Punkten der Konfrontation kämpfen, kommen diese zerfallenen Teile unseres Körpers wieder zusammen.
Die erste Demonstration, so erzählt er, begann am Damaskustor in Jerusalem: Die israelische Polizei wurde aufgefordert, die Metallbarriere zu entfernen, die den Platz am Tor, die Lunge des palästinensischen gesellschaftlichen Lebens in der Altstadt, absperrt. Obwohl sich die israelische Polizei zunächst weigerte, der Forderung nachzukommen, zwangen die Palästinenser Israel nach dreizehn Tagen anhaltender friedlicher Demonstrationen, den Platz während der Festtage des Ramadan wieder zu öffnen. Bei den Demonstranten habe es sich um junge, relativ unpolitische palästinensische Jerusalemer gehandelt, die Zugang zum öffentlichen Raum in Jerusalem forderten.
Ungefähr zur gleichen Zeit, nur hundert Meter nördlich der Altstadt, erhielten achtundzwanzig Familien im Viertel Sheikh Jarrah Räumungsbefehle für ihre Häuser, in denen sie seit 1956 leben. Muna berichtet weiter, dass es einer der Organisationen jüdischer Siedler gelang, mehrere israelische Richter – von denen einer selbst ein Siedler ist – davon zu überzeugen, dass das Land unter diesen Häusern bereits seit 1875, also dreiundsiebzig Jahre vor der Gründung des Staates Israel, den Juden gehört. Viele sahen darin ein klares Beispiel dafür, dass die israelischen Gerichte Apparate der Apartheid sind, die das Recht manipulieren, um neue Fakten zu schaffen.
Ermutigt durch den Bericht von Human Rights Watch, in dem die Apartheidpolitik Israels anerkannt wurde, seien dann Hunderte und später Tausende von Palästinensern in die Nachbarschaft geströmt, um ihre Solidarität mit den Familien und ihrem juristischen Kampf um die Anfechtung und Umkehrung dieser Ungerechtigkeit zu zeigen.
»Während des heiligen Monats Ramadan kommen jeden Abend Zehntausende von Palästinensern zum Al-Haram Al-Sharif, freitags sogar noch mehr. In der
Mit ihren Stiefeln, Gewehren und Aggressionen verletzte die Armee mehr als 150 Menschen, beschädigte das heilige Gebäude und zerstörte auf barba- rische Weise die alten Glasfenster und Holztüren. Nun hatte das israelische Terrorregime eine religiöse Grenze überschritten, ein religiöses Heiligtum geschändet und damit nicht nur bei den Palästinensern, sondern bei allen Muslimen weltweit Wut und Ärger ausgelöst. |
27. Nacht des Ramadan – der heiligsten aller Nächte: der Nacht, in der der Heilige Koran auf den Propheten Mohammed herabgesandt wurde – wurden unnötigerweise Tausende von zusätzlichen Polizisten und Armeeangehörigen in der Altstadt eingesetzt, was die ohnehin schon angespannte Atmosphäre weiter verschärfte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Tausenden von Militärangehörigen am heiligsten Tag des Jahres das Heiligtum stürmen würden.
Wir begannen uns zu fragen, ob der wachsende Aufruhr noch eingedämmt werden konnte, als ein israelischer Siedler – vor den Augen der Polizei – einen jungen Mann bei einer friedlichen Demonstration in Lod/Lydda erschoss, einer Stadt unter israelischer Kontrolle, die aufgrund der Nachlässigkeit der Regierung seit Langem unter sozialen Problemen wie Kriminalität und Drogenkonsum zu leiden hat.«9
Der Autor berichtet, dass am nächsten Tag Dutzende von Städten innerhalb der israelischen Grenzen von 1948 ihre eigenen Demonstrationen organisierten und Rechenschaftspflicht der Polizei und Gleichbehandlung einforderten. Leider, aber nicht überraschend, reagierte die Polizei auf die Palästinenser mit Aggression und ignorierte dabei die rechtsgerichteten Nationalisten, die »Tod den Arabern« skandierten und zum Lynchen von Palästinensern aufriefen.
Fast 2 Millionen Palästinenser innerhalb Israels – mehr als 20 % der Bürger des Staates – seien endlich mit der Realität ihrer Ausgrenzung konfrontiert. Die Verleugnung sei vorbei, und die Gemeinschaft, die in der Rassenhierarchie des Staates unter den jüdischen Israelis stehe, kehre zu ihrer einheimischen nationalen Identität zurück und verbinde ihren Kampf um Qualität und Demokratie mit dem der Palästinenser in Jerusalem und im Westjordanland.
Im Gazastreifen, so der Artikel weiter, setze Israel unterdessen seine Politik des
»Grasmähens« fort, d. h. es führt alle paar Jahre blutige Angriffe auf den Streifen durch, um ihn arm und unterentwickelt zu halten. Seit letzter Woche hat der erneute Angriff der Israelis auf den Gazastreifen mehr als 120 Menschen das Leben gekostet. Während Israel mit einer weiteren Eskalation durch eine Landinvasion droht, seien die belagerten Bewohner des Gazastreifens mit wenig lokalem Widerstand und ohne internationalen Schutz isoliert an den Ufern des Mittelmeers dem Verbluten überlassen worden.
»Schließlich sind die Palästinenser im historischen Palästina dabei, die Quadratur des Kreises zu schaffen. Ob man dies als Dritte Intifada bezeichnen kann, ist nicht wichtig. Das Einzigartige am aktuellen Aufstand ist, dass die Palästinenser wieder einmal gemeinsam für Freiheit, Würde und Gleichheit eintreten. Lokaler Aktivismus verbindet sich mit nationalem. Die säkularen unter uns, die sich mit rechtlichen und völkerrechtlichen Mechanismen befassen, tun sich mit religiösen Aktivisten zusammen, die unsere heiligen Stätten schützen wollen. Auch wenn wir unterschiedlich betroffen sind, betrifft die Besatzung letztlich alle – niemand ist privilegiert, niemand ist vor israelischer Aggression und Rassismus sicher. Für Israel ist das Erwachen des palästinensischen Widerstands eine Bedrohung, für uns bedeutet dieser Moment unsere Hoffnung auf Freiheit und Freiheit für alle. Nur ein Weg kann alle vom Fluss bis zum Meer retten: die Beendigung der Besatzung, die Beendigung der Apartheid und die Beendigung der Unterdrückung.«10
Gegen Ende August wurde ein Hungerstreik von palästinensischen politischen Gefangenen in Israel bekannt. Er zeigt einen Gefangenen vor einem vergitterten Fenster, der in heroischer Geste im Geiste die Fahne Palästinas sieht, während er mit einer Hand das nicht besonders ansprechend aussehende Essen verweigert, welche ihm eine Hand durch die vergitterte Gefängnistür reicht. Er schreibt dazu: »Solidarität mit den Hungerstreikenden in israelischen Gefängnissen.«
Solidarität mit den Opfern der israelischen Besatzung ist in Deutschland kaum zu erwarten. Zu tief ist das Narrativ in der deutschen Gesellschaft etabliert, dass fast alles, was israelische Politiker tun, rechtmäßig ist.
Am 18. März ehren Carlos Latuff und viele Palästinenser die US-Menschenrechtlerin Rachel Corrie, welche im Jahr 2003 von einem israelischen Bulldozer getötet wurde.
Durch ihren Tod mit 23 Jahren wurden ihre Texte zu einem wichtigen Teil der Erinnerung an 50 Jahre Besatzung und Unterdrückung. Philip Weiss berichtet am 20. Oktober 2020 über seine Erfahrung mit der Erinnerung.
Zunächst erklärt er, dass Corrie eine Schriftstellerin aus Olympia, WA, also aus den USA war, die im Jahr 2003 im Alter von 23 Jahren in Rafah, Gaza, als Freiwillige der Internationalen Solidaritätsbewegung starb, als ein israelischer Bulldozer sie zermalmte, während sie versuchte ein palästinensisches Haus vor dem Abriss zu schützen.
Sie hatte Tagebücher geführt und diese waren veröffentlicht worden. Das hatte den Autor inspiriert, sich mit ihrer Arbeit zu beschäftigen. Zuletzt hatte er das Buch »Let Me Stand Alone« gelesen, und war dann zu Vorlesungen bzw. Theaterstücken gegangen, die eine kleine Theatergruppe aufführten. »Mein Name ist Rachel Corrie.« Vier junge Frauen sprachen die Worte, die sie niedergeschrieben hatte. Er berichtet dann über die Wirkung.
»Aber die Worte von Rachel Corrie waren meiner Frau und zwei Freunden im Publikum an diesem Abend neu. Und am Ende der Vorstellung saßen sie alle still und mit zu Boden gerichteten Augen da. Meine Freunde waren beide an diesem Abend zu aufgewühlt, um zu reden, also sprach ich sie später darauf an.
Beide sagten, die Kraft des Stücks liege in der Tatsache, dass wir den Konflikt durch die idealistischen Augen eines jungen Amerikaners neu sehen können.«11
Er berichtete dann in dem Artikel, dass Menschen sagten, dass es einen Unterschied mache, ob man einfach lese, was passiert war, oder ob man es durch die Augen dieser jungen Frau sah.12
Am 30. März finden in der ganzen Welt Demonstrationen für die Selbstbestimmung und Freiheit der Palästinenser statt. 2021 hatten sich zum Beispiel in Washington über 35.000 Menschen versammelt.13
Carlos Latuff feiert den Tag mit einer Karikatur aus dem Jahr 2009, welche die übergroße »Mutter« Palästina zeigt, wie sie einen Gehstock schwingend einem kleinen gepanzerten Polizeifahrzeug einen Tritt gibt, sodass dieses davonfliegt, während sie ruft: »Verschwinde von meinem Land!«
Die Tragikkomik dieses Bildes: Mutter Palästina ist übergroß im Vergleich zu dem Militärfahrzeug. Die realen Machtverhältnisse sind völlig andere.
13 https://mondoweiss.net/2021/05/the-landscape-is-shifting-over-35000-rally-for-palestine-in-dc-on-memorial-day-weekend/
Der einzige mögliche Widerstand für die unterdrückten Palästinenser, von denen viele Jahrzehnte in Vorbeugehaft in israelischen Gefängnissen einsitzen, bleibt der Hungerstreik, durch den die Welt auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht werden soll.
Es ist kein gewaltloser Widerstand, sondern die Gewalt richtet sich gegen den Widerständler selbst. Das funktionierte unter Gandhi und funktioniert immer dann, wenn der Aggressor bzw. seine Bevölkerung einen Rest von Ethik und Moral besitzen. Im Fall der Palästinenser richten sich die Aktionen an die Welt. Was leider meist ohne Reaktion verhallt.
Am Tag der politischen Gefangenen in Israel, dem 17. April 2020, veröffentlichte Carlos Latuff seine Karikatur, welche »Mutter« Palästina zeigt, die Hand eines sterbenden Hungerstreikenden haltend, die durch die Gefängnistür und ein Fenster, das dem israelischen Stern gleicht, ragt.
MintPress erinnert an die Gefangenen mit dem Artikel »Tag der palästinensischen Gefangenen: Zum Gedenken an Palästinas organische Intellektuelle«. Anlässlich des Tages der palästinensischen Gefangenen veröffentlichte MintPress die Einleitung zu Dr. Ramzy Barouds »These Chains Will be Broken [Diese Ketten werden gesprengt werden]: Palästinensische Geschichten von Kampf und Widerstand in israelischen Gefängnissen«.
Der Artikel beginnt damit, daran zu erinnern, dass der 17. April der Tag sei, an dem der mehr als 5.000 palästinensischen Gefangenen gedacht wird, die in israelischen
Gefängnissen einsitzen, von denen viele minderjährig sind und viele ohne Anklage oder Prozess inhaftiert bleiben.
Kaum jemand habe sich unermüdlicher für diese »vergessenen Seelen« eingesetzt als Ramzy Baroud, ein palästinensischer Autor und Intellektueller, der das o. g. Buch veröffentlicht hatte.
Das Buch bestehe aus zwanzig Geschichten, erzählt von palästinensischen Gefangenen. Sie bieten, so der Artikel, einen einzigartigen Einblick in die Kämpfe, denen sie und ihre Familien ausgesetzt sind. MintPress sei stolz darauf, in Zusammenarbeit mit dem Autor des Buches dessen Einleitung in vollem Umfang zu veröffentlichen.
»‚Für meine Meinung‘, schrieb der italienische Intellektuelle Antonio Gramsci,
‚bin ich bereit, mein Leben zu verlieren, nicht nur um im Gefängnis zu bleiben. Und deshalb bin ich ruhig und in Frieden mit mir selbst.‘ Gramsci verbrachte 11 Jahre im Gefängnis während der faschistischen Herrschaft über Italien, einem brutalen Regime, das zwischen 1922 und 1943 jede Form von politischer Opposition unterdrückte. Er starb nur sechs Tage nach seiner Entlassung.
Gramscis revolutionäres Leben und sein früher Tod im Alter von 46 Jahren spiegeln seine eigene Definition des ‚organischen Intellektuellen‘ wider, der kein bloßer ‚Beweger von Gefühlen und Leidenschaften‘ ist, sondern ein ‚aktiver Teilnehmer am praktischen Leben, als Konstrukteur und Organisator – ein
‚ständiger Überredungskünstler‘, nicht nur ein einfacher Redner‘.«14
Diese Definition, so der Autor, qualifiziere alle Männer und Frauen als Intellektuelle im Sinne Gramscis, auch wenn sie diese Funktion in der Gesellschaft nicht innehaben, weil es »keine menschliche Tätigkeit gibt, von der jede Form der intellektuellen Beteiligung ausgeschlossen werden kann«, insbesondere jene Tätigkeiten, die von einer »bewussten Linie des moralischen Verhaltens« geleitet werden.
Alle Menschen, deren Geschichten in diesem Buch erzählt werden, jeder einzelne von ihnen, haben einen Anspruch auf echten, organischen Intellekt. Sie alle kämpften für eine Idee, eine Meinung, waren – und sind – bereit, ihr Leben zu opfern, um diese Ideen zu verteidigen. Im Fall von Faris Baroud (»I See You in My Heart«) und vielen anderen palästinensischen Gefangenen haben sie dies tatsächlich getan.
Dies seien die Geschichten von Palästinas wahren Intellektuellen, Frauen und Männern, Müttern und Vätern, Kindern und Jugendlichen, Lehrern, Kämpfern und Menschenrechtsverfechtern, die durch ein einziges Motiv vereint seien, das über Region, Religion und Ideologie hinausgehe: Widerstand, d. h. eine mutige moralische Haltung gegen Ungerechtigkeit in all ihren Formen einzunehmen.
Es sei äußerst unfair, palästinensische Gefangene in die bequemen Kategorien Opfer oder Terroristen einzuteilen, denn beide Klassifizierungen machen ein ganzes Volk entweder zum Opfer oder zum Terroristen, eine Vorstellung, die dem wahren Charakter des jahrzehntelangen palästinensischen Kampfes gegen Kolonialismus, militärische Besatzung und die tief verwurzelte israelische Apartheid nicht gerecht werde.
»Nach Angaben der Vereinten Nationen und palästinensischer Quellen wurden seit der israelischen Besetzung Ost-Jerusalems, des Westjordanlands und des Gazastreifens im Juni 1967 zwischen 750.000 und 800.000 Palästinenser inhaftiert. Darunter sind 23.000 Frauen und 25.000 Kinder. Derzeit gibt es 5.250 palästinensische politische Gefangene in Israel, eine Zahl, die ständig steigt, nicht nur, weil Israel auf der Aufrechterhaltung seiner militärischen Besatzung besteht, sondern auch, weil die Palästinenser auf ihrem Recht bestehen, Widerstand zu leisten. Erwartungsgemäß bezeichnet Israel jede Form des palästinensischen Widerstands als ‚Terrorismus‘, eine irreführende Darstellung der Realität des palästinensischen politischen Dissenses, die letztlich auf ihre Entmenschlichung abzielt und damit die Unterwerfung eines ganzen Volkes rechtfertigt. Aber auch die Palästinenser sind keine passiven Opfer.
‚Am Ende haben wir nicht nur aus der Verzweiflung Hoffnung gemacht‘, schreibt Khalida Jarrar, eine palästinensische Führungspersönlichkeit und Gefangene, in ihrer Geschichte ‚Die Kohorte des Trotzes‘:
‚Wir haben uns auch in unserem Narrativ weiterentwickelt, in der Art und Weise, wie wir uns selbst, das Gefängnis und die Gefängniswärter wahrnehmen. Wir haben das Gefühl der Unterlegenheit besiegt und die Mauern des Gefängnisses in eine Chance verwandelt. Als ich das strahlende Lächeln auf den Gesichtern meiner Schüler sah, die im Gefängnis ihren Highschool-Abschluss gemacht haben, hatte ich das Gefühl, dass meine Mission erfüllt war.‘«15
Jarrar, die auch das Vorwort zu diesem Buch geschrieben habe, sei Gramscis wahrer organischer Intellektueller in seiner idealsten Ausprägung. Sie war mehr als eine »Bewegerin von Gefühlen und Leidenschaften«, sie habe trotzig und unermüdlich ihre Peiniger herausgefordert, eine Generation von Frauen ausgebildet, denen solche Möglichkeiten im Gefängnis verwehrt waren, und sei nie von ihrem starken, revolutionären Diskurs abgewichen. Es sei keine Überraschung, dass sie wiederholt von Israel inhaftiert wurde. Jedes Mal sei sie gestärkt, trotziger und entschlossener daraus hervorgegangen.
Dima al-Wawi ist die geborene Khalida Jarrar. Im Alter von 12 Jahren wurde sie verhaftet, vor Gericht gestellt und inhaftiert, weil sie versucht hatte, einen schwer bewaffneten israelischen Siedler in der Nähe der Siedlung Karmei Tzur zu erstechen, einer Siedlung, die illegal auf palästinensischem Land gebaut wurde, das zu ihrer Stadt Halhul, nördlich von Al-Khalil (Hebron), gehört.
»Nach meiner Entlassung kehrte ich an die Halhul Martyrs School zurück«, schrieb sie. »Es war wunderbar, wieder dort zu sein, und ich konnte es kaum erwarten, meine Ausbildung abzuschließen und Journalistin zu werden, um die Botschaft der Gefangenen und ihr Leid in die Welt zu tragen. Ich möchte der Welt zeigen, wie die Kinder in Palästina jeden Tag von der Besatzung misshandelt werden.«16
Im Gefängnis haben viele palästinensische Gefangene die junge Dima beschützt, erklärt der Text des Artikels, indem sie die Rolle der Mutter und der älteren Schwester übernahmen – ein Akt der Solidarität, der die palästinensische Gesellschaft ausmache. Israa Ja‘abis sei eine dieser Gefangenen, die die Rolle der Familie übernommen habe. Ihre Geschichte im Gefängnis wird durch ihre Schwester Mona vermittelt.
»Die Härte der Besatzer hat ihr Gesicht und ihren Körper vernarbt, ihre Finger amputiert und unerbittlich versucht, ihren Geist zu brechen«, schreibt Mona.
»Die Tatsache, dass Israa Dima während ihres kurzen Aufenthalts im Ofer-Gefängnis umarmte, ist ein Beweis dafür, dass der Geist der jungen Mutter nie gebrochen wurde, obwohl schwere Verbrennungen einen Großteil ihres Körpers bedecken.«17
Ob Khalida, Dima, Israa, Ali, Dareen, Faris und all die anderen sich im Gefängnis, vor Gericht oder sonstwo getroffen haben, spiele keine Rolle. Ihre Leben sind in ihrem Innersten miteinander verbunden. Der Kampf sei ein und derselbe. Ihre Geschichten seien Ausarbeitungen ein und derselben Erzählung, nämlich der von engagierten Widerstandskämpfern, organischen Intellektuellen, die einer höheren Sache als ihrer eigenen Freiheit dienen: der Freiheit ihres Volkes.
Und da der palästinensische Widerstand eine kollektive Erfahrung sei, war auch das Schreiben dieses Buches eine kollektive Anstrengung. Es sei ihr Versuch gewesen, das Narrativ des palästinensischen Volkes zurückzufordern, es aus der erdrückenden Enge des politischen, medialen und akademischen Diskurses zu befreien und es in das Herz des Widerstands zu tragen. »These Chains Will Be Broken« sei eine Sammlung von Geschichten palästinensischer Widerstandskämpfer, die entweder von ihnen selbst oder von nahen Familienangehörigen in einem intimen Rahmen erzählt werden, der frei ist von der typischen Darstellung und Fehldarstellung Palästinas und seines Volkes.
16 https://www.mintpressnews.com/palestinian-prisoners-day-remembering-palestines-organic-intel- lectuals/266624/
Auch die Frage des gewalttätigen bzw. gewaltlosen Widerstands werde nicht behandelt werden. Eine solche »Debatte« mag die theoretischen Interessen des westlichen Publikums in weit entfernten akademischen Kreisen befriedigen, aber keiner dieser Gefangenen – ob sie nun der Tötung israelischer Soldaten oder des Verfassens eines Gedichts beschuldigt werden – habe versucht, ihren Muqawama, ihren Widerstand, in irgendeiner Weise zu klassifizieren.
(…) Die anfänglichen Forschungsfragen, um die die Gefangenen oder ihre Familien gebeten wurden, zielten darauf ab, ein Verständnis für die Gefängniserfahrung und ihre Auswirkungen auf den Einzelnen, die Familie und die Gemeinschaft zu erlangen. Das hier vorgelegte Endergebnis bringt die individuellen Erfahrungen der einzelnen Gefangenen zum Ausdruck und hebt gleichzeitig ein wiederkehrendes Thema hervor – einen roten Faden in der Erzählung, der die kollektive Geschichte des palästinensischen Widerstands darstellt.
Der Autor erklärt, dass er im April 2019 in Istanbul mit mehreren freigelassenen Gefangenen Interviews geführt habe und dabei erstaunt war über die Klarheit ihres politischen Diskurses. Von den drei Gefangenen, die interviewt wurden, gehörte einer der politischen Bewegung Fatah an, ein anderer der Hamas und ein dritter dem Islamischen Dschihad. Trotz der scheinbar großen ideologischen Unterschiede zwischen den drei Gruppen sei er erstaunt gewesen über den Grad der Einheit und des Zusammenhalts in ihren individuellen Erzählungen, wenn es um das Thema Widerstand ging, sei es im oder außerhalb des Gefängnisses. Wie das Buch zeige, ist Muqawama der gemeinsame Nenner aller Gefangenen, ja aller Palästinenser.
Diese Wahrheit erkläre zum Teil, warum diese Form der Erzählung gewählt wurde, um die Geschichte der palästinensischen Gefangenen und damit die Geschichte des palästinensischen Widerstands insgesamt zu erzählen. Wie in allen früheren Büchern war Dalia Alkayyali gezwungen, die zentrale Rolle der Palästina-Erzählung von einer israelischen auf eine palästinensische Perspektive zu verlagern, insbesondere eine, die den typischen, elitären Blickwinkel unbeachtet lässt und sich stattdessen darauf konzentriert, die Geschichte aus der Sicht der einfachen, armen, unterprivilegierten und arbeitenden Palästinenser zu erzählen. (…)
»Das ‚Gefängnis‘ in diesem Buch ist in der Tat eine Metapher für die kollektive palästinensische Gefängniserfahrung. Alle Palästinenser sind Gefangene – ob sie im belagerten Gazastreifen festgehalten werden oder hinter Mauern, Zäunen und Kontrollpunkten im Westjordanland gefangen sind. Alle erleben jeden Tag ihres Lebens irgendeine Form von Gefängnis. Selbst diejenigen, die in ihrem scheinbar endlosen Exil gefangen sind, die nicht in der Lage sind, ihre Familien wieder zu treffen oder ihre palästinensischen Häuser zu besuchen, machen auf die eine oder andere Weise die Erfahrung eines Gefängnisses. – Dalia Alkayyali«18
18 https://www.mintpressnews.com/palestinian-prisoners-day-remembering-palestines-organic-intel- lectuals/266624/
In Anspielung auf den Slogan der Black Lives Matter-Bewegung (BLM) in den USA stellt Carlos Latuff in dieser Karikatur Palästina als Opfer dar, das von einem brutalen Polizisten mit seinem Knie auf dem Hals gewürgt wird, während das Opfer versucht zu artikulieren: »Ich kann nicht atmen.« Der Polizist trägt die Aufschrift »AIPAC« und erklärt erkennbar heuchlerisch einem farbigen Jungen, der für BLM demonstriert:
»Die Geißel von Rassismus, Intoleranz und Ungleichheit muss ein Ende haben.«
Yumna Patel schreibt dazu am 9. Juni 2020, dass sich der Fokus der Menschen in vielen Teilen der Welt auf die anhaltenden BLM-Proteste in den USA verlagert habe. Nur wenige Tage nach der Ermordung von George Floyd durch Polizeibeamte in Minneapolis erschoss die israelische Polizei einen autistischen Palästinenser auf dem Weg zu einer Schule für Menschen mit Behinderungen in Jerusalem. Die Art der Tötung von Eyad al-Halaq, der unbewaffnet war und vor den Polizeibeamten weglief, als er erschossen wurde, habe viele Palästinenser zutiefst getroffen.
Es sei nicht das erste und sicherlich nicht das letzte Mal, dass ein Palästinenser von israelischen Streitkräften kaltblütig getötet wurde. Die Tatsache, dass al-Halaq an Autismus litt und Berichten zufolge vor Angst kauerte, als er erschossen wurde, machte die Situation nur noch unerträglicher für die Palästinenser.
»Während George Floyd getötet wurde, weil er angeblich einen gefälschten 20-Dollar-Schein benutzt hatte, wurde Eyad al-Halaq getötet, weil israelische Polizeibeamte sein Mobiltelefon für eine Waffe hielten. Wäre George Floyd ein weißer Mann gewesen, wäre er vielleicht noch am Leben. Wäre Eyad al-Halaq ein Israeli gewesen, hätte er es an diesem Tag vielleicht noch zu seiner Schule geschafft.«19
Die untrennbare Ähnlichkeit zwischen den Morden habe die langjährige Verbindung zwischen dem Kampf für die Befreiung der Palästinenser und dem Kampf für die Befreiung der Schwarzen in den USA neu belebt, schrieb die Autorin.
Viele Palästinenser seien über die Ermordung von George Floyd ebenso erschüttert wie über die Ermordung von Eyad al-Halaq. Die Menschen haben ihre Solidarität mit der Black-Lives-Matter-Bewegung in Form von Mahnwachen, Protesten und Wandbildern von George Floyd an der israelischen Trennungsmauer gezeigt.
Die Solidaritätsbildung zwischen Palästinensern und BLM-Aktivisten sei aber nichts Neues. Bei einer Mahnwache in Bethlehem in der vergangenen Woche sei ein prominenter palästinensischer Aktivist vor die Menge getreten und habe erklärt, warum
»nicht alle Leben zählen, solange Schwarze Leben nicht zählen«.
Dann berichtete sie von einem lokalen palästinensischen Graffiti-Künstler, der ein Wandbild von George Floyd auf die Trennmauer in Bethlehem gesprayt habe, das internationale Verbreitung gefunden hatte. Im Gegensatz zu seinen anderen Bildern habe er beschlossen, seinen Namen nicht unter das Bild von Floyd zu setzen.
»Als ich ihn nach dem Grund fragte, sagte er, es sei ganz einfach: ‚Hier geht es nicht um mich. Es geht darum, an George Floyd zu erinnern und ihn hochzuhalten. Dieses Wandbild ist ein kleines Zeichen der Liebe von ganz Palästina an George Floyd und an die Menschen, die sich für seine Rechte in den USA einsetzen.‘«20
Die Karikatur vom Juli 2020 zeigt vier Abgeordnete, die vor dem Tresor mit USDollar stehen und den Hahn zugedreht haben, aus dem die Dollar in einen Eimer mit Israel-Flagge tröpfeln, während Netanjahu sich erschrocken umdreht und innehält, die Westbank in den Sack »Annexion« zu stecken.
Michael Arria erklärt dazu die Details am 29. Juni 2020. Demnach hatte der Jewish Insider berichtet, dass vier Kongressabgeordnete einen Brief an die Mitglieder des Repräsentantenhauses verschicken, der die Beendigung von Unterstützungszahlungen für Israels Militär zum Ziel hat, falls das Land seinen Plan, Teile des Westjordanlandes zu annektieren, weiterverfolgt.
Der Brief, der an Außenminister Mike Pompeo gerichtet ist, wird von den Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez, Pramila Jayapal, Betty McCollum und Rashida Tlaib unterzeichnet. Darin werde detailliert dargelegt, wie Israels Plan gegen das Völkerrecht verstößt, und der UN-Sonderberichterstatter zitiert, der sagte, dass eine Annexion »eine Apartheid des 21. Jahrhunderts zementieren und das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung zunichte machen würde«.
Am Ende des Schreibens, so der Artikel, erklären die Kongressabgeordneten, dass sie sich für die Einführung von Bedingungen für die militärische Finanzierung Israels einsetzen werden, falls das Land seine Pläne weiterverfolgt:
»Sollte die israelische Regierung die geplante Annexion mit der Duldung dieser Regierung vorantreiben, werden wir uns für die Nichtanerkennung einsetzen und Bedingungen für die US-Militärfinanzierung Israels in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar stellen, einschließlich Menschenrechtsbedingungen und der Forderung nach Einbehaltung von Geldern für die Offshore-Beschaffung
israelischer Waffen in Höhe des Betrags, den die israelische Regierung jährlich für die Finanzierung von Siedlungen ausgibt, sowie für die Politik und die Praktiken, die sie unterstützen und ermöglichen.«21
Arria berichtete dann, dass das Nahost-Team der Trump-Administration sich in der Woche vor dem Erscheinen des Artikels getroffen habe und verkündet habe, man stünde kurz davor, eine Ankündigung zur Annexion zu machen, aber man habe noch keine offizielle Entscheidung getroffen.
»Gestern berichtete Barak Ravid von Axios, dass der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu die US-Evangelikalen dazu aufruft, ihm dabei zu helfen, die Trump-Administration in dieser Frage zu beeinflussen. ‚Israelische Beamte sagen, Netanjahu glaube, dass Präsident Trump vier Monate vor den US-Wahlen politisch verwundbar sei und dass er gegen den voraussichtlichen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden verlieren könnte‘, schrieb Ravid. ‚Er glaubt, dass Trump die evangelikale Basis braucht, um wählen zu gehen, um eine Chance auf den Sieg zu haben.‘«22
21 https://mondoweiss.net/2020/06/
aoc-tlaib-jayapal-mccollum-threaten-to-condition-u-s-aid-to-israel-over-annexation/
22 https://mondoweiss.net/2020/06/
aoc-tlaib-jayapal-mccollum-threaten-to-condition-u-s-aid-to-israel-over-annexation/
»Netter Schritt des britischen Gewerkschaftskongresses, der seine Mitglieder auffordert, sich der internationalen [Palästina-Solidaritäts-]Kampagne anzuschließen, um die Annexion zu stoppen und die Apartheid zu beenden.« So kommentiert Carlos Latuff diese Karikatur vom Oktober 2020.
Ein Arbeiter mit Vorschlaghammer, an dem eine palästinensische Flagge weht und der die Aufschrift »Gewerkschaftskongress« auf seiner Arbeitshose trägt, holt aus, um die Apartheidmauer zu zerstören, auf welcher die israelische Flagge weht.
Mauern sind in Ordnung, wenn sie von »den Guten« gebaut werden und ein Verbrechen, wenn es »die Bösen« tun. Wer die Mauern in Israel sieht, ahnt, dass hier vielleicht doch nicht »die Guten« am Werk waren.
2004 erklärte der Internationale Gerichtshof in einem von der UN-Vollversammlung in Auftrag gegebenen Gutachten, dass Israel mit dem Bau der Anlagen gegen Völkerrecht verstoße.23 Aber das scheint in Deutschland kaum jemanden zu stören.