Völkermord an Weißen in Südafrika? Hat Präsident Trump endlich sein Herz für Menschenrechte entdeckt? Was hinter dem Vorfall im Oval Office steckt, mit dem Trump und Musk den südafrikanischen Präsidenten konfrontierten, wollen wir genauer anschauen.
Die US- Qualitäts-Medien schienen sich einig zu sein, und schrieben fast wortgleich darüber, dass der US-Präsident Donald Trump den Besucher aus Südafrika, den Präsidenten Cecil Ramaphosa in eine Falle gelockt habe, indem er ihn im Oval Office mit einer Videoaufnahme zeigte, welche angeblich den Rassismus und sogar einen Genozid gegen Weiße in Südafrika zeigen sollte. Natürlich steckten keine Menschenrechte hinter Trumps Aktion, sondern ein politischer und ein handfester wirtschaftlicher Grund.
Am 21. Mai 2025 zeigte Donald Trump im Oval Office ein Video, das Lieder wie „Shoot the Boer“ von einer Minderheitspartei enthielt, und behauptete, dies sei Beweis für einen „Genozid an Weißen“ in Südafrika, obwohl es höchstrichterliche Entscheidungen in Südafrika gab, dass das Lied keinen Aufruf zum Genozid darstellte, sondern Teil der Erinnerungskultur über den langen Kampf gegen die Apartheid darstellte. Trump präsentierte dann auch Dokumente über Gewalt gegen weiße Farmer, obwohl die Kriminalität und Farmermorde, in zuletzt lediglich zweistelliger Zahl jährlich, sowohl Schwarze als auch Weiße traf, allerdings Weiße häufiger, weil sie wohlhabender waren.
Das von Trump gezeigte Video zeigte auch weiße Kreuze, die Trump als Gräber tausender ermordeter weißer Farmer darstellte, was jedoch falsch war – die Kreuze stammten von einer Protestkundgebung im September 2020 nach dem Mord an zwei Farmbesitzern. Trump reichte Ramaphosa auch gedruckte Artikel und sagte „Tod, Tod, Tod…furchtbare Tode“. Außerdem stammte ein Foto aus einem Kongo-Artikel.
Der südafrikanische Präsident war jedoch vorbereitet. Er verwies auf Kriminalstatistiken: Im Jahr 2024 gab es 26.232 Morde in Südafrika, davon waren 44 mit landwirtschaftlichen Gemeinschaften verbunden, und nur 8 Opfer waren Farmer. Die Mehrheit der Mordopfer insgesamt sind schwarz, und Farmangriffe machen nur einen kleinen Teil der Gesamtkriminalität aus. Ramaphosa brachte weiße Südafrikaner wie die Golfer Ernie Els, Retief Goosen und den Milliardär Johann Rupert mit, um seine Position zu untermauern, und Rupert betonte, dass Kriminalität alle Rassen betrifft.
Internationale Medien wie BBC, CNN und Reuters beschrieben Trumps Behauptungen erfreulicherweise als falsch und widerlegt. Die Berichte betonten Ramaphosas Gelassenheit und die Spannungen im Treffen. Andere Quellen wie Daily Mail und PBS nannten die Videos „irreführend“ und das Treffen „erschütternd“. In rechten Kreisen jedoch, insbesondere auch in Deutschland wurden die Behauptungen als Fakten verbreitet, insbesondere in zionistischen Kreisen.
Abgesehen davon, dass ich 2022/2023 fast 2 Monate mit dem Camping Trailer durch Südafrika gefahren war, und dabei mit mehreren weißen Farmern sprechen konnte, will ich heute aber nicht über diese Erfahrungen berichten, sondern über Tatsachen, welche jeden Menschen mit gesundem Menschenverstand schon in kürzester Zeit aufzeigen muss, dass Trumps Schachzug nur zwei Gründe hatte:
Elons Musk und wirtschaftliche Interessen:
Der enge Verbündete Trumps, Elon Musk, der selbst aus einer privilegierten weißen südafrikanischen Familie stammt, und vermutlich neben der US und der kanadischen Staatsangehörigkeit auch die Südafrikas hat, beschwerte sich darüber, dass sein Unternehmen Starlink nicht in Südafrika arbeiten dürfe, ohne eine Minderheitsbeteiligung von 30%, welche durch schwarze Südafrikaner gehalten werden.
Eine solche Beteiligung wäre sehr einfach durch eine Beteiligung seiner Mitarbeiter an der südafrikanischen Gesellschaft über eine Genossenschaft oder ein ähnliches Modell zu erreichen, ohne dass dies die Handlungsfähigkeit von Musk eingeschränkt hätte. Darüber hinaus laufen noch Gespräche, ob Starlink eine Ausnahmegenehmigung erhalten könne, z.B. indem das Unternehmen in lokale Infrastruktur investiert. Das heißt, durch die politische Behauptung des Rassismus soll Druck ausgeübt werden, um die Bedingungen vorteilhafter für Starlink-Eigentümer zu gestalten.
Während Elon Musk behauptet, er bekäme keine Erlaubnis für Starlink, weil „er weiß sei“, ist der tatsächliche Grund für die fehlende Aktivierung die Tatsache, dass Starlink noch gar keinen formellen Antrag auf eine Betriebslizenz bei der Independent Communications Authority of South Africa (ICASA) gestellt hatte. Diese Tatsache konnte man in verschiedenen Fachmedien immer wieder lesen, zuletzt im September 2024, und es wurde nicht bekannt, dass bis Mai 2025 eine Antragstellung stattgefunden hätte.
Um die Probleme des Landes aus der Apartheid zu überwinden, welche auch nach 30 Jahren noch deutliche Spuren in der Gesellschaft zeigt, versuchen die Regierungen seit Einführung der Demokratie Lösungen zu finden. Um die immer noch real existierenden Vermögensunterschiede und Nachteile auszugleichen, wurden Gesetze erlassen, ähnlich wie in Malaysia, welche indigene, bisher benachteiligte Teile der Gesellschaft besondere Rechte einräumen. Mehr dazu weiter unten im Artikel.
Daraus resultieren auch Teile der Anforderungen für eine Starlink-Lizenz, die im Electronic Communications Act festgelegt sind, der vorschreibt, dass Lizenzantragsteller mindestens 30 % ihres Eigenkapitals an Personen aus historisch benachteiligten Gruppen, einschließlich Schwarzer, Frauen, und Menschen mit Behinderungen, abtreten müssen. Diese Regelung ist Teil der Black Economic Empowerment (BEE)-Politik, die darauf abzielt, die wirtschaftliche Ungleichheit nach der Apartheid zu verringern. Auch nach 30 Jahren, das hat auch die UN-Human Rights Kommission festgestellt, sind die Folgen der Apartheid noch nicht überwunden.
Man könnte noch viel mehr hierüber schreiben, aber kommen wir zum zweiten Grund für diesen Versuch der Verleumdung der südafrikanischen Politik.
Diskreditierung Südafrikas wegen Klage vor dem IGH
Südafrika war das wichtigste Land, dem sich dann in einer Klage vierzehn Länder angeschlossen hatten, durch welches der Internationale Gerichtshof feststellen soll, dass Israel in Gaza einen Völkermord begeht. Im Verlauf der Klage hatte der IGH mehrere Erklärungen bzw. Zwischenurteile veröffentlicht, welche für den Ruf Israels verheerende Folgen hatten. Mit der Verleumdung Südafrikas „wegen Genozid an Weißen“ soll der Begriff „Genozid“ verwässert, und gleichzeitig der Ruf Südafrikas beschädigt werden, damit die Klage vor dem IGH so quasi delegitimiert wird. Des Weiteren schwang bereits die Drohung im Raum, die USA wegen Beihilfe als Nächstes vor das Gericht zu bringen, eine Bestrebung, der man zuvorkommen will.
Im Prinzip wird dies sogar durch das Weiße Haus in einer Stellungnahme auch zugegeben. Denn darin heißt es (übersetzt):
„Darüber hinaus hat Südafrika gegenüber den USA und ihren Verbündeten eine aggressive Haltung eingenommen. So hat es beispielsweise Israel (und nicht die Hamas) vor dem Internationalen Gerichtshof des Völkermords beschuldigt und seine Beziehungen zum Iran erneuert, um Handels-, Militär- und Atomabkommen zu entwickeln.“
Diese entlarvende Nachricht findet sich in einer „Order“ des Präsidenten für die Genehmigung eines Flüchtlingsstatus für weiße Südafrikaner.
Warum es offensichtlich Propaganda ist
Selbst wer die Hintergründe und wirklichen Verhältnisse in Südafrika nicht kennt, wer Beschreibungen keinen Glauben schenkt, dass es sicher Rassismus sowohl gegen Weiße als auch Schwarze gibt, aber die Regierung alles in ihrer Macht Stehende tut, um sie zu bekämpfen, der sollte nur folgende Fakten zur Kenntnis nehmen:
In der Ramaphosa Regierung sitzt seit 2024 auch die rechtsgerichtete Freedom Front Plus (FF+). Sie vertritt die Interessen der weißen Buren und stellen einen Minister. Die FF+ repräsentiert ungefähr 2% der Bevölkerung (Weiß und Afrikaans sprechend) und setzt sich für kulturelle und sprachliche Rechte der weißen Afrikaner ein. Alleine daher ist es schon vollkommener Unsinn, der Regierung vorzuwerfen, einen Genozid an Weißen zuzulassen. Diese Partei wäre kaum in der Regierung der Nationalen Einheit vertreten, wenn diese Regierung den Rassismus gegen Weiße nicht wirklich vehement bekämpfen würde.
Gerade die USA sollten viel zurückhaltender sein mit Verurteilungen anderer Länder. Denn eine wissenschaftliche Arbeit, welche die Rassendiskriminierung in den USA und Südafrika vergleicht, stellt fest, dass „das Ausmaß wahrgenommener rassistischer Diskriminierung ist in den USA höher als in Südafrika“. Übrigens zeigt eine andere Studie auch, dass „Die rassisch bedingte Ungleichheit in Vermögen in Südafrika und den Vereinigten Staaten“ gut vergleichbar ist. Die Studie besagt:
„In Südafrika verfügt ein typischer schwarzer Haushalt über fünf Prozent des Vermögens eines typischen weißen Haushalts. In den USA verfügt ein typischer schwarzer Haushalt über sechs Prozent des Vermögens eines typischen weißen Haushalts.“
Wenn man nun berücksichtigt, dass der Anteil an weißen Haushalten in den USA ca.70% beträgt, der von weißen Haushalten in Südafrika aber nur 7%, sieht man, dass Südafrika immer noch einen Aufholbedarf der schwarzen Mehrheit hat.
Deutsche Medien
Ausnahmsweise muss man die deutschen Medien in Schutz nehmen. Wobei natürlich die Tatsache eine Rolle spielt, dass Trump, um es vorsichtig zu formulieren, nicht der bevorzugte US-Präsident für Transatlantiker ist. Was ihnen die Möglichkeit gibt, die Fakten richtig zu setzen. Wie die Welt, die am 13. Mai schrieb: „Trump gibt weißen Südafrikanern Asyl und spricht von einem Genozid an weißen Farmern. ‚Völlig überzogen‘, laut Afrika-Korrespondent Christian Putsch. Pro Jahr gebe es zwanzigtausend Morde in Südafrika – nur etwa 60 davon seien sogenannte ‚Farmmorde‘.“ Die Süddeutsche, und die Zeit, ebenfalls transatlantisch orientiert, erklären es ähnlich.
Was das Ganze etwas verkürzt, was offensichtlich auf die kurze
Aufmerksamkeitsphase des modernen Medienkonsumenten abgestimmt ist. Leider
erklären diese Artikel aber nicht die wahren Beweggründe für diese
Schmähpropaganda. Aber dafür gibt es ja Qualitäts-Internet-Blogs.
Erstveröffentlichung: https://tkp.at/2025/05/24/trumps-hinterhalt-gegen-suedafrikas-praesident-ramaphosa/