Der Krieg gegen den Iran

 

Der Krieg gegen den Iran

 

 

Latuff weist darauf hin, dass die USA das Kernwaffenprogramm Israels unterstützen, während sie versuchen, die Welt davon zu überzeugen, dass der Iran sanktioniert werden müsse, weil er angeblich die Atombombe anstreben würde.

Grant Smith schrieb auf Mondoweiss am 24. August 2021 über Peter Beinarts New York Times-Essay »America Needs to Start Telling the Truth About Israel‘s Nukes« (Amerika muss anfangen, die Wahrheit über Israels Atomwaffen zu sagen) und löste damit Anfang des Monats einen Feuersturm aus. Beinart wies darauf hin, wie die in den USA weit verbreiteten »Lügen des Weglassens« es Politikern und Entscheidungsträgern ermöglichen, so zu tun, als besäße Israel keine Atomwaffen. Dies wiederum führt zu der falschen Behauptung, dass das iranische Atomprogramm ein atomares Wettrüsten im Nahen Osten auslösen könnte. (…)

2012 erließ die Obama-Regierung eine Zensur-Verordnung, die es Mitarbeitern von US-Bundesbehörden oder Auftragnehmern untersagt, über Israels Atomwaffen zu sprechen.

Die Verordnung schränkt die Antworten der Behörden auf Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz über Israels Atomwaffenaktivitäten stark ein. So drang beispielsweise das Team des israelischen Spionagemeisters Rafel »Rafi« Eitan 1968 in die amerikanische NUMEC-Anlage ein, in dem Jahr, in dem einige der größten Verluste zu beklagen waren. In geheimen Briefings für


hochrangige Beamte der Behörde ist die CIA nie von ihrer Schlussfolgerung abgerückt, dass Israel mit Hilfe des Chemikers Zalman Shapiro, der die Anlage leitete, Material abgezweigt hat, um Israels Atomwaffenentwicklung voranzutreiben.«27

Mordechai Vanunu, ein israelischer Nukleartechniker, der 1986 die Existenz des bis dahin geheimgehaltenen Atomforschungsprogrammes Israels verriet, zahlt heute noch einen hohen Preis für seinen Mut. Nach langjähriger wiederholter Haft ist er immer noch unter Hausarrest und darf Israel nicht verlassen. Aber »die Guten« dürfen das.

 

 21       https://mondoweiss.net/2021/08/israels-nukes-make-us-aid-illegal/


 

 

Am 30. August 2021 zeichnete Latuff eine Karikatur, die den neuen rechtsradikalen Premierminister Naftali Bennet zeigt, wie er Onkel Sam den Iran als Ziel eines neuen Krieges versucht schmackhaft zu machen. Derweil müssen die USA erst einmal den 20-jährigen verlorenen Krieg gegen Afghanistan verarbeiten, worauf Latuff hindeutet, indem er die Schmerzen am Hinterteil von Onkel Sam mit dem Wort Afghanistan unterstreicht. Aber Bennets Bemühungen gingen immer weiter.

Nachdem der ehemalige Präsident Trump den Vertrag mit dem Iran über Nichtverbreitung von Atomwaffen gebrochen hatte, indem er ohne Rücksicht auf die vorgeschriebenen Vorgehensweisen im Vertrag Sanktionen verhängte, hatte der Iran, wie im Vertrag erlaubt, nach und nach sein Atomprogramm verschärft.

Der neue US-Präsident Biden verlangte nun, dass der Iran wieder zu seinen Verpflichtungen aus dem Beginn des Vertrages zurückkehrt, ohne aber die Sanktionen Trumps aufzuheben. Der Iran seinerseits forderte erst die vertragswidrigen Sanktionen zu beenden, dann werde das Land auch seine Verpflichtungen aus dem JCPOA wieder erfüllen.

In diesem Umfeld wirbt Bennet weltweit für einen Krieg gegen den Iran, um ihn von dem angeblichen Versuch des Baus einer Atombombe abzubringen.

Dass Iran als »antisemitischer« Staat eine Bedrohung für Israel darstelle, wird häufig als weiterer Grund genannt. Dabei ist das Land das Zuhause der größten jüdischen Gemeinde in der muslimischen Welt, in der ca. 10.000 Juden leben und ihre Religion vergleichsweise frei praktizieren können.


 

 

Das Bild zeigt ein Pulverfass, auf dem »Iran« steht und an das die Erde gefesselt ist. Davor steht ein israelischer Soldat auf dem Rücken von Onkel Sam und will die Lunte anzünden.

Anfang August 2021 wies Carlos Latuff mit dieser Karikatur darauf hin, dass die USA Israel weiter unterstützen, obwohl Israel mit seinen permanenten Anschlägen und Raketenangriffen auf iranische Kräfte in Syrien den Iran immer weiter provoziert. Dies könne, so die Karikatur, zu einem Weltbrand führen.

Denn in der Zwischenzeit hatte sich der Iran immer enger an Russland und China angebunden. Mit Letzterem wurde ein Jahrhundert-Handelsvertrag geschlossen. Dieser sichert China als Absatzmarkt und gewinnt es gleichzeitig für Investitionen in historischem Ausmaß, während für China der Iran ein wichtiger Knotenpunkt für die »Neue Seidenstraße« wird.


 

 

Israels Premierminister Netanjahu war strikt gegen einen Widereintritt der USA in den JCPOA, den Vertrag, der den Iran dazu verpflichtete, seine Atomforschung und Produktion zu limitieren und das Land vorher nie gesehenen Kontrollen durch die Internationale Atomenergie Organisation (IAEO) zu unterwerfen.

Carlos Latuff kommentierte, dass dazu jedes Mittel Recht sein könnte. Er erinnert an den Tonkin-Zwischenfall, der den Vietnamkrieg einleitete. In seiner Karikatur sitzt Netanjahu auf einer Drohne, die eine Rakete auf einen Tanker mit dem Namen »Iran Deal« abschießt, während US-Präsident Biden am Ufer steht.

Der Tanker ist vermutlich eine Anspielung auf verschiedene Anschläge auf Schiffe  in der Region. Als Verursacher werden von Israel der Iran, vom Iran Israel genannt.


 

 

Carlos Latuff befürchtete, wie viele andere Analysten, dass kurz vor Ende der Präsidentschaft Trumps Israel noch einen Krieg mit dem Iran anzetteln könnte. Er kommuniziert das in seiner Art mit dieser Karikatur. Sie zeigt ein Bündel Explosivstoffe auf einer Kugel, welche die Erde darstellt. Der Sprengstoff liegt auf dem Bereich des Nahen Ostens. Vom Hintergrund aus wirft ein israelischer Soldat ein Zündholz auf die Zündschnüre, vor der schon drei Zündhölzer liegen, die offensichtlich von alleine ausgegangen waren. Latuff schreibt dazu:

»Israel und das Trump-Regime arbeiten rund um die Uhr daran, einen Krieg mit dem Iran zu beginnen ... und die ganze Welt mitzureißen!«

In einer weiteren Karikatur zeigt er einen sich verflüssigenden Trump, der Netanjahu und den saudischen Kronprinzen, die mit Bomben unter den Armen in Richtung Iran laufen, und die von Trump mit den Worten angefeuert werden: »Los, agiert jetzt, bevor die Zeit abläuft.«


 

 

Dazu kommentiert er: »Mohammed bin Salman und Netanjahu sind in Eile! Sie müssen den letzten Atemzug von Trumps Ära nutzen, um ihre schmutzigen Pläne für den Nahen Osten umzusetzen.«

Ymna Patel berichtet von Geheimtreffen zwischen diesen Protagonisten. So soll der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu Berichten zufolge zu einem geheimen Treffen mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (MBS) und US-Außenminister Mike Pompeo nach Saudi-Arabien gereist sein.

Israelische Medien, so der Artikel, berichteten unter Berufung auf ungenannte Quellen, dass Netanjahu um 19:30 Uhr mit einem Privatjet, der bekanntermaßen zuvor vom Premierminister genutzt wurde, von Tel Aviv abflog. Nach dem Flug durch Ägypten und der Landung in der saudischen Stadt Neom kehrte das Flugzeug laut Flugverfolgungs-Websites fünf Stunden später, gegen 12:30 Uhr, nach Israel zurück.

Wie Haaretz berichtet, wurde Netanjahu von Yossi Cohen, dem Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, begleitet. Die beiden sowie Pompeo und MBS sollen während des Geheimtreffens Themen im Zusammenhang mit der arabischisraelischen Normalisierung und dem Iran besprochen haben.

Während Netanjahus Büro es ablehnte, sich zu dem Treffen zu äußern, und der stellvertretende Ministerpräsident Benny Gantz Berichten zufolge nichts von der Reise wusste, schienen andere israelische Beamte darauf hinzuweisen, dass das Treffen tatsächlich stattgefunden hat, erklärte Patel.


»Israels Bildungsminister Yoav Galant sagte in einem Radiointerview, dass ‚die Tatsache, dass das Treffen stattgefunden hat und öffentlich gemacht wurde – wenn auch nur auf halboffizielle Weise – etwas von großer Bedeutung ist‘ und dass es ‚etwas ist, wovon unsere Vorfahren geträumt haben‘, so die New York Times.

Haaretz wies auf die Tatsache hin, dass Netanjahus Berater Topaz Luk getwittert hatte, dass ‚Gantz Politik macht, während der Premierminister Frieden schafft‘.«28

Nach dem Medienrummel um das Treffen, so erklärt der Artikel weiter, bestritt der saudische Außenminister Prinz Faisal bin Farhan al-Saud, dass ein solches Treffen stattgefunden habe: »Es gab kein Treffen« und »Nur saudische und amerikanische Beamte waren anwesend.«

Während seiner Reise durch die Region habe Pompeo betont, dass die TrumpAdministration den Iran als »die zentrale Bedrohung in der Region« betrachte, eine Ansicht, die von Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten geteilt werde, was zu verstärkten Spekulationen führte, dass der Iran wahrscheinlich ein wichtiges Gesprächsthema bei dem Treffen war. Patel wertet dann die Informationen:

»Trotz der widersprüchlichen Berichte beider Seiten hat der Gedanke, dass Netanjahu MBS besuchen würde – das erste jemals bekannte offizielle Treffen zwischen den Staatsoberhäuptern Israels und Saudi-Arabiens – zu dem wachsenden Verdacht beigetragen, dass Saudi-Arabien sich auf eine offizielle Normalisierung der Beziehungen zu Israel zubewegen könnte.

Der regionalen Supermacht wird seit Langem nachgesagt, dass sie umfangreiche diplomatische und kommerzielle Beziehungen zu Israel unterhält, diese aber noch nicht formalisiert hat. (…)

Saudi-Arabien hat jedoch dementiert, dass es in absehbarer Zeit eine Normalisierung ankündigen wird, und darauf bestanden, dass das Land weiterhin eine Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt anstrebt, bevor es Beziehungen zu Israel aufnimmt.«29