Hasbara Teil 2

 

Latuff beklagt immer wieder die Scheinheiligkeit und Disproportionalität der Berichterstattung der internationalen Medien über den Widerstand der Palästinenser gegen die Besatzungsmacht Israel.

In diesem Bild sieht man einen israelischen Soldaten, der Krokodilstränen weint, weil eine winzige Rakete neben seinem Fuß im Boden steckt, welche in Großaufnahme von einer Person mit Fernsehkamera und der Rückenaufschrift »Presse« gefilmt wird, die dabei aber nicht beachtet, wie israelische Bomber Gaza in Schutt und Asche bomben.

Auch 2014 gelang es Israel sehr erfolgreich, sich als »Opfer« zu präsentieren. Die Zahlen sprechen dabei ihre ganz eigene Sprache. Während des 50-tägigen GazaKriegs 2014 waren 2.250 Palästinenser getötet worden, darunter 1.400 Zivilisten. Auf israelischer Seite starben mehr als 70 Menschen. Unter ihnen waren sechs Zivilisten.88

 

84       https://www.tagesspiegel.de/politik/un-bericht-zum-gaza-krieg-2014-israelis-und-palaestinenser- begingen-zahlreiche-kriegsverbrechen/11952388.html

 

Dieses Bild, das eine kleine palästinensische Rakete zeigt, über die aufgeregt von einem Reporter berichtet wird, während ein israelischer Soldat ruhig zuschaut, wie Gaza von Flugzeugen Israels zerbombt wird, soll erklären, wie sich die internationale Presse verhält.

Das Bild trägt die Überschrift »Konfrontation zwischen Hamas und Israel«. Latuff schreibt dazu: »Israel hat eine Armee, Marine, Luftwaffe, Kernwaffen, politische und finanzielle Unterstützung aus Washington. Palästinenser haben keine Armee, keine Marine, keine Luftwaffe und ihr Gebiet wird von israelischen Streitkräften besetzt. Und schließlich sind die Raketen der Hamas hausgemacht.«


 

Am 25. August 2020 beklagt Carlos Latuff, dass Israel Gaza jeden Tag bombardiert, und fragt: »Sehen Sie das in den Mainstream-Medien?« Dabei zeigt eine Karikatur

»Mutter« Palästina mit einem toten oder verwundeten Kind, vor Bomben weglaufend, die von israelischen Flugzeugen abgeworfen werden, während eine Person mit einer Fernsehkamera als Kopf und der Aufschrift »Mainstream-Medien« vor sich hinsummt und in eine andere Richtung schaut.



Jeder so genannte »Krieg« zwischen der Hamas und Israel ist in Wirklichkeit ein Massaker an Palästinensern, während unter den Israelis zwar ab und zu Soldaten zum Opfer werden, aber ansonsten Zivilisten nur in nicht vergleichbarem Umfang gegenüber Palästinensern betroffen sind.

Israel behauptet, dass sich die Hamas hinter menschlichen Schutzschilden verstecken würde, während sich die Soldaten Israels vor die Zivilisten stellen würden, weshalb das Verhältnis so unverhältnismäßig wäre. Jeder kann sich anhand von vielen Dokumentationen selbst eine Meinung bilden.


 

 

Wenn vom »israelisch-palästinensischen Konflikt« die Rede ist, werden fast immer die Hamas bzw. die Widerstandskämpfer Palästinas als Aggressoren dargestellt, welche gegen einen gleichwertigen Gegner Terroranschläge begehen. Dies, obwohl Israel der Besatzer ist und Palästina der Unterdrückte, der sich wehrt, und nicht umgekehrt.

Um die Lächerlichkeit der Gleichstellung des palästinensischen Widerstands mit dem hochgerüsteten Atomstaat Israel bildlich darzustellen, zeigt diese Karikatur einen Palästinenser, der eine Steinschleuder bewegt, während ein mehrfach so großer israelischer Soldat in voller Kampfmontur, umgeben von Atomraketen, Drohnen, Hubschraubern, Kampfschiffen und Flugzeugen auf ihn deutet und ruft: »Aggressor!«

Der Krieg der »tapferen« israelischen Soldaten gegen Kinder mit Steinschleudern hat eine traurige aber realistische Tradition. Ein Beispiel ist die 17-jährige Ahed Tamimi, die zu acht Monaten Gefängnis und einem Bußgeld in Höhe von umgerechnet knapp 1.200 Euro verurteilt wurde. Ihr Verbrechen? Sie hatte in Nabi Saleh im Westjordanland einen schwer bewaffneten israelischen Soldaten geohrfeigt und beschimpft, nachdem sie von der lebensgefährlichen Verwundung eines nahen Verwandten durch den Schuss eines Soldaten gehört hatte.


 

Auf diesem Bild herzt ein israelischer Soldat den Kopf einer Kuh, während er mit Stiefeln auf ein palästinensisches Kind tritt und eine Person, die fliehen will, in den Rücken schießt. Ausgehend von einer Imagekampagne der Armee, die erklärte, nun

»vegane« Stiefel zu kaufen, und keine Lederstiefel mehr, kommentiert Latuff ironisch:

»Ein großer Schritt nach vorn für Israel. Die Soldaten tragen jetzt 100 % tierversuchsfreie Lederstiefel. Ist das nicht großartig?«

Mondoweiss erklärt dazu:

»Aus den Marktkörben quellen glänzende Produkte hervor. Eine ausgestreckte Palme bietet frische Kräuter an, im Hintergrund ein Bio-Bauernhof. Ein Tisch, der mit einem Regenbogen von Gerichten überquillt, wird durch einen Bissen heißes Brot unterbrochen, das in eine Schale mit Tahini und Olivenöl eintaucht. Junge, attraktive Gesichter lächeln in die Kamera, während im Hintergrund Tierbabys herumtollen. Wenn man Veganer ist, sieht Israel wie das Paradies aus. Zumindest wollen Vibe Israel und seine Partner von der Israel Brand Alliance, dass Sie das denken. Ihre Vibe-Vegan-Tour für Food-Blogger ist nur ein kleines Element der von der israelischen Regierung geförderten Veganwashing-Kampagne, die darauf abzielt, Berichte über die grausamen Menschenrechtsverletzungen Israels durch das friedliebende Mitgefühl zu ersetzen, das normalerweise mit Veganismus assoziiert wird, und so das Image des Landes auf der Weltbühne zu verbessern. Machen Sie sich nichts vor: Israel benutzt


den Veganismus als kalkulierte Fassade, um das Terrorprogramm seines Militärs zu rechtfertigen, seine Besetzung Palästinas zu beschönigen und sich die regionale Kultur und Traditionen anzueignen, die Hunderte, wenn nicht Tausende von Jahren vor Israel bestanden haben.

Echter Veganismus ist alles andere als ein politisch neutraler ‚Lebensstil‘, sondern eine radikale Philosophie gegen Unterdrückung, und dennoch macht sich eine der unterdrückerischsten Regierungen der Welt den Veganismus für ihre eigenen Zwecke zu eigen.«89

 85       https://mondoweiss.net/2019/09/veganism-palestinian-oppression/

 

Diese Karikatur von Carlos Latuff zeigt »Mutter« Palästina neben einer Toten Person mit drei Einschusslöchern im Rücken knieend und israelische Soldaten in einer Sprechbase verantwortlich machend. Der Mitarbeiter von Human Rights Watch, welcher gerade »Kriegsverbrechen« auf ein Blatt schrieb, wird von einer übergroßen Hand mit einer Manschette aus der Flagge Israels am Kragen gepackt und weggezogen.

Ymna Patel berichtet, dass der Oberste Gerichtshof Israels am Dienstag die Entscheidung des Staates bestätigte, den Direktor von Human Rights Watch (HRW) für Israel und Palästina, Omar Shakir, auszuweisen. Ihm wird vorgeworfen, die Boykott-, Desinvestitionsund Sanktionsbewegung (BDS-Bewegung) zu unterstützen – die internationale Boykottkampagne unter palästinensischer Führung, die in den letzten Jahren von Israel kriminalisiert wurde.

Der Artikel erklärt, dass die Entscheidung nach einem mehr als einjährigen Streit gefällt wurde. Einem Streit zwischen Shakir, einem US-Bürger und dem israelischen Innenministerium, das sich geweigert hatte, sein Arbeitsvisum im Jahr 2018 zu verlängern, unter dem Vorwand, dass er gegen ein Gesetz aus dem Jahr 2017 verstoßen habe, das Ausländern die Unterstützung von Anti-Israel-Boykotten verbietet.

Nach Angaben von HRW liege die Entscheidung, ob Shakir zur Ausreise gezwungen wird, immer noch bei der israelischen Regierung. Entscheidet sich diese für die Fortsetzung der Abschiebung, muss er seinen Posten in Jerusalem aufgeben und das Land innerhalb von 20 Tagen verlassen.


»Der israelische Innenminister Aryeh Deri lobte die Entscheidung und sagte:

‚Jeder, der gegen das Land handelt, sollte wissen, dass wir ihm nicht erlauben werden, hier zu arbeiten oder zu leben.‘

Shakir kommentierte seine Abschiebung auf Twitter mit den Worten: ‚Israel wird sich in die Reihen von Iran, Nordkorea und Ägypten einreihen und den Zugang für den @hrw-Beamten blockieren. Wir werden nicht aufhören. Und wir werden nicht die Letzten sein.‘

‚Der Oberste Gerichtshof hat de facto erklärt, dass die freie Meinungsäußerung in Israel nicht das uneingeschränkte Eintreten für die Rechte der Palästinenser einschließt‘, sagte HRW-Exekutivdirektor Kenneth Roth in einer Erklärung.

‚Wenn die Regierung jetzt einen Forscher von Human Rights Watch ausweist, weil er Unternehmen auffordert, die Rechte zu respektieren, wie wir es auf der ganzen Welt tun, dann weiß man nicht, wen sie als nächstes ausweisen wird‘, sagte er.«90

Patel berichtet, dass HRW in seiner offiziellen Erklärung zu der Entscheidung die Position Shakirs bekräftige, dass er nie die BDS-Bewegung unterstützt habe, und sagte: »Shakir wich nie von der Politik und den Positionen der Organisation ab, die keinen Boykott Israels befürwortet, sondern Unternehmen dazu auffordert, ihrer menschenrechtlichen Verantwortung gerecht zu werden, indem sie ihre Beziehungen zu illegalen Siedlungen im Westjordanland beenden.«

Die in New York ansässige Interessengruppe Center for Constitutional Rights (CRC) veröffentlichte eine Erklärung, in der sie den Schritt verurteilte und ihn als »empörend, aber nicht schockierend« bezeichnete. Der Artikel zitiert: »Jedes Mal, wenn Verfechter der palästinensischen Rechte zum Schweigen gebracht oder bestraft werden, lenkt dies die Aufmerksamkeit auf Israels lange Liste von Menschenrechtsverletzungen – und vervielfacht sie«, so CRC.

»Die israelische Menschenrechtsgruppe B’Tselem drückte ihre Solidarität mit Shakir in einer Erklärung auf Facebook aus und sagte: ‚Bemühungen, die Besatzung zu verstecken und Kritik an ihr zum Schweigen zu bringen, sind zum Scheitern verurteilt.‘«91

 

86       https://mondoweiss.net/2019/11/

israeli-supreme-court-greenlights-deportation-of-hrw-official-omar-shakir/

87       https://mondoweiss.net/2019/11/

israeli-supreme-court-greenlights-deportation-of-hrw-official-omar-shakir/


 

 

Auf dieser Karikatur aus dem Oktober 2019 sieht man einen israelischen Soldaten im Hintergrund, der ein palästinensisches Kind in Ost-Jerusalem verhaftet, während im Vordergrund die Augen einer Frau mit dem T-Shirt-Aufdruck »Ich liebe Israel« mit einem kostenlosen Flugticket zugehalten werden. Sie erklärt in ein Mikrofon: »Palästina, tut mir leid, nein tut mir nicht leid, habe ich nicht gesehen.«

Latuff kommentiert: »Ich bin extrem frustriert. Ich habe eine kostenlose Reise nach Israel im Austausch für ein paar Beiträge angenommen. Niemand hat mir gesagt, dass es etwas Schlimmes wäre, dorthin zu gehen oder dass ich möglicherweise jemanden beleidigen könnte.« Ja, @ddlovato, so etwas wie ein kostenloses Mittagessen gibt es nicht, besonders wenn es aus #Israel kommt.«

Jonathan Ofir berichtet, dass die US-amerikanische Entertainerin Demi Lovato in letzter Zeit für Schlagzeilen gesorgt habe, als bekannt wurde, dass sie eine 150.000 Dollar teure Reise nach Israel unternommen hat, die von der israelischen Regierung und privaten Spendern finanziert wurde, und zwar im Austausch für, wie sie es nannte, »ein paar Posts«, d. h. israelfreundliche Beiträge in den sozialen Medien. Während klar ist, dass die israelische Regierung mehr als ein Drittel davon bezahlt hat, liegen die Details der anderen Geldgeber noch im Dunkeln aber, so Ofir, das sei auch nicht so wichtig. Klar sei, dass Demi Lovato auf einer Hasbara-Reise (israelische Propaganda-Reise) war.


»Selbst wenn wir nur die bestätigte Investition der israelischen Regierung in Höhe von 57.000 Dollar betrachten, ist das genug. Damit kann ich mir eine luxuriöse Reise leisten, vielen Dank. Aber es ging nicht um Freizeit – es ging nur um die ‚Marke Israel‘.«92

Nach dem Eklat in den sozialen Medien, berichtet Ofir weiter, hatte Lovato in einem schnell gelöschten Instagram-Post zunächst Unwissenheit vorgetäuscht. Ihre Mutter, die sie auf der Reise begleitet hatte, sei ihr zu Hilfe geeilt und schrieb auf Instagram über Jerusalem: »Es gab keinen Streit, keine Verurteilung, keine grausamen Worte ... nur Liebe. Und ich werde ohne Zweifel eines Tages wieder dorthin gehen.«

Der Artikel erklärt dann mit Hilfe der britische Autorin Kamila Shamsie, was an der Reise falsch war. Shamsie, die pakistanischer Abstammung ist, wurde kürzlich von der Stadt Dortmund ein Preis aberkannt, weil sie Boykotte, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS) gegen Israel unterstützt.

Der Artikel zitiert dann ihre Aussage im britischen Channel 4 und erläuterte die Logik von BDS und insbesondere des Kulturboykotts:

»Es geht auch um die Art und Weise, wie der israelische Staat die Kultur benutzt hat. Und Sie wissen, dass er sie sehr stark als Propaganda einsetzt. Es gab Erklärungen aus dem israelischen Außenministerium, in denen es hieß:

‚Es gibt keinen Unterschied zwischen Kultur und Propaganda‘, um dann zu sagen: ‚Nun, warum Kulturboykott?‘ – Nun, weil die Kultur vom Staat bereits als Waffe eingesetzt wird.«93

Das israelische Ministerium, das die 57.000 Dollar bestätigte, war das Ministerium für Jerusalemer Angelegenheiten, erläutert Ofir. Dies deute darauf hin, dass Jerusalem ein zentraler Bestandteil der Propagandamaßnahme war, was nicht überrasche, da Israel hart dafür kämpft, die Behauptung zu zementieren und zu normalisieren, dass Jerusalem eine »vereinigte Hauptstadt« ist und nicht eine Stadt, die unter Besatzung lebt, wobei Ostjerusalem in flagranter Verletzung des Völkerrechts annektiert wurde. Es sei daher nicht überraschend, dass Jerusalem im Beitrag von Demi Lovatos Mutter eine zentrale Rolle spielt. Israel tat dies auch bei der Werbung für den jüngsten Eurovision Song Contest, der in Tel Aviv stattfand, wo sich die Gastgeber über den Begriff »Besatzung« lustig machten, für die »geliebte Hauptstadt, das goldene Jerusalem« warben (mit der Al-Aqsa im Hintergrund) und der öffentlichrechtliche Sender Videos verwendete, um sogar syrisch besetzte Gebiete als »Israel« zu vermarkten.

»Das ist einfach die Vorgehensweise Israels. Wenn Sie ein Prominenter sind, wird Israel versuchen, Sie für Propagandazwecke zu nutzen. Demi Lovato sagt, dass ‚niemand es ihr gesagt hat‘. Also sage ich es ihr und allen anderen, und


88       https://mondoweiss.net/2019/10/demi-lovato-and-the-case-for-the-cultural-boycott-of-israel/


zwar genau jetzt. Wenn Sie in Bezug auf Israel naiv sind, spielen Sie nur den Dummen.

 

Es gibt einen BDS-Aufruf, er kommt von der palästinensischen Zivilgesell- schaft und ist eine Reaktion auf israelische Übergriffe gegen Palästinenser, die ungestraft bleiben. Dass Demi Lovato nicht daran dachte (oder nicht darauf hingewiesen wurde), dass die Verletzung dieser Mahnwache jemanden belei- digen könnte, ist ein Problem. Es ist nicht neutral, sich auf diese Weise nach Israel zu begeben es ist ganz klar auf der Seite des Unterdrückers. Israelische Apologeten stellen den Kulturboykott regelmäßig als böswillig dar, da die Kultur angeblich dazu dient, ‚Brücken zu bauen‘ und es nicht um Politik geht. Aber wie wir sehen können, geht es für Israel bei der Kultur auch eindeutig um Politik, und diese Dinge sind leider untrennbar miteinander verbunden. Israel argumentiert besser als jeder andere für einen Boykott.«94