Anlässlich des Beginns eines neuen Krieges gegen den Jemen, diesmal durch die USA in Kooperation mit Israel, und einem angedrohten gegen den Iran, lohnt es sich, einen Blick zurück zu werfen. Denn es ist nicht der erste Krieg gegen dieses Land.
Wie kann es sein, dass eines der ärmsten Länder der Welt, der Jemen, durch seine Blockade von Schiffen, die von oder nach Israel durch das Rote Meer wollen, erneut den Krieg eines viel stärkeren Gegners einhandeln, obwohl der Jemen immer noch nicht die Folgen der jahrelangen Bombardierungen durch Saudi-Arabien, mit Hilfe Großbritanniens und der USA überwunden hat?
Der Kolonialismus ist tot, lang lebe der Neo-Kolonialismus. Heute wird er „Regime-Change“, „robuste humanitäre Intervention“, „Besatzung“ oder „Bürgerkrieg“ genannt. Und während die Medien vom „Abzug“ der US-Soldaten aus Afghanistan berichteten, schwiegen sie über eine immer größere Aktivität der USA im Jemen während des ersten Jemen-Krieges. Nicht nur, dass die Ausbildung der Kämpfer der Vereinigten Emirate, die an diesem Krieg teilnahmen in modernen Foltertechniken durch die USA intensiviert wurde, so wurden sogar größere Einheiten in den Jemen gebracht, um der Invasionsarmee von Saudi-Arabien zur Hilfe zu eilen.
Nachdem mehrere Male über den Krieg gegen den Jemen berichtet wurde, wie hier, hier und hier, basiert dieser Rückblick auf den Recherchen der unabhängigen Journalistin Vanessa Beeley. Der Artikel wollte 2020 die Lage in einem der ärmsten Länder der Welt anschaulich machen. Dort, wo Häuser, Brücken, Krankenhäuser, Märkte, Wasserwerke zerstört wurden mit Bomben, die teurer waren, als die Einrichtungen, welche sie zerstörten. In einem Land, welches wegen der Blockade der angreifenden Mächte die größte Choleraepidemie der Neuzeit erlebte, und eine ganze Generation von Kindern, die hungerten, oft keine Schule besuchen konnten, stattdessen bombardiert wurden. Ein Krieg, der von der Bundesregierung lächerlicherweise „Bürgerkrieg“ genannt wurde. Denn man wollte natürlich nicht den NATO-Partnern USA, Großbritannien und dem Investor Saudi-Arabien nachsagen, er führe einen Angriffskrieg. Und das wäre auch schlecht für die Waffenexporte.
Dieser neokoloniale Krieg dauert eigentlich seit 2015 bis heute an. Nur wurde er durch Vermittlung Chinas und des Iran 2022 eingefroren. Bis April 2022 führte die saudi-geführte Koalition laut der Yemen Data Project-Datenbank über 25.000 Luftangriffe durch. Diese Zahl umfasst nicht nur Bombenabwürfe, sondern auch andere Luftoperationen. Wenn man annimmt, dass bei vielen dieser Angriffe mehrere Bomben eingesetzt wurden, könnte die Gesamtzahl der abgeworfenen Sprengkörper deutlich höher liegen. Die Kosten des Krieges, hauptsächlich für Saudi-Arabien, beliefen sich auf 150 bis 200 Milliarden Dollar, was schließlich wohl auch der Grund war, warum der Krieg eingefroren wurde.
Die „Koalition“, welche sich Saudi-Arabien zusammengekauft und gedroht hatte, zerstörte praktisch die gesamte Infrastruktur des Landes. Auch Krankenhäuser wurden bombardiert, und nicht diejenigen, welche wie in Syrien von Terroristen als Stützpunkt umfunktioniert worden war. Die USA und Großbritannien hatten nicht nur Jahrhundertgeschäfte durch den Verkauf von Waffen, Bomben und Beratung gemacht, sondern sie agierten auch aktiv als Militärpartner. Ohne die Wartung und Hilfe bei der Zielauswertung britischer Soldaten, ohne das Betanken von Flugzeugen durch die USA und ohne die Spezialkräfte der Marines der USA, die im Grenzbereich versuchten, die Raketenabschussbasen des Jemens aufzuspüren und zu zerstören, wäre der Krieg Saudi-Arabiens nicht möglich gewesen. Da wir in Deutschland aber nur die Sichtweise der NATO-Länder medial aufbereitet erhielten, hier noch einmal ein anderer Blick auf den Krieg.
Die Rolle der UNO
Trotz der Illegitimität dieser Aggression hatten die NATO-Mitgliedstaaten und die UN-Organisationen kaum mehr getan, als Lippenbekenntnisse zu den unvermeidlichen schrecklichen „humanitären“ Folgen eines solchen Strafkrieges abzugeben, der gemeinsam gegen das jemenitische Volk und die Widerstandsbewegung des Volkes gerichtet war, welche der jahrzehntelangen korrupten und Ressourcen plündernden Besetzung durch die saudi-arabische, amerikanisch-britische Koalition widerstand.
Im Januar 2020 dankte beispielsweise UN-Hilfschef Mark Lowcock den „Top-Spendern“ für den „Jemen-Hilfsplan“. Ohne eine Spur von Ironie nannte Lowcock die vier Top-Aggressoren, die dafür gesorgt haben, dass der Jemen zurück ins Mittelalter bombardiert wurden – die VAE (Vereinigte Arabischen Emirate), Saudi-Arabien, die USA und Großbritannien.
Vanessa Beeley interviewte damals den Sprecher des jemenitischen Gesundheitsministeriums, Dr. Yusef Al-Hadhree, der die Heuchelei dieser Erklärung des UN-Hilfschefs genauer erklärte:
„Die Mittel, die die UNO dem Jemen zuweist, werden von diesen vier Ländern bereitgestellt, aber wir müssen einige sehr grundlegende Elemente verstehen.
Erstens werden die Ressourcen des Jemen – Öl, Gas und Seehäfen (mit Ausnahme von Hodeida) – von diesen vier Ländern kontrolliert. Daher sind sie effektiv in der Lage, ihre Interventionen im Jemen mit unseren Mitteln zu finanzieren. Gleichzeitig wurden die Gehälter der Beschäftigten im Jemen seit 2016 bis heute gekürzt. Die „humanitären“ Gelder aus diesen Ländern sind dem jemenitischen Volk eigentlich gestohlen worden.
Zweitens sind die den UN-Organisationen zur Verfügung gestellten Mittel an Bedingungen geknüpft. Die UNO ist verpflichtet, die im Jemen begangenen Verbrechen der finanzierenden Länder zu verbergen, zu denen auch die Auswirkungen der humanitären Blockade auf die jemenitische Bevölkerung gehören. Die UNO muss diesen Ländern durch ihre internationalen Resolutionen politische und mediale Unterstützung zukommen lassen. Die UNO stellt sicher, dass diese Gelder in Projekte fließen, die nicht direkt dem jemenitischen Volk zugute kommen. Die Realität sieht also so aus – wir sehen die Verschlechterung der humanitären Situation im Jemen Jahr für Jahr, trotz dieser Gelder.
Drittens versuchte die UNO, die jemenitische Zentralbank von der jemenitischen Hauptstadt Sanaa nach Aden zu verlegen, die unter der Kontrolle dieser vier Nationen steht. Der Beschluss dazu wurde 2016 gefasst. Von diesem Tag an bis heute leben 80% der jemenitischen Bevölkerung ohne ein jährliches Regierungsbudget von 15 Milliarden Dollar. Während die UNO unserem Land wichtiges Kapital entzieht, rühmt sie sich, dem Jemen mit 2 Milliarden Dollar „zu helfen“.
Viertens verschwinden 25-60% dieser Mittel als „Betriebshaushalt“ für die von der UNO geförderten Organisationen und Agenturen und ihre Führer im Jemen und im Ausland. Der Jemen erhält nur die Krümel von ihrem Tisch. So wurde beispielsweise der Plan für den Gesundheitssektor im Jemen für 2019 ordnungsgemäß bei der UNO eingereicht. Bis heute wurden nur 19% umgesetzt. Es besteht ein Defizit von 81%. Warum also sollten wir, das jemenitische Volk, der UNO zuhören, wie sie mit dem Blutgeld feindlicher Staaten prahlt?
Fünftens hat die UNO faktisch die Pflicht, das Bild dieser Länder weltweit zu beschönigen, indem sie sie trotz ihrer anhaltenden Brutalität und Aggressivität gegenüber dem jemenitischen Volk als „Humanisten“ darstellt. Diese Länder haben im Jemen abscheuliche Verbrechen begangen.
Diese Länder belagern und hungern das jemenitische Volk aus und lassen uns mit Tausenden von Toten zurück, viele andere leiden an heilbaren Krankheiten, die durch die Blockade noch verschlimmert wurden. Wir haben zahllose Zivilisten mit chronischen Krankheiten, die wir nicht behandeln können, darunter auch Krebs. Millionen leiden mit psychischen Traumata. Mehr als 20 Millionen Jemeniten sind durch die Politik dieser Länder verarmt, 80% der Bevölkerung.
Offen gesagt, wie wagt es die UNO, über die „Menschlichkeit“ dieser kriminellen Länder zu sprechen?
Sechstens, nehmen wir an, diese Länder stellen dem Jemen 2 Milliarden Dollar an „humanitärer Hilfe“ zur Verfügung. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben mehr als 200 Milliarden Dollar für den Kauf amerikanischer und britischer Bomben und Waffensysteme zur Ermordung des jemenitischen Volkes ausgegeben. Dieselben Länder haben für den Krieg gegen den Jemen und die Belagerung des jemenitischen Volkes schätzungsweise 2000 Milliarden Dollar verschwendet. Wo ist ihre „Menschlichkeit“ Lowcock?
Schließlich will das jemenitische Volk dieses Geld oder die sogenannte „Hilfe“ von diesen kriminellen Staaten nicht. Sie wollen, dass diese Länder sie in Frieden lassen. Der Jemen verfügt über Reichtümer und Ressourcen, die es ihm ermöglichen werden, ohne eine solche betrügerische „Hilfe“ zu überleben, die nur dazu dient, die öffentliche Meinung im Westen in die Irre zu führen und die internationale Gemeinschaft von der Legitimität dieser völkermörderischen Aggression gegen den Jemen zu überzeugen.“
Einerseits verurteilte die UNO den Hunger von Kindern und die weit verbreiteten Krankheiten, die im Sumpf des Jemen-Krieges gediehen, gleichzeitig machte sie sich jedoch an der kollektiven Bestrafung des jemenitischen Volkes mitschuldig, indem sie sich weiterhin an der Resolution 2216 festhielt, die sich vollständig auf die Legitimität des flüchtigen Präsidenten Mansour Hadi stützt. Dieser war nicht nur Anfang 2015 zurückgetreten, sondern schließlich nach Riad geflohen, nachdem seine Amtszeit längst abgelaufen war, und er es versäumt hatte, Neuwahlen anzuberaumen. Und er war es, der dann angeblich das saudische Regime aufforderte, sein eigenes jemenitische Volk zu bombardieren, damit es sich unterwerfe. Die UNO hielt die sadistische „humanitäre“ Blockade und die Sanktionen gegen das jemenitische Volk effektiv aufrecht.
Dieser hybride Krieg gegen den Jemen war eines der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das bis 2022 begangen wurde.
Die Rolle Israels
Vanessa Beeley interviewte damals auch den jemenitischen Botschafter in Damaskus, Naif Ahmed Al Qanes. Dabei muss man wissen, dass es einerseits eine Marionettenregierung in Saudi-Arabien gibt, die immer noch in der UN vertreten ist, und andererseits diplomatische Vertretung des Jemen, welche von der Regierung der Einheit, in der Ansar Allah die größte Kraft ist, gestellt wird. Hier ging es um letztere. Dabei stellte sie Fragen und hörte Antworten, die in den westlichen Medien nicht vorkamen, weil sie nicht in das Narrativ eines „Bürgerkrieges“ passten. Und Beeley stellte auch die Frage nach der Rolle Israels in dem Konflikt, die niemals ein westlicher Journalist der Massenmedien gewagt hätte zu stellen. Hier die Antwort des Botschafters:
„Israel ist seit dem ersten Tag der Aggression gegen den Jemen präsent. Israelische Piloten beteiligten sich direkt an Angriffen gegen die jemenitischen Luftabwehr, um diese zu deaktivieren und zu verhindern, dass sie zur Abwehr dieser Aggression eingesetzt wird.
Die israelische Beteiligung dauert an. Ihre Militärexperten und Piloten sind ein integraler Bestandteil der von Großbritannien und den USA unterstützten saudischen Koalition. Israel verlor sogar Piloten, als es unseren Luftwaffenstützpunkt in Asir angriff.
Der Schwerpunkt der israelischen Entscheidungsträger, Forschungszentren und zionistischen Geheimdienste liegt auf dem südlichen Teil des Roten Meeres, der Bab-el-Mandeb-Enge. Nach einem gewissen Grad der Normalisierung mit den Golfstaaten hält Israel eine historische Feindschaft mit dem Iran aufrecht. Israel betrachtet die Volkswiderstandsbewegung der Ansarullah als einen Stellvertreter des Iran, und ihre Kontrolle über die Bab-el-Mandeb-Enge ist gleichbedeutend mit einem Würgegriff des zionistischen Regimes.
Israel fühlt sich bereits durch den angenommenen iranischen Expansionismus im Irak und in Syrien bedroht, dem nördlichen Halbmond, und ist entschlossen, die vermeintliche Vervollständigung der Einflusssphäre im Süden durch die Ansarullah zu verhindern.
Der Iran hat die Kontrolle über die Straße von Hormuz. Sollte der Iran die Kontrolle über die Bab el Mandeb-Straße erlangen, dann wäre der Iran die dominierende regionale Kraft. Eine inakzeptable Situation, so die Ergebnisse zionistischer strategischer Studien und Analysen. Solche „Denkfabriken“ sind die leitenden Organe für die israelische Politik und die Entscheidungsträger und bilden die Grundlage der zionistischen regionalen Ideologie und Strategie.
Israel wird die Golfstaaten, insbesondere Saudi-Arabien, schützen, um eine iranische Vorherrschaft zu vermeiden. Aus diesem Grund beteiligt sich Israel an dem völkermörderischen Krieg gegen den Jemen.“
Da China in der Vergangenheit Militärdrohnen an Saudi-Arabien geliefert hat, die nun im Krieg gegen den Jemen zum Einsatz kamen, fragte Beeley, ob China inzwischen solche Waffenlieferung eingestellt hätte.
„Bevor wir die Gespräche Chinas mit dem Gesundheitsminister erörtern, müssen wir auf einige sehr wichtige Variablen hinweisen. Der Wandel in der chinesischen Politik wird durch die Bedingungen verursacht, die die amerikanische Außenpolitik dem Land auferlegt hat.
Forscher und Analysten der internationalen Beziehungen versuchen, eine spezifische Theorie zur Beschreibung der Außenpolitik von Trump zu entwickeln. Trump ist über Realismus, Liberalismus und Internationalismus hinausgegangen. Er hat alle internationalen Theorien umgangen, so dass diese Analysten sich darum bemühen, Trumps Ideologie und politische Entscheidungen zu definieren.
Trumps aggressive Wirtschaftsstrategie gegenüber China hat das Land gezwungen, seine globale Politik zu revidieren, um sich selbst zu schützen. Die chinesische Staatsrätin Wang Yi gab am 23. November 2019 während des G20-Treffens in Japan eine Erklärung ab. Sie informierte den niederländischen Außenminister, dass ‚die Vereinigten Staaten weitgehend in Unilateralismus und Protektionismus verwickelt sind und dem Multilateralismus und dem multilateralen Handelssystem schaden. Sie sind bereits zum größten Destabilisierungsfaktor der Welt geworden‘.
Wang Yi behauptete auch, dass die USA absichtlich legitime chinesische Unternehmen unterdrückt und grundlose Anklagen gegen sie erhoben haben, was ein Akt der Einschüchterung und des staatlichen Mobbings sei. Amerika ist dabei, das Image Chinas weltweit zu verzerren.
Ich denke, dass diese Worte von Wang Yi auf die neue politische Orientierung Chinas hindeuten.
Wir im Jemen sind seit Beginn des Angriffskrieges gegen mein Land mit einem solchen amerikanischen Verzerrungsprojekt konfrontiert. Deshalb wird China jetzt mit uns aus der Perspektive umgehen, dass ‚der Feind meines Feindes mein Freund ist‘.
Es gibt noch einen weiteren Faktor. Die USA rüsten derzeit die uigurischen Extremisten, die in Syrien und in China präsent sind, gegen die chinesische Regierung aus. Die so genannten ‚Menschenrechte‘ der Uiguren in China werden eingesetzt, um die chinesische Regierung zu kriminalisieren, während China in Wirklichkeit den von den USA geschürten Extremismus bekämpft, so wie Syrien ihn seit neun Jahren bekämpft. (…)
Der Jemen führt einen Krieg gegen eine Koalition von Golfstaaten, die von den USA, Großbritannien, Israel und der EU geführt wird. Dieselbe Koalition, die seit 2011 einen Angriffskrieg gegen Syrien führt. Diese beiden kriminellen Kriegsprojekte werden international unterstützt, obwohl es sich in Wirklichkeit um nichts anderes handelt als um neokolonialistische Kampagnen, die mit internationalen Terroristengruppen abgestimmt sind, um ihre Destabilisierungsziele zu erreichen.
Es hat einen grundlegenden Wandel in der amerikanischen Politik gegeben. Früher kämpften die USA im Namen ihrer Werkzeuge, jetzt setzt sie ihre Werkzeuge ein, um im Namen der USA zu kämpfen, und nehmen Geld im Austausch für ihr Engagement in von den USA orchestrierten Kriegen ein.
Innerhalb dieser Gleichung betrachten wir die Achse des Widerstands als unseren strategischen Verbündeten. Auch wenn sie nicht mit uns an den Fronten präsent ist, kämpft sie an anderen Fronten gegen denselben Feind wie beispielsweise in Syrien.
Syrien hat sich auf seinem Territorium einem internationalen „Weltkrieg“ gestellt. Hashd Al Shaabi im Irak und die Hisbollah im Libanon, der echte palästinensische Widerstand gegen den internationalen zionistischen Terrorismus und den Iran, ist für uns der Führer dieser Achse. Sie sind unsere strategischen Verbündeten in der Region und bieten der jemenitischen Widerstandsbewegung logistische, moralische und mediale Unterstützung.
Unsere internationalen Verbündeten sind diejenigen, die auch die imperialistischen Projekte in ihren Ländern herausfordern – Venezuela, DVRK und alle wirklich ‚freien‘ Länder der Welt. Ich glaube, je mehr Länder sich zusammenschließen, um den Imperialismus zu besiegen, desto schwächer wird dieses Projekt.
Russland spielt eine zentrale Rolle innerhalb Syriens, hat aber keine Rolle bei der Unterstützung des Jemen gespielt. Natürlich hoffen wir, dass Russland schließlich ihre Rolle in der gesamten Region ausbalancieren und das dringend benötigte Gleichgewicht in allen arabischen Nationen wiederherstellen und als notwendiger Gegenpol zur US-geführten Übermacht und Hegemonie in unserer Region agieren wird.“
Dann befragte Beeley den Botschafter nach der Beteiligung der UNO an der Kollektivstrafe für das jemenitische Volk. Der Botschafter bezog sich dabei auf die Antwort des Sprechers des Gesundheitsministeriums:
„Wenn wir die Rolle der UNO in diesem Krieg verstehen wollen, müssen wir uns auf die Resolutionen zum Jemen beziehen. Die Resolutionen basieren auf den Bedingungen der Aggression, nicht auf der Realität der katastrophalen humanitären Situation im Jemen.
Die Resolution 2216 hat seit Beginn des Krieges im März 2015 jede Strafmaßnahme gegen das jemenitische Volk – die Land-, See- und Luftblockade – wirksam legitimiert.
Alle UN-Resolutionen haben sich negativ auf den Jemen ausgewirkt. Wir sahen nichts als hohle Rhetorik von der UNO, bedeutungslose Aufrufe zur ‚Aufhebung der Blockade‘ oder zur Eröffnung des Flughafens in Sanaa. Tausende von Menschen hätten sich im Ausland medizinisch behandeln lassen können, Tausende von Leben hätten gerettet werden können, Tausende sind durch diese kriminelle Schließung eines Flughafens mit Rettungsleine gestorben.
Die jemenitischen Häfen sind Gegenstand aggressiver Maßnahmen der saudischen Koalition, Lebensmittel und Medikamente dürfen nicht ohne Genehmigung der angreifenden Kriegsparteien, nicht der UNO, in den Jemen gelangen. (Beeley fügte hinzu: Die UNO sorgt durch ihren „Verifizierungs- und Inspektionsmechanismus“ tatsächlich für weitere Verzögerungen).
Die für das jemenitische Volk bestimmte humanitäre Hilfe erreicht ihren Bestimmungsort nicht, ohne von UN-Mitarbeitern und Geberorganisationen, die schätzungsweise 80% dieser „Hilfe“ erhalten, ausgeplündert und dezimiert zu werden. Von den verbleibenden 20% kommt ein Großteil der Nahrungsmittel verfault und ungenießbar an, die nicht einmal für die Tierernährung geeignet sind. Dies ist die Rolle der UNO im Jemen.
Aus unserer Sicht war der beste der ehemaligen UNO-Gesandten Jamal Benomar und der schlimmste Ismail Ould Cheikh Ahmad. Jamal Benomar bestand 2015 darauf, dass die Jemeniten eine politische Lösung erreichen und dass die saudische Aggression darauf abzielt, die jemenitische Selbstbestimmung zu stören.
Ich persönlich war Mitglied des politischen Verhandlungsteams. Der Dialog fand im Hotel Mövenpick unter der Aufsicht von Benomar statt. Einen Tag vor der unerwarteten saudischen Aggression hatten wir uns auf die Bildung eines politischen Vertretungskomitees geeinigt, des Präsidialkomitees, das aus fünf Mitgliedern bestand, die die vier großen politischen Fraktionen vertraten – Al Mushtarak (Joint Meeting Party JMP), Al-Mo’tamar (The General People’s Congress Party GPC), Ansarullah und die Südbewegung. Der Präsident wird von den vier Parteien nominiert. Wir hatten uns auf den Mechanismus geeinigt, und es wurde davon ausgegangen, dass die Namen sofort vorgelegt würden.
Dies war der Tag vor dem Beginn der saudischen Aggressionskampagne am 25. März 2015.
Die Vereinbarung sah vor, dass diese Namen am 25. März vorgelegt werden sollten. Ansarullah, GPC, die Arabische Sozialistische Baath-Partei und die Föderation der jemenitischen Volksarmee nominierten und vereinbarten den ehemaligen jemenitischen Präsidenten – Ali Nasir Mohammad. Die Fraktionen der Muslimbruderschaft und die Nasseristen lehnten dies ab, so dass wir das Auswahlverfahren bis zur Nominierung ihres bevorzugten Kandidaten verschoben haben. Nach der Nominierung der Kandidaten der einzelnen Parteien haben wir beschlossen, dass wir, falls keine Einigung über eine Entscheidung erzielt werden kann, der UNO die Wahl zwischen den beiden Kandidaten überlassen. Es ist anzumerken, dass die Mehrheit, zusätzlich zu einem Prozentsatz der Sozialistischen Partei und der Südbewegung, mit unserer Auswahl, Ali Nasir Mohammad, einverstanden war.
Der Termin wurde für den nächsten Tag um 12 Uhr nachmittags festgelegt. In der Morgendämmerung desselben Tages begann die saudische Koalition mit der Bombardierung des Jemen. Jamal Benomar nahm diese Ereignisse in sein UN-Briefing auf, wurde aber ignoriert, und die fünfjährige Kampagne zur Auslöschung der jemenitischen Infrastruktur, Geschichte, Kultur und des Erbes begann, das fünfjährige Blutvergießen des jemenitischen Volkes begann und dauert bis heute ungehindert durch die UNO an.“
Am Schluss des Gesprächs fragte Beeley auch nach dem erwarteten Ausgang des Krieges.
„Es ist klar, dass Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate aus diesem Krieg, der eine Belastung für die Ressourcen darstellt, aussteigen wollen, aber sie sind nicht die Entscheidungsträger – Washington und Tel-Aviv bestimmen die Verlängerung dieses Krieges und werden die Aggression aufrechterhalten, bis ihre gewünschte Agenda erfüllt ist.
Die Ermordung von Qasem Soleimani durch die USA hat ebenfalls einen Wandel in der Region ausgelöst, diese kriminelle Handlung destabilisierte die Vormachtstellung der USA in dieser Region.
Heute sind wir Zeugen, wie das irakische Volk seine eigenen Entscheidungen trifft und die US-Besatzung herausfordert, indem es von den USA verlangt, den Irak zu verlassen. Wenn die USA zum Abzug gezwungen werden, wird sich das Kräfteverhältnis verschieben und die US-Präsenz in der Region stark reduziert werden.
All diese Faktoren könnten den Krieg im Jemen beenden. Ich bin optimistisch, dass er im Jahr 2020 enden wird. Die USA und Saudi-Arabien haben versucht, die Aggression zu eskalieren, um bei den Verhandlungen die Oberhand zu gewinnen, aber die Realität ist, dass der Jemen den Spieß militärisch umgedreht hat und ihre Position schwächer ist als zuvor.“
Deutschland war in diesem ersten Krieg gegen den Jemen auch Kriegspartei. Sie unterstützt die NATO-Länder, die in dem Krieg aktiv waren, lieferte Waffen und unterstützte diplomatisch im Sicherheitsrat die Angreifer. Deshalb ist zu erwarten, dass auch die neue Bundesregierung den erneuten Angriffskrieg, diesmal durch die USA und Israel gegen das Land unterstützen werden. Er begann am 17. März 2025, und könnte den gesamten Nahen und Mittleren Osten in Brand setzen. Insbesondere, nachdem Trump den Iran für „jeden Schuss“ der vom Jemen ausgehe, verantwortlich gemacht hatte. Worauf der Iran den Sicherheitsrat anrief und mit massiven Reaktionen im Falle eines US-Angriffs drohte.
Wir dürfen nicht vergessen: Der Iran hatte unter der neuen, „moderaten“ Regierung des Landes versucht, bisher auf eine Vergeltung des letzten Angriffs von Israel im Oktober 2024 zu verzichten, um eine Gesprächsgrundlage für neue Verhandlungen mit der Regierung Trump zu verschaffen. Nun hat Trump dies als Schwäche angesehen und mit der Bombardierung gedroht. Dies hatte die Regierung nun zu Äußerungen veranlasst, die man sonst nur von den Hardlinern des Landes gehört hatte. Mit anderen Worten: Das Pulverfass steht kurz vor der Explosion, vielleicht ist es sogar schon explodiert, wenn dieser Artikel erscheint.
Erstveröffentlichung: https://tkp.at/2025/03/23/kriege-gegen-den-jemen/