10 Mythen über Israel

 

Die 10 Mythen über Israel

Ilan Pappe, der wohl profilierteste jüdische Historiker veröffentlichte 2018 ein Buch mit dem Titel »Zehn Mythen über Israel« [1]. In Mondoweiss erschien ein Artikel mit einer kurzen Inhaltsbeschreibung.

Der Artikel beginnt mit der Feststellung, dass die Hoffnung auf Frieden zwischen Israel und den Palästinensern immer weiter schwindet. Nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass die Israel regierende Likud-Partei zu Beginn des Jahres 2018 einstimmig eine Resolution annahm, in der die Annexion der Gebiete beschlossen wird, welche durch die Westbank-Siedler beansprucht werden. Diese Entscheidung hätte den letzten Schritt der Likud markiert, sich von der durch die internationale Gemeinschaft unterstützte Idee eines unabhängigen palästinensischen Staates, als Teil eines zukünftigen Friedensplanes, zu verabschieden.

Der Artikel zitiert den für die Öffentliche Sicherheit zuständigen Minister Gilad Erdan:

»Wir sagen der Welt, dass es uns nicht interessiert, was die Nationen der Welt sagen. Die Zeit ist gekommen, um unser biblisches Recht auf das Land zum Ausdruck zu bringen.«

In dem Buch, so der Artikel, untersucht Professor Ilan Pappe, der an der britischen Exeter Universität lehrt, die am meisten umstrittenen Behauptungen über den Ursprung und die Identität des derzeitigen Staates Israel.

In Hinsicht auf das Versagen der Camp David-Vereinbarungen und der offiziellen Gründe für die Angriffe auf Gaza, erklärt er, warum die Zweistaatenlösung nicht länger möglich ist.

Historische Desinformation

Dem Autor des Artikels, Allan C. Brownfeld zufolge, schreibt Pappe, dass Desinformation über die Geschichte, auch in der jüngsten Vergangenheit viel Leid erzeugte.  

»Dieses bewusst falsche Verständnis der Geschichte kann die Unterdrückung fördern und das Regime der Kolonialisierung und Besatzung schützen. Es ist daher nicht überraschend, dass die Politik der Desinformation bis heute anhält, und eine große Rolle in dem sich in dem endlos fortsetzenden Konflikt spielt. … Die zionistische Sicht darauf, wie das umstrittene Land zum Staate Israel wurde, basiert auf einem Cluster von Mythen, die subtil Zweifel darüber erzeugen, dass die Palästinenser ein moralisches Recht auf das Land hätten. Dieses Buch widerlegt diese Mythen, welche in der Öffentlichkeit als unwiderlegbare Wahrheiten erscheinen.« [2]

Pappe erklärt, dass das Buch aus Sicht eines jüdischen Historikers verfasst wurde, der sich genauso um die Zukunft seines Landes, wie um die Zukunft Palästinas sorge.

Mythos Unbewohntes Land

Der erste Mythos, der in Deutschland selten eine Rolle spielt, ist der über die angebliche Leere des Landes, bevor Israel gegründet wurde. Neben einigen Daten fand ich interessant, dass Pappe darauf hinweist, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Bewohner jüdischen Glaubens war, dass diese außerdem der Idee des Zionismus äußerst kritisch gegenübergestanden seien. Pappe schreibt dann:

»Es [Anmerkung: Palästina] war Teil der reichen und fruchtbaren östlichen Mittelmeerregion, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts in einem Prozess der Modernisierung und Nationalisierung befand. Es war keine Wüste, die darauf wartete, zum Blühen gebracht zu werden. Es war ein landwirtschaftlich geprägtes Land, an der Schwelle zum 20. Jahrhundert und einer modernen Gesellschaft, mit allen Vorteilen und Nachteilen einer solchen Transformation. Seine Kolonialisierung durch die zionistische Bewegung veränderte den Prozess in ein Desaster für die meisten der dort ursprünglich lebenden Menschen.«[3]

Mythos Volk ohne Land

Als zweiten Mythos widerlegt Pappe die Aussage: »Die Juden waren ein Volk ohne Land.« Er hinterfragt, ob die jüdischen Siedler, die in Palästina ankommen, als »ein Volk« bezeichnet werden könnten und zitiert Shlomo Sands »Die Erfindung des jüdischen Volkes« (The Invention of the Jewish People). In seinem Buch zeigt Pappe auf, dass die christliche Welt – in derem eigenen Interesse – die Idee der Juden als Nation, die eines Tages in das Heilige Land zurückkehren müssen, angenommen hatte. Diese Rückkehr sei in ihren Augen ein Teil des vorausgesagten Plans für das Ende der Welt, gemeinsam mit der Wiederauferstehung der Toten und des zweiten Auftretens des Messias. Pappe nennt einige Beispiele für religiöse christliche Förderer der Idee vom 16. bis 18. Jahrhundert. Dann begründet er darauf aufbauend, dass der Zionismus ein Projekt christlicher Kolonialisierung war, bevor es von jüdischen Protagonisten übernommen wurde.  

»[Es war] eine machtvolle theologische und imperiale Bewegung, die entstand und welche die Rückkehr der Juden nach Palästina in das Zentrum eines strategischen Planes stellte, um Palästina zu übernehmen und in eine christliche Einheit zu verändern. Diese gefährliche Mischung aus religiösem Eifer und reformistischer Inbrunst … sollte zur Balfour Deklaration von 1917 führen.« [4]

Pappe nennt wichtige Persönlichkeiten und Ereignisse auf dem Weg und erklärt dann, dass es trotz erheblicher Bemühungen nie gelungen war nachzuweisen, dass die Zionisten, die Palästina kolonialisierten, Nachfahren der Juden seien, die von dort 2000 Jahre vorher ins Exil gegangen waren.

Inzwischen, so Pappe, wurde für Israel der Anspruch viel wichtiger, der Vertreter aller Juden in der Welt zu sein. Bis 1967 sei das eine wichtige Hilfe für die Entwicklung Israels gewesen. Juden in der ganzen Welt, besonders in den USA, wurden die wichtigsten Unterstützer Israels, egal um welche Politikfragen es ging. Teilweise sei dies in den USA auch heute noch so. Laut Pappe bestreitet die jüdische Gemeinschaft jedoch diesen Anspruch immer stärker.

»Die Behauptung aufstellend, dass Juden eine Nation seien und nach Palästina gehörten, und man ihnen daher helfen sollte, zurück zu kehren, hält Pappe fest: 'Sie mussten sich auf britische Beamte stützen, später auf militärische Macht. Juden und die Welt insgesamt waren nicht überzeugt, dass die Juden ein Volk ohne Land sind. Shaftesbury, Finn, Balfour und Lloyd George liebten die Idee, weil sie half, Großbritannien mit einem Bein in Palästina zu halten. Dies wurde unwesentlicher, als die Briten Palästina mit Gewalt besetzten, und sich dann aus einer neuen Lage heraus entscheiden mussten, ob das Land jüdisch oder palästinensisch war. Eine Frage, die Großbritannien nie ordentlich beantwortete, und es daher nach dreißig Jahren frustrierender Herrschaft anderen überließ, sie zu beantworten.« [5]

***

Am 7. Juli 2019 twitterte der israelische Ministerpräsident Netanjahu: »Die Verbindung der Palästinenser zum Land Israels ist nicht, verglichen mit den 4000 Jahren Verbindung, welche die jüdischen Menschen mit dem Lang haben« [6]. Darauf antwortete die True Torah Jews Organisation: »Lächerlich! Bei der jüdischen Verbindung zum Land Israel ging es nur um SPIRUALITÄT. Die größten Thora-Lehrer verstanden, dass es verboten war, Israel zu politisieren, aber die Zionisten behaupten die Bibel besser 'lesen' zu können. Beim modernen Israel dreht sich alles um Zionismus und hat nichts mit Judaismus zu tun!« [7]

Mythos Zionismus ist Judaismus

Der erwähnte Artikel bezeichnet das Kapitel als besonders aufschlussreich, in dem Pappe darauf eingeht, warum der Zionismus nicht gleichzusetzen ist mit Judaismus. Pappe stellt darin fest, dass der Zionismus nur eine Minderheitenmeinung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft gewesen sei, und bis Mitte des 19. Jahrhunderts lediglich ein unwesentlicher Ausdruck jüdisch kulturellen Lebens.

Größere Bedeutung hätte der Zionismus aus zwei Gründen und durch die jüdischen Gemeinschaften im zentralen und im östlichen Europa erlangt. Zunächst war es die Suche nach Sicherheit in Gesellschaften, welche den Juden die Integration und Gleichbehandlung verweigerten. Dann kam der Impuls hinzu, der aus nationalen und nationalistischen Bewegungen entstand, die seinerzeit in Europa »wie Pilze aus dem Boden schossen«.

»Jene Juden, die danach trachteten Judaismus von einer Religion in eine Nation zu verwandeln, waren keineswegs einzigartig, sondern eine Gruppe unter vielen ethnischen und religiösen innerhalb der zwei zerfallenden Imperien: Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich, die alle sich selbst als Nationen neu definieren wollten.« [8]

Die frühen Zionisten brachten zwei neue Ideen auf: Sie definierten Judaismus, also die Religion, zu einer nationalen Bewegung um, und lieferten damit den Grund für die notwendige Kolonialisierung Palästinas. Und diese Ideen wurden stärker, nachdem in Russland 1881 eine Welle von Gewalttaten gegen Juden begangen worden waren. Worauf zunächst enthusiastische jungen Juden 1882 nach Palästina geschickt wurden, um dort die ersten neuen Kolonien zu errichten.

Zu dieser Zeit entwickelte Theodor Herzel, ein Journalist und Atheist, also keineswegs ein Mensch jüdischen Glaubens, die These, dass der seinerzeit weit verbreitete Antisemitismus eine Assimilation unmöglich machen würde und der jüdische Staat in Palästina die beste Lösung für das »jüdische Problem« sei.

Im Buch erklärt Pappe, dass die prominenten Rabbis und führenden Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinschaft den Ansatz des Zionismus zunächst ablehnten. Sie sahen den Zionismus als Versuch der Säkularisierung des Judaismus an. Aus einem Glauben sollte Nationalismus werden. Damit, so die Befürchtung, würden die jüdischen Menschen in einen Konflikt gezwungen, der sich aus der Loyalität gegenüber dem Staat, in dem sie leben, und Israel ergeben würde. Was wiederum Antisemitismus verstärken könnte.  

»Als die Reformisten begannen, auf den Zionismus zu stoßen, widersprachen sie vehement der Idee, Judaismus als Nationalismus neu zu definieren und einen jüdischen Staat in Palästina zu errichten. Jedoch veränderte sich ihre Haltung nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gründete die Mehrheit der Reformisten eine neue Bewegung in den USA. … Jedoch verließ eine große Zahl von Juden die neue Bewegung und gründete den Amerikanischen Rat für Judaismus (American Council for Judaism ACJ), der die Welt daran erinnerte, … dass Zionismus unter den Juden immer noch eine Minderheitenmeinung war, und die Mehrheit loyal zur Idee der alten Reformisten über den Zionismus blieb.« [9]

Pappe beschreibt dann verschiedene jüdische Bewegungen, die sich ausdrücklich vom Zionismus distanziert hatten. Schon 1869 erklärten die Reform-Juden in den USA, 1885 eine weitere Reformgruppe in Pittsburgh, ausdrücklich, dass Juden keine Nation, sondern eine Religionsgruppe seien. 1897 gründete sich in Russland eine sozialistische jüdische Bewegung, die auch noch nach dem Holocaust die Meinung vertrat, die Gründung Israels in Palästina sei keine Lösung.

Neben den Reform-Juden waren die orthodoxen Juden besonders harte Kritiker und Gegner des Zionismus. Und sie sind es noch heute [10]. Diese Abneigung der orthodoxen Juden erklärt sich vermutlich auch aus den offensichtlichen Absichten des Zionismus, welche Pappe erklärt:

» Er [Anmerkung: der Zionismus] hoffte die jüdischen Menschen zu säkularisieren, einen 'neuen Juden' zu erschaffen, als Antithese zu den religiösen Überzeugungen der orthodoxen Juden in Europa. … Die Zionisten machten sich über die orthodoxen Juden lustig, und sie wurden als jemand angesehen, der nur durch harte Arbeit in Palästina geheilt werden könne … Die Rolle der Bibel im jüdischen Leben bot eine weitere klare Unterscheidung zwischen Judaismus und Zionismus an. … Die Bibel stellte den 'Mythos für unser Recht auf das Land' zur Verfügung. Es war in der Bibel, wo sie Geschichten über hebräische Bauern, Schäfer, Könige und Krieg fanden, die sie übernahmen als die Beschreibung der goldenen Vergangenheit. Die Rückkehr auf ihr Land bedeutete, wieder Bauer, Schäfer und Könige zu werden. Und so fanden sie sich in einem herausfordernden Paradoxon, weil sie sowohl jüdisches Leben säkularisieren wollten, aber auch die Bibel als Beweis für die Legitimität ihres Anspruches auf eine Kolonialisierung Palästinas heranzogen. Mit anderen Worten, obwohl sie nicht an Gott glaubten, hatte er ihnen trotzdem Palästina versprochen.« [11]

Mythos Palästina war unbewohnt

Einen weiteren Mythos, den Pappe zerstört, ist die Behauptung, dass Zionismus nichts mit Kolonialismus zu tun hätte. Was ja auch die Abgeordneten des Deutschen Bundestages behaupten. Als die ersten Siedler im Jahr 1882 eintrafen, war Palästina keineswegs ein leeres Land. Eine Delegation, welche die Situation erkundet hatte, beschrieb die Situation mit »Die Braut ist wunderschön, aber schon mit einem anderen Mann verheiratet«. Jedoch erklärte man den zuerst eintreffenden Siedlern, die Bewohner dort seien keine Eingeborenen, sondern hätten kein Recht auf das Land. Dieses Problem könne man lösen.

»Nichts davon, so argumentiert Pappe, war einmalig, denn 'Zionismus war eine koloniale Siedler-Bewegung, ähnlich den Bewegungen der Europäer, welche die zwei Amerikas kolonialisiert hatten, Südafrika, Australien und Neuseeland … Siedler-Kolonialismus wird durch den Wunsch motiviert, ein fremdes Land zu übernehmen, während klassischer Kolonialismus die natürlichen Ressourcen begehrt, welche sich in seinem neuen geographischen Besitz befinden. … Das Problem war, dass die neue 'Heimat' schon von anderen Menschen bewohnt wurde. Als Antwort darauf argumentierten die Siedler, dass das neue Land von Gott gewollt oder aus moralischem Recht ihres sei. Das galt auch in dem Fall, dass sie, anders als der Zionismus, nicht behaupteten, vor tausenden von Jahren bereits dort gelebt zu haben. In vielen Fällen war die akzeptierte Methode solche Probleme zu überwinden der Genozid an den Eingeborenen.« [12]

Von Anfang an wurde der palästinensische Widerstand so dargestellt, als ob es alleine der Hass gegen Juden sei, der ihn motivierte, erklärt Pappe. Dabei zeigen die Tagebücher der frühen Zionisten eine ganz andere Geschichte. Sie sind gefüllt mit Anekdoten, wie Siedler von Palästinensern willkommen geheißen wurden, wie man ihnen Unterkunft anbot und ihnen zeigte, wie man das Land kultivieren konnte. Erst als bekannt wurde, dass die Siedler nicht gekommen waren, um sich zu integrieren, sondern die native Bevölkerung zu vertreiben, begann der palästinensische Widerstand, belegt Pappe.

Im Jahr 1928 gewährte die palästinensische Führung, ungeachtet der Wünsche der Mehrheit der Bevölkerung, den jüdischen Siedlern eine gleichberechtigte Vertretung in den zukünftigen staatlichen Organen. Die zionistische Führung befürwortete diese Idee jedoch nur so lange, wie sie glaubte, dass die Palästinenser sie zurückweisen würden. Eine gleichberechtigte Vertretung war das Gegenteil von dem, was die Zionisten wünschten. Als der Vorschlag dennoch angenommen wurde, so berichtet Pappe, wurde er dann von den Zionisten abgelehnt. Was zu den Aufständen im Jahr 1929 führte.

Auch im Jahr 1947, als die Briten sich entschlossen, die Frage vor die Vereinten Nationen zu bringen, schlugen die Palästinenser gemeinsam mit den anderen arabischen Staaten vor, einen gemeinsamen Staat zu gründen, der das Palästina-Mandat ersetzen sollte, mit gleichen Rechten für Juden und Araber. Auch dies lehnten die Zionisten ab.

» Man kann den Zionismus als koloniale Siedler-Bewegung beschreiben und die nationale palästinensische Bewegung mit einer antikolonialen Bewegung .. Bis zum Jahr 1945 hatte der Zionismus mehr als eine halbe Million Siedler angezogen, in ein Land dessen Bevölkerung zwei Millionen betrug. … Die einzige Möglichkeit für die Siedler, die Kontrolle auf Land auszuweiten … und die demographische exklusive Mehrheit zu erreichen, war, die Eingeborenen von ihrem Land zu entfernen. … Palästina ist demographisch nicht einheitlich jüdisch, und obwohl Israel das ganze Gebiet politisch durch verschiedene Maßnahmen kontrolliert, kolonialisiert der Staat Israel immer noch – durch den Bau von neuen Siedlungen in Galiläa, der Negev und der Westbank.« [13]

Mythos »freiwillige« Nakba

Die israelische Regierung hatte lange das Narrativ verbreitet, die Palästinenser hätten ihre Heimat 1948 freiwillig verlassen. Dann versuchten sie zu erklären, so Pappe, die Palästinenser hätten ihre Dörfer auf Befehl anderer arabischer Armeen verlassen, weil die sie aus dem Weg haben wollten, um einen Krieg gegen die jüdischen Bewohner zu führen. Aus diesem Grund gäbe es für Israel keinen Grund, ihnen Rückkehrrecht einzuräumen, das die UNO ausdrücklich ausgesprochen hatte. Angeblich hätten nicht die Taten Israels die Flucht ausgelöst.

»Jene 'Eindringlinge', die versuchten zurück zu kehren, wurden als Kriminelle behandelt. In den späten 1980er Jahren untersuchten Israels so genannten 'neue Historiker', insbesondere Benny Morris, die von Israel geöffneten Archive und fanden keinerlei Beweise dafür, dass die Flüchtlinge auf Grund von Befehlen von arabischen Führern geflohen seien, sondern vielmehr seien sie aus Angst geflohen, nachdem sie Berichte von Massakern durch israelische Soldaten gehört hatten, wie das im Dorf Deir Yassin, wo jüdische Milizen über 100 Palästinenser getötet hatten.« [14] 

Nach Pappe hätten zionistische Historiker, zum Beispiel Anita Shapira, nach vielen Jahren der Leugnung der Vertreibung der Palästinenser, akzeptiert, dass ihre Helden, die Anführer der zionistischen Bewegung, »ernsthaft über die Entfernung der Palästinenser nachgedacht« hatten.

Schon 1937, so Pappe, hatte David Ben Gurion der zionistischen Versammlung erklärt, dass es nicht möglich sei, zu siedeln, ohne die arabischen »Fellachen« zu entfernen. Und Ben Gurion sah es nicht als unmoralisch an, zu diesem Zweck auch Zwang auszuüben.  

Andere geschichtliche Richtigstellungen Pappes findet man bereits im Kapitel »Kurzer Geschichtsabriss« dieses Buches.

Pappe ist der Meinung, dass man der Definition von Kriegsverbrechen nicht entgehen kann, wenn man die Aktionen der Israelis in Palästina beschreiben will.

»Das Verbrechen, das die Führung der zionistischen Bewegung, die später zur Regierung von Israel wurde, beging, war das Verbrechen einer ethnischen Säuberung. Das ist keine reine Rhetorik, sondern eine Anklage mit weit reichenden politischen, rechtlichen und moralischen Verpflichtungen. Die Definition dieser kriminellen Tat war im Nachgang des Bürgerkriegs in den 1990er Jahren definiert worden: Ethnische Säuberung ist jede Aktion bei einer ethnischen Gruppe, die dazu bestimmt ist, eine andere ethnische Gruppe zu vertreiben, mit dem Ziel der Transformation eines gemischt ethnischen Gebietes in ein unvermischtes Gebiet. Eine solche Tat nennt man ethnische Säuberung, unabhängig davon, welche Maßnahmen ergriffen werden, um das Ziel zu erreichen, von Überredung und Drohungen zu Vertreibungen und Massenmorden.« [15]

Der Autor dieser Rezension über Pappes Buch ist der Meinung, dass es wichtig sei, sich dessen zu erinnern. Und Pappe weist darauf hin, dass es in Israel Juden gibt, welche die Lektion sehr wohl gelernt hätten. Nicht alle Juden seien indifferent oder ignorant gegenüber der Nakba. Jene, denen die Nakba nicht egal ist, würden im Moment eine kleine Minderheit darstellen. Aber ihre Haltung zeige, dass sie nicht taub gegenüber den Schreien der Palästinenser sind und nicht blind gegenüber den Morden, Vergewaltigungen oder Verwundungen seit 1948.

Mythos vom 1967er Krieg

Das übliche Narrativ über den Krieg von 1967 laute, dass Israel gezwungen gewesen sei, die Westbank und den Gaza-Streifen zu besetzen, bis die Palästinenser bereit seien, Frieden zu schließen. Viele glauben, im Krieg von 1967 hätte Israel einem Angriff widerstanden und die Westbank, Ost-Jerusalem und den Gaza-Streifen in Selbstverteidigung besetzt. Tatsache ist jedoch, so Pappe, dass Israel den ersten Schlag gegen Ägypten im Jahr 1967 geführt hatte. Premierminister Menachem Begin hatte später selbst erklärt:

»Im Jahr 1967 hatten wir wieder eine Wahl. Die ägyptische Armee, welche sich auf der Sinai-Halbinsel konzentrierte, bewies keineswegs, dass Nasser wirklich einen Angriff vorbereitete. Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein. Wir entschlossen uns, sie anzugreifen.«[16]

Pappe schreibt, dass die Zionisten die Übernahme der Westbank mit ihren biblischen Orten schon lange vor 1948 zum Ziel erklärt hatten. Diese Logik, so Pappe, lässt sich in dem Wunsch zusammenfassen, sich so viel wie möglich von Palästina einzuverleiben … mit so wenig Palästinensern wie möglich.

Nach der Besatzung, so weist Pappe nach, zwangen die neuen Herrscher die Palästinenser der Westbank und im Gaza-Streifen zu einem unmöglichen Fegefeuer: Sie waren weder Flüchtlinge, noch Bürger – sie waren Bewohner ohne Bürgerrechte. Sie waren Gefangene, und in vielerlei Hinsicht seien sie das heute noch, in einem gewaltigen Gefängnis, in dem weder Bürgerrechte, noch Menschenrechte gelten und in dem sie keinen Einfluss auf ihre Zukunft haben.

Pappe bemängelt, dass die Welt dieses Unrecht toleriert, weil Israel behauptet, dass die Situation vorübergehend sei. Dabei würde Israel immer noch ein Drittel der Generation der Palästinenser in Gefangenschaft halten… aber dieses Mega-Gefängnis dennoch als »vorübergehend« beschreiben.

Mythos: Einzige Demokratie der Region

Pappe weist darauf hin, dass schon vor dem Angriffskrieg Israels von 1967 und der Besetzung Palästinas, Palästinenser, die auch nach der Vertreibung noch 20 Prozent der Bevölkerung Israels ausmachte, unter einer »Militärherrschaft lebten, die auf den drakonischen Notstandsregeln der britischen Mandatszeit basierte, die jede Bürger- und Menschenrechte verweigerten.« [17] Örtliche Militärkommandeure, so Pappe, herrschten absolutistisch über diesen Teil der Bürger und ihre Lebensbedingungen und sperrten sie ins Gefängnis, wenn ihnen danach der Sinn stand. Erst in den späten 1950er Jahren begann eine starke jüdische Opposition, gegen diese Verwaltung zu kämpfen, und erreichte schließlich Erleichterungen für die palästinensischen Bürger Israels.

Der Zustand des »Militärterrors” unter dem die Palästinenser lebten, so notiert Pappe, wird beispielhaft durch das Massaker von Kafr Qasim vom Oktober 1956 aufgezeigt, also im Nachgang zur Sinai-Operation, als die israelische Armee 49 Palästinenser tötete. Die Behörden behaupteten, dass diese Palästinenser zu spät von der Feldarbeit heimgekehrt seien, obwohl eine Ausgangssperre über das Dorf verhängt worden war. Dies sei aber laut Pappe nicht der wahre Grund.

Spätere Beweise hätten gezeigt, dass Israel sich entschlossen hatte, Palästinenser aus dem gesamten Gebiet zu vertreiben, welches Wadi Ara genannt wurde und aus dem Dreieck, in dem das Dorf war. Diese beiden Gebiete … wurden dann durch Israel annektiert, und zwar unter den Bedingungen des Waffenstillstandsabkommens mit Jordanien. … Zusätzliches Territorium sei für Israel immer willkommen gewesen, aber keine Zunahme des Anteils von Palästinensern an der Bevölkerung.

Pappe erklärt, dass die Operation unter dem Codenamen Maulwurf (Hafarfert) eine Reihe von Vorschlägen enthielt, wie die Palästinenser vertrieben werden konnten, wenn ein neuer Krieg ausbrechen sollte. … Viele Historiker halten das Massaker von 1956 für einen Versuchsballon, um zu sehen, ob man die Bevölkerung einschüchtern konnte, damit sie die Gebiete verlassen.

In Israel existiert ein Gesetz, welches jedem Juden in der Welt automatische Bürgerrecht zuerkennt, unabhängig davon, wo er geboren wurde. Andererseits behandelt es die vertriebenen Palästinenser, welche zurückkehren wollten, als Kriminelle.

Dieses Gesetz verletze die Grundsätze demokratischer Prinzipien, so Pappe. Denn dieses Gesetz über das Heimkehrrecht war begleitet von einer Verweigerung des Rückkehrrechtes der Palästinenser, obwohl dieses Rückkehrrecht ausdrücklich durch die Resolution 194 von 1948 der UNO Generalversammlung anerkannt worden war. Nicht nur die Rückkehr, sondern sogar die Familienzusammenführung wird verweigert, was zusätzlich gegen Menschenrechte verstößt.

Andere Aspekte des Lebens in Israel, so zeigt Pappe auf, lässt die Behauptung »demokratisch” fragwürdig erscheinen. Seit 1948 haben palästinensische Gemeinden wesentlich weniger Mittel erhalten als ihre jüdischen Entsprechungen. Die reichste palästinensische Kommune, das Dorf Me'ilva im oberen Galiläa erhalte weniger staatliche Mittel als die ärmste jüdische Stadt in der Negev.

Gleichzeitig gehören 90 Prozent der Bodenfläche dem Jewish National Fund (JNF). Landeigentümer dürfen keine Transaktionen mit nicht-jüdischen Bürgern eingehen, und öffentliches Land wird vorrangig für nationale Projekte eingesetzt. Das bedeutet, dass neue jüdische Siedlungen gebaut werden, aber praktisch keine neuen palästinensischen.

Die größte palästinensische Stadt, Nazareth, durfte sich um keinen Kilometer ausdehnen, obwohl sich die Bevölkerung seit 1948 verdreifacht hat. Dagegen, stellt Pappe fest, erhielt die neu entwickelte Stadt Upper Nazareth die Erlaubnis, sich in der Fläche zu verdreifachen, und zwar auf Land, das ursprünglich Palästinensern gehörte, die jedoch enteignet wurden.

»'Man stelle sich vor', schreibt Pappe, 'dass Großbritannien oder die USA jüdische Bürger, oder katholische davon ausschließen würde, in bestimmten Dörfern, Nachbarschaften oder Städten zu wohnen. Wie kann eine solche Situation mit Demokratie in Einklang gebracht werden? … [Israel] kann unter keinen Umständen als Demokratie angesehen werden.' Wenn man das Leben der Palästinenser in den besetzten Gebieten betrachtet, so stellt er fest, 'ist die Erniedrigung tägliche Routine, die 'einzige Demokratie im Mittleren Osten', verhält sich wie einer der schlimmsten Diktaturen'.« [18]

Der Autor zitiert Amnesty International (AI), die jährlich die Art der Besatzung dokumentiere. Obwohl AI der US-Regierung, insbesondere der Democrat Party sehr nahesteht, kommt die Organisation im Bericht für 2015 nicht umhin zu erklären:

»In der Westbank, auch Ost-Jerusalem, begingen die israelischen Kräfte ungesetzliche Tötungen von palästinensischen Zivilisten, auch von Kindern, und inhaftierten tausende Palästinenser die demonstrierten oder auf andere Weise in Opposition zur fortwährenden militärischen Besatzung waren, hunderte wurden in Vorbeugehaft gehalten. Folter und andere Misshandlungen blieben weit verbreitet und folgenlos. Die Behörden fuhren fort darin, illegale Siedlungen auf der Westbank zu fördern und beschränkten streng die Bewegungsfreiheit von Palästinensern ein … Die Behörden zerstörten weiter palästinensische Häuser auf der Westbank und innerhalb Israels, besonders in Beduinendörfern in der Region Negev/Naqab, wobei die Bewohner mit Gewalt aus den Häusern vertrieben wurden.« [19]

Mit Blick auf die Unterzeichnung des Abkommens von Oslo am 13. September 1993 argumentiert Pappe, dass es keineswegs ein fairer Prozess auf der Suche nach einem Frieden gewesen sei, sondern ein Kompromiss, dem ein besiegtes kolonialisiertes Volk zugestimmt hatte. Als Ergebnis seien die Palästinenser gezwungen gewesen, nach Lösungen zu suchen, die gegen ihre eigenen Interessen verstießen und sogar ihre Existenz in Gefahr brachten. Das gleiche könne über die Debatte hinsichtlich der »Zweistaatenlösung« gesagt werden, welche in Oslo angeboten worden war. Man müsse erkennen, was dieses Angebot in Wirklichkeit war, meint Pappe. Eine Teilung des eigenen Landes [Anmerkung: Und Aufgabe der Rechte auf den aufgegebenen Teil]. Aber selbst in diesem Szenario würde Israel nicht nur entscheiden, wie viel Territorium es [Palästinensern] zubillige, sondern auch, was in dem Gebiet passiere, welches es übrig lässt.

Danach erklärt der Autor, dass die ursprünglichen Vereinbarungen ein Versprechen Israels enthielten, dass die drei Angelegenheiten, über welche die Palästinenser am meisten besorgt waren – das Schicksal Jerusalems, die Flüchtlingsfrage und die jüdischen Siedlungen -  verhandelt werden würden, sobald die Übergangsphase von fünf Jahren erfolgreich beendet worden sei.

Dieser Prozess, so erklärt Pappe im Artikel, wurde durch die Ermordung von Premierminister Jitzak Rabin im Jahr 1995 zu Fall gebracht. Denn 1996 stellte die Likud-Partei unter Benjamin Netanjahu die Regierung, und der Prozess, welcher in Oslo vereinbart worden waren, wurde beendet.

***

Angesichts der Nachrichten von jahrelangen Inhaftierungen ohne Anklage, von Razzien und vor allen Dingen von Misshandlungen von Kindern, womit nicht nur die Phase des »Brake the Bones« gemeint ist, wie ein Artikel am 10. Juli 2019 berichtet, sollte zumindest Zweifel aufkommen lassen, dass Israel ein demokratischer Staat ist.

Der Artikel beschreibt, wie Soldaten mitten in der Nacht in Kafr Ein in der Nähe von Ramallah am 20. September 2017 eine Razzia durchführten und dabei den 17-jährigen Laith fesselten, die Augen verbanden und misshandelten. Weder wurde ihm gesagt, weshalb das passierte, noch ein Haftbefehl vorgelegt.

Während der Verhöre wurde er zu Steinewerfern befragt, was unter israelischem Militärrecht als »Verbrechen gegen die Sicherheit« genannt wird. Obwohl er alle Beschuldigungen bestritt, »druckte der Vernehmungsbeamte eine Erklärung in Arabisch und Hebräisch aus, und ließ sie unterschreiben«. Weder war ein Anwalt anwesend, noch wurde die Familie informiert.

Daraufhin wurde durch einen Richter eine Vorbeugehaft von vier Monaten verhängt, die mehrmals erneuert wurde, so dass am Ende 46 Wochen Haft zusammenkamen, ohne dass eine Anklage erhoben wurde.

»Vorbeugehaft ist eine Form der Haft ohne Anklage oder Verfahren. Die Personen, welche in Vorbeugehaft gehalten werden – darunter auch Minderjährige – werden nicht angeklagt, und die so genannten 'geheimen Beweise' werden weder dem Inhaftierten, noch seinem Rechtsanwalt offengelegt. Eine Vorbeugehaft kann unendlich verlängert werden.« [20]

Und tatsächlich gibt es Inhaftierte, die Jahrzehnte unter Vorbeugehaft inhaftiert waren. B'Tselem hat die offensichtlich auf Willkür basierende Vorbeugehaft in einem separaten Artikel beschrieben [21].

Diese Form der Willkür brachten Avraham Burg, den ehemaligen Vorsitzenden der Jewish Agency und der World Zionist Organisation, sowie ehemaligen Präsidenten der Knesset dazu, folgende Aussagen zu treffen:

»Das palästinensische Volk lebt seit fast fünf Jahrzehnten unter israelischer Herrschaft, die ihm ohne jegliche 'bilaterale' Vereinbarung aufgedrückt wurde. Landenteignung, Siedlungsexpansion, Militärcheckpoints zerstückeln das palästinensische Gebiet und verhindern Reisefreiheit. Familien aus ihren Häusern zu vertreiben, zivile Proteste zu unterdrücken, Vorbeugehaft zu erlassen und nächtens mit Militärgewalt in Dörfer einzudringen, sind allesamt unilaterale Schritte, die der starke israelische Staat tagtäglich auf Kosten des ohnmächtigen palästinensischen Volkes unternimmt.« [22]

Oder schauen wir uns den Fall von Mohammed al-Halabi an. Er ist ein von der UNO ausgezeichneter Menschenrechtsaktivist, Direktor von World Vision, der von den israelischen Behörden einhundervierundzwanzig Male (das ist kein Tippfehler und auch kein Witz) in Gerichtsverfahren für unschuldig erklärt wurde, aber trotzdem nicht das Gefängnis verlassen durfte [23].

Mythos Zweistaatenlösung

Bei der weiteren Lektüre stellt man fest, dass die Zugeständnisse israelischer Regierungen mit jedem Jahr geringer wurden. So erklärt Pappe, dass Israel unter Ehud Barak in den Camp David-Verhandlungen im Jahr 2000 einen kleinen palästinensischen Staat mit der Hauptstadt Abu Dis vorschlug, ohne aber irgendwelche Siedlungen aufgeben zu wollen, und ohne Hoffnung der Flüchtlinge auf Rückkehr. Die Verhandlungen gingen deshalb schief. Pappe schreibt:

»Nach 1995 wurde schmerzlich klar, dass die Auswirkungen der Vereinbarungen von Oslo ein Faktor waren, der die palästinensische Gesellschaft ruiniert hatte, statt Frieden zu stiften. … Die Vereinbarungen wurden zu einem Diskurs über Frieden, der keine Beziehung zu den Realitäten vor Ort hatte. Während der Periode der Gespräche – zwischen 1996 und 1999 – wurden weitere Siedlungen gebaut, und mehr Kollektivbestrafungen über die Palästinenser verhängt. Selbst wenn man 1999 an die Zweistaatenlösung glaubte, hätte einen eine Tour entweder durch die Westbank oder den Gaza-Streifen überzeugt, dass stimmte, was der israelische Hochschullehrer Meron Benvenisti erklärte, der schrieb, dass Israel unveränderbare Fakten vor Ort geschaffen hätte: Die Zweistaatenlösung war durch Israel getötet worden.« [24]

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Politik Israels die Zweistaatenlösung bereits im Jahr 1999 unmöglich gemacht hatte. Aber im Deutschen Bundestag vertreten die Abgeordneten immer noch die Meinung, eine Zweistaatenlösung sei die von ihnen angestrebte »Lösung”.

Pappe erklärt die Behauptung, die Zweistaatenlösung sei der einzige Weg vorwärts, zu einem weiteren Mythos. Jedoch würde Kritik an der Zweistaatenlösung oft als Antisemitismus verleumdet.

Dabei, so Pappe, sei das Gegenteil wahr. Es gäbe eine Verbindung zwischen dem neuen Antisemitismus und dem Mythos der Zweistaatenlösung. Die Zweistaatenlösung basiere auf der Idee, dass ein jüdischer Staat die beste Lösung für das jüdische Problem sei. Also dass es besser ist, wenn Juden in Palästina leben als irgendwo anders auf der Welt. Diese Annahme vertreten aber auch viele Antisemiten. Die Zweistaatenlösung, so könnte man laut Pappe sagen, basiert auf der Annahme, dass Israel und Judaismus dasselbe sind. [25]

Mythos: Israel ist Judaismus

Die israelischen Regierungen bestehen darauf, dass alles was sie tun, angeblich im Namen des Judaismus erfolgt. Und eine Ablehnung durch Menschen in der ganzen Welt, sei nicht nur eine Ablehnung Israels, sondern des Judaismus, also des jüdischen Glaubens.

Und so würde Israel fortfahren, im Namen des Judaismus die Kolonialisierung der Westbank weiter zu vervollständigen, und den Gaza-Streifen zu belagern.

Pappe hält fest, dass man viel darüber spekulieren könne, was passieren würde, wenn Israel die Idee der Zweistaatenlösung auch offiziell beerdigen würde. Im Prinzip würde dadurch bestätigt, was Pappe und andere seit längerer Zeit erklären, nämlich dass dem Zionismus nach dem 2. Weltkrieg erlaubt worden war, ein koloniales Projekt zu werden. Dies zu einem Zeitpunkt, als Kolonialismus durch die zivilisierte Welt abgelehnt wurde. Der Grund dafür sei die Tatsache, dass ein jüdischer Staat den Ländern Europas, und besonders Westdeutschland einen einfachen Ausweg aus den schlimmsten Exzessen des Antisemitismus anbot. Israel war das erste Land, Westdeutschland als »ein neues Deutschland« zu bezeichnen, und erhielt dafür nach Pappe eine Menge Geld. Aber gleichzeitig hätte Israel eine Blankovollmacht erhalten, sich ganz Palästina einzuverleiben.

Der Zionismus, so Pappe, hätte sich selbst dem Antisemitismus [als Lösung] angedient, sei aber auch zum Hauptgrund für die fortwährende Existenz des Antisemitismus geworden.

Eine gerechte Lösung des Palästina-Dilemmas, so Pappe, kann nur erreicht werden, wenn man aufhört, die Mythen als Wahrheit darzustellen. Palästina war kein unbewohntes Land und Palästina wurde kolonialisiert und nicht »zurückgegeben«. Die palästinensischen Menschen waren 1948 vertrieben worden, waren nicht freiwillig gegangen. Und kolonialisierte Völker unter der UNO-Charta haben das Recht für ihre Befreiung zu kämpfen … Und das erfolgreiche Ende des Kampfes für die Freiheit fände sich in der Erschaffung eines demokratischen Staates, der alle Einwohner einschließt.

Der Autor des Artikels fügt hinzu, dass Israel sich nach der Veröffentlichung von Pappes Buch weiter von der Zweistaatenlösung entfernt hätte. Die herrschend Likud-Partei hatte eine Resolution verabschiedete, welche die Annexion der Westbank fordert. Und Premierminister Netanjahu redet nicht länger über die Gründung eines palästinensischen Staates. Der Gedanke, dass es jemals einen palästinensischen Staat geben könnte, wird demnach von der derzeitigen Regierung abgelehnt.

»Um zu verstehen, wie wir zu diesem Punkt kamen, und in Betracht zu ziehen, wie wir in Anbetracht der letzten Entwicklungen vorwärts in eine hoffnungsvollere Zukunft schauen können, muss man das wichtige Buch von Ilan Pappe lesen.« [26]

Man möchte hinzufügen: Aufhören, Mythen als Wahrheit zu verbreiten und zu vertreten, wie das die Abgeordneten des Deutschen Bundestages tun, ist der erste Schritt, um einerseits den Kampf jüdischer Menschen um ihre Existenz in Israel und andererseits das Leiden der Palästinenser zu einem friedlichen und für alle vorteilhaften Ende zu bringen.

Israels Anspruch Judaismus zu sein

Sowohl Reformer-Gruppen der jüdischen Gemeinde, als auch orthodoxe Juden wehren sich vehement gegen den Anspruch der israelischen Regierungen, Judaismus zu vertreten. Ein Beispiel für die Argumentation bietet ein Video der True Torah Jews, welche im Jahr 2018 eine Veranstaltung zum Kampf gegen den Zionismus in den USA veranstalteten, an der über 15.000 Juden aus den USA, meist Theologen, teilnahmen.

Der Kongress fand am 3. Juni 2018 statt und darüber wurde ein Video erstellt, für das eine deutsche Synchronisation zur Verfügung steht [27]. Hier nun das deutschsprachige Transkript zu diesem Video.

Video Titel: Rabbi Yaakov Shapiro bei dem anti-zionistischen Kongress im Nassau Coliseum.

Video-Beschreibung: Rabbi Yaakov Shapiro spricht am 3. Juni 2018, beim Nassau Coliseum Kongress kurz vor dem Beginn der Veranstaltung über Thora Juden gegen den Zionismus. (…) Eine Adrenaline Video Produktion für True Torah Jews.

Rabbi Yaakov Shapiro:

»Wir stehen kurz vor dem Beginn eines historischen Ereignisses. Das Stadion, das sie hier sehen, ist nicht wirklich ein Stadion. Heute ist das Stadion ein Klassenzimmer.

Dies wird eine Weiterbildungsveranstaltung. Vorlesungen werden gehalten von Experten in Judaismus, insbesondere über die Unvereinbarkeit von Judaismus mit Zionismus. Viele Juden glauben fälschlicherweise, dass Zionismus entweder ein Teil vom Judaismus oder mit ihm im Einklang steht, oder sogar der Hauptteil des Judaismus sei. Alle diese Annahmen sind tatsächlich falsch.

Zionismus wurde erschaffen, um Judaismus zu verleugnen. Zionismus wurde erschaffen, um Judaismus zu ersetzen. Die Unterschiede zwischen Zionismus und Judaismus sind weitgehend und schwerwiegend. Die Propaganda, dass die Zionisten den die Zionisten während der letzten 100 Jahre verbreiteten, hat Verwirrung verursacht, und hat Zionismus und Judaismus in der öffentlichen Wahrnehmung verschmolzen, so dass die durchschnittlichen Menschen auf der Straße glauben, dass der Staat Israel der jüdische Staat sei, dass Zionismus eigentlich Judaismus sei, und er hat keine Ahnung von den Unterschieden.

Diese Gruppe von Juden hier, sind die Schüler der Schüler des verstorbenen Yale Teitelbaum, welcher der größte Verbreiter der Klarheit hinsichtlich der Unterschiede zwischen Judaismus und Zionismus war. Er verstand den Unterschied, und er schrieb ein sehr großartiges Buch darüber. Und er mehr als jeder andere, war in der Lage, das an seine Schüler weiter zu geben.

Es ist wichtig seine Lehren wieder neu zu prüfen, damit wir verstehen können, worum es in unserer Religion wirklich geht. Dem Zionismus zufolge ist die jüdische Identität politisch, nationalistisch. Dem Judaismus zufolge ist die jüdische Identität vollkommen auf die Religion bezogen. Die Definition für einen Juden ist ein Gläubiger, der die jüdische Religion akzeptiert, oder der durch die jüdische Religion als Jude definiert wurde. Dem Zionismus folgend, ist die jüdische Identität politisch, und sie definiert sich in der gleichen Weise, wie wir die Identität irgendeiner Nationalität wie die französische Nationalität oder die kanadische definieren. Dem Judaismus folgend, ist die jüdische Identität alleine fokussiert auf Gott und Gottes Lehren, nichts anderes.

Zionismus folgend ist die jüdische Identität auf einen Nationalstaat zentriert, den sie willkürlich festlegten und 1948 erschufen, den Staat, den sie Israel nennen.

Dem Judaismus folgend sollte ein Jude gewisse Charaktereigenschaften aufweisen. Hinsichtlich Gewalt ist er gehalten, Gewalt abzulehnen. Er sollte Abscheu gegenüber Gewalt aufweisen. Selbst in den alten Zeiten, als die Juden sich verteidigen mussten, wurde das in keiner Weise als etwas angesehen, was man glorifizierte.

Juden haben keine militärischen Helden. Wir haben religiöse Helden, unsere Helden sind die Gerechten, es sind die Lehrer. Die Helden der Zionisten sind die Kriegshelden. Die Juden haben keine nationalen Gedenkstätten, an denen Kriege stattfanden, wie Alamo in den USA. Juden sind nicht militant, sie sind religiös, Juden sind, wie die Bibel sie beschreibt, eine Nation von Priestern, und ein heiliges Volk. Wenn Menschen ihre jüdische Identität behalten wollen, wenn sie der Propaganda, die von den Zionisten und dem Zionismus jeden Tag verbreitet wird, dann ist es notwendig, dass sie Schritte unternehmen, um sich selbst dagegen zu schützen.

Die zionistische Propaganda ist allumfassend. Überall und jeden Tag den wir leben, wird diese Nachricht, bewusst verkündet: Israel, jüdischer Staat, Israels Juden, Israel der jüdische Staat, Israel beschützt die Juden, … das ist alles ein Schwindel.«


Deutschland und die Apartheid

Heute wird der inzwischen verstorbene Nelson Mandela als Held und Friedensnobelpreisträger verehrt. Aber das war nicht immer so. Bis in die späten 1980er Jahre war das weiße Aparteid-Südafrika der bevorzugte Gesprächspartner westlicher, auch deutscher Politiker. So wie heute behauptet wird, in Israel gäbe es gar kein Apartheidsystem, tat es der Vordenker der rechtskonservativen Politik in Deutschland, Franz Josef Strauß noch 1984 im Fall von Apartheid-Südafrika.

  »So empfindet es der Burenfreund als
_____' unzulässig, schlechterdings vom Apartheidsystem zu'
_____' sprechen. Es gibt die sogenannte kleine Apartheid
, die'
_____' aber beinahe verschwunden ist ... Es wirkt ...'
_____' gespenstisch irreal, wenn die Bundesregierung ... in'
_____' kakophoner Übereinstimmung mit vielen anderen Staaten das'
_____' Apartheidsystem in Südafrika entschieden ablehnt, also '
_____' eine Lösung verlangt: one man, one vote.'
« [28]

Zu der Zeit war die FDP jedoch noch eine liberale Partei, keine rein wirtschaftsliberale Partei, und so setzte sich damals doch eine apartheidkritische Politik des von der FDP geleiteten Außenministeriums in Deutschland durch.

Die Parallelen zwischen Südafrika in den 1980er Jahren mit der Freiheitsbewegung ANC und Israel im 21. Jahrhundert mit der Demokratiebewegung BDS sind erstaunlich. So schrieb der Spiegel 2013 in einem Rückblick:

»Der Afrikanische Nationalkongress (ANC) und sein inhaftierter Chef Mandela gelten in den Achtzigern nicht nur für Strauß als eine unwillkommene Bedrohung des Status quo. Seit den Jugendaufständen von Soweto 1976 ist der Ruf der Apartheid-Regierung zwar ruiniert, doch auf politischer Ebene wehren sich gerade Konservative gegen einen Kurswechsel.« [29]

Und während in Irland ein Gesetzentwurf im Unterhaus verabschiedet wird, der den Import von Waren verbietet, die in den besetzten Gebieten Palästinas durch israelische Firmen produziert werden, weil deren Handel gegen Völkerrecht verstößt, blendet der Deutsche Bundestag jegliche Kritik vollkommen aus, und erklärt das Gegenteil zur Staatsräson. So wie seinerzeit, als 1988 in London ein Konzert zugunsten der ANC, beziehungsweise des als Terrorist inhaftierten Nelson Mandela organisiert wurde. Damals blendete sich der Bayerische Rundfunk für mehrere Stunden aus dem Programm aus und wiederholte eine Folge der Lindenstraße.

Einer der größten Korruptionsskandale in Israel betrifft die Lieferung von deutschen U-Booten. Noch ist der Skandal überschattet durch andere Korruptionsvorwürfe. Aber so wie U-Boote, die von Israel zum Einsatz von Kernwaffen umgebaut wurden [30], von Deutschland an Israel geliefert wurden, sogar noch teilweise mit deutschen Steuergeldern finanziert, so hatte es schon einmal einen U-Boot-Skandal gegeben.

»Zwei Jahre zuvor – zwischen Oktober 1984 und Juni 1985 – hatten Kuriere der südafrikanischen Botschaft in Bonn ein Dutzend Mal auf Mikrofilm und im Diplomatengepäck Konstruktionspläne für U-Boote ans Kap gebracht. Auch Details hatten die Macher von 'IK 97' sorgsam bedacht und in einem Memorandum schriftlich fixiert.« [31]

Wie üblich führten die Untersuchungsausschüsse natürlich zu keinerlei ernsthaften Konsequenzen. Obwohl am 31. Juli 1984 aus dem Kanzleramt das Grüne Licht für einen Deal gegeben wurde, der offensichtlich gegen UNO-Sanktionen verstieß. Schon damals nahm man wohl die UNO nicht wirklich als die »Regeln« bestimmend wahr.

Wenn wir noch ein Jahrzehnt weiter zurück gehen, sehen wir heute in der Politik des deutschen Bundestages die Rückkehr der Politik, die in den 1970er Jahren gegenüber der Apartheid Südafrikas geübt wurde. Nur diesmal begründet mit der deutschen Geschichte des Holocaust, welche eine besondere Verantwortung gegenüber Israel erzeugt. Über die Zeit der besonderen Beziehung zur südafrikanischen Apartheit berichten heute Bücher mit dem Titel »Deutsches Kapital am Kap: Kollaboration mit dem Apartheidregime« oder »Die Südafrikapolitik der Bundesrepublik Deutschland 1968-1972« [32].

Und es ist wie beim Kampf gegen die Apartheid in Südafrika: Deutsche Politiker bestreiten ernsthaft vor dem Bundestag, dass Israel ein Apartheidstaat sei. Dabei erklärten nicht nur mehrere Beobachter, die schon die südafrikanische Apartheid kannten, der ehemalige Präsident der USA, Jimmy Carter schon im Jahr 2007[33], eine UNO-Kommission, der »African National Congress« (ANC) [34], Erzbischof Desmond Tutu und die meisten noch lebenden Menschen, welche schon gegen die Apartheid in Südafrika gekämpft hatten, dass Israel heute ein Apartheid-Staat ist. Nur die Regierungspolitiker vieler westlicher Staaten wehren sich vehement dagegen, die Fakten anzuerkennen, gerade so wie in den 1960er bis in die 1980er Jahre im Fall von Südafrika, und verlängern dadurch das Leiden und die Not der unterdrückten Menschen. Für manche, weil es den eigenen rassistischen Ideen entspricht, was in Israel passiert, für die meisten Politiker jedoch einfach aus Opportunismus, und für viele deutsche Politiker aus Angst vor Sanktionen durch die Lobby israelischer Interessen, besonders vehement vertreten durch die Zeitschriften der Springer-Gruppe.

Mit anderen Worten: Welche Lehren ziehen die Abgeordneten des Deutschen Bundestages aus den Verbrechen von Auschwitz? Sie ziehen die Lehre aus der Geschichte Deutschlands, dass man einen Staat unterstützen muss, wenn die Staatsräson das verlangt, ungeachtet der Verbrechen, die dieser Staat begeht, und dass man die Augen verschließen muss vor dem Leiden und der Ungerechtigkeit, die einem Volk angetan wird. Wie anders kann man den Inhalt der Reden am 17. Mai und die Resolution interpretieren?

Während die junge Bundesrepublik die Apartheidregierung in Süd-Afrika mit U-Boot-Plänen unterstützte, ging der junge Staat Israel noch wesentlich weiter. Er unterstützte die Überlegungen der Apartheid-Regierung, Kernwaffen zu produzieren, und bot sogar an, solche zu liefern [35].

»Geheime Dokumente Südafrikas enthüllen, dass Israel angeboten hatte, Kernwaffen-Gefechtsköpfe dem Apartheid-Regime zu liefern, was der erste dokumentatorische Beweis für den Besitz von Kernwaffen [Anmerkung: Israels] darstellt.« [36]

Das zeigt die schon damals vorhandene Bereitschaft zur Akzeptanz einer Apartheid in der zionistischen Bewegung in Israel.

***

Die Liste derjenigen, welche erklären, dass sich Israel in einen Apartheidstaat verwandelt hat ist lang und voller renommierter Persönlichkeiten. Einige werden in diesem Buch erwähnt. Daher will ich sie hier nicht redundant nennen. Was ich persönlich besonders interessant fand, war die Tatsache, dass auch Ehud Barak, ein israelischer Politiker und ehemaliger Premierminister, in die Reihe gehört.

Barak ist einer der Politiker, der einerseits zwar mörderische Aktionen staatlichen Terrorismus zu verantworten hat [37], andererseits sich aber um eine faire Lösung der Probleme mit den Nachbarn bemüht hatte. Er war es, der mit Assad einen Friedensvertrag ausgehandelt und mit der PLO eine Lösung der Besatzungsproblematik. Wurde dann aber aus dem Amt verdrängt und der mögliche Frieden durch seinen Nachfolger zerstört.

Und er hatte schon am 14. Juni 2016 vor der Politik gewarnt, die folgen würde. Nämlich, dass Israel die 1967 eroberten Gebiete behalten wolle, dass Israel alles tue, um eine Zweistaatenlösung zu verhindern, dass Israel einfach abwartet, dass die Welt seine geschaffenen Realitäten akzeptiert, dass Israel zwar eine Autonomie akzeptieren werde, aber keinen Staat auf dem Gebiet Palästinas, weil Israel darauf Anspruch erhebt. Und er erklärte, dass die Regierungen immer weiter Kolonien bauen werden, um unumkehrbare Fakten zu schaffen.

Und schließlich sagte er voraus, dass diese Fakten unweigerlich zu einem »Apartheid-Staat« führen müssen. Nur was den Widerstand in den Hauptstädten der Welt angeht, da hatte er den wohl überschätzt:

»'In den Hauptstädten der ganzen Welt - in London und in Washington, in Berlin und Paris, in Moskau und Peking - glaubt kein Staatschef mehr ein Wort, das aus dem Mund von Netanjahu und seiner Regierung kommt.'« [38]

***

Dass die Apartheidregeln in Israel immer stärker um sich greifen, seit das entsprechende Gesetz die Diskriminierung nicht jüdischer Menschen nun auch gesetzlich absichert, zeigt ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Adalah (The Legal Center for Arab Minority Rights in Israel) im Juli 2019. Darin wird beschrieben, wie ein öffentlicher Park ausschließlich von jüdischen Menschen besucht werden soll [39]. Nachdem die arabische Menschenrechtsorganisation Adalah eine Klage eingereicht hatte, verbot ein israelisches Gericht zunächst die Sperrung des Parks für nicht-jüdische Bürger.


Israels Parlament

Am 28. November 2018 hielt der Journalist David Sheen an der Universität Charles in Prag, Tschechische Republik, eine Vorlesung mit dem Thema »Israels Parlament verstehen« [xl]. Darin erklärt er die Entwicklung der Gesellschaft und auch der politischen Parteien und wie es zu der Befürwortung eines rechtsextremen Apartheidsystems kam. Hier ein Transkript der übersetzten Vorlesung:

***

»Vielen Dank für Ihr Kommen, und für das Interesse an dem Ort der Welt, von dem ich komme. Ich möchte, dass sie bekannt werden, damit Sie es besser verstehen. Es ist nicht einfach, aus unterschiedlichen Gründen. Zum einen sprechen wir über Parteipolitik in der dutzende von Parteien im Wettbewerb bei Parlamentswahlen in Israel stehen. Von denen eine zweistellige Anzahl dann ins Parlament einzieht. Zehn oder mehr Parteien sitzen in der Knesset.

Wie soll jemand, der von außerhalb kommt, und die Sprache nicht versteht, wie soll der verstehen, was tatsächlich vorgeht? Deshalb will ich es für sie erklären. Eine Art, wie wir die Parteipolitik verstehen können, ist, indem wir die Parteien aufteilen in die Kategorien: Liberale Parteien, nationalistische Parteien, religiöse Parteien. Das sind die Parteien, die mehr oder weniger die jüdischen Bürger repräsentieren. Aber natürlich gibt es auch palästinensische Bürger Israels. zwanzig bis 25 Prozent der Bevölkerung. Und auch bei denen könne wir eine gleiche Einteilung vornehmen, in Liberale, Nationalisten, Religiöse.

Wir können das aber noch verfeinern. Und so ging ich zu der Internetseite des Staates und lud alle Fakten, Zahlen, Redner, Wahlen, bis zwanzig Jahre zurück. Und auch die Abstimmungsergebnisse in der Knesset, auch für die letzten zwanzig Jahre. Und als ich die Zahlen zusammenfasste, kam das dabei heraus. Seien Sie nicht überwältigt, ich werde es Ihnen erklären.

Dies sind die Parteien in der letzten Knesset. Und ich habe analysiert, wie sie wählten. Jedes Mal wenn sie mit einer anderen Partei stimmten, markierte ich es in Grün. Raam-Tal stimmte zusammen mit Balad 709 Mal und nur extremst selten gegen Balad. Was wir sehen ist, obwohl diese drei Parteien, palästinensische Parteien in der Knesset, auch wenn ihre Ideologie unterschiedlich ist, so stimmen sie doch in der Praxis, wenn man eine Minderheit in einer Gesellschaft repräsentiert, in der die Ethnie ein so großes Gewicht hat, dann kommt dabei heraus, dass trotz der unterschiedlichen Ideologie, man doch gleichartig wählt. [Tatsächlich war es in 1.237 Fällen so, und nur in 23 Fällen nicht.] Wir sehen sie daher nicht als drei verschiedene Fraktionen an, sondern als eine einheitliche Gruppe.

Und so ist jede der jüdischen Parteien eine Gruppe und die palästinensischen Parteien sind eine Gruppe. Was lässt uns das erkennen? Wir sehen ein Akronym, das man leicht behalten kann. Ich wünsche mir, dass sie nicht daran denken als Juden und Araber, Israelis und Palästinenser, also dass es zwei Seiten gäbe. Ich argumentiere, dass die israelische Politik besser verstanden werden kann, wenn man diese Formulierung von vier Seiten betrachtet. [Abbildung zeigt Segregation (2-Staaten-Lösung), Integration (1-Staaten-Lösung-Demokratie), Beherrschung (1-Staaten-Lösung-Apartheid), Eliminierung (1-Staaten-Lösung-»gesäubert«)]

Jede der vier Richtungen repräsentiert wie diese Gruppe die andere ethnische Gruppe behandeln möchte. Die vier Optionen sind S für Segregation, I für Integration, D für Beherrschung, E für Auslöschung. Was will ich damit sagen? Wir können auch sagen, dass die Gruppe, die Segregation anstrebt, eine Zweistaatenlösung will. Die Gruppe die Integration anstrebt, wünscht einen Staat, vom »Fluss bis zum Meer«, und dass jeder innerhalb dieses Staates gleiche Rechte hat, in einem demokratischen Staat. Die Gruppe, die Beherrschung wünscht, will auch einen einzigen Staat, vom »Fluss bis zum Meer«, aber als einen Apartheid-Staat, in dem jüdische Menschen mehr Rechte haben als nicht jüdische Menschen. Die Gruppe der Parteien, die Auslöschung anstreben, wollen, dass dieser Apartheid-Staat durch ethnische Säuberungen »gesäubert« wird, so dass die Palästinenser also aus dem Land geworfen werden.

Ich argumentiere, dass wir durch diese Linse blickend, die israelische Politik besser verstehen können. Zeigen die Fakten das gleiche Bild, werden sie durch Zahlen abgebildet? Also vor einem Jahr hat die Universität von Tel Aviv eine Studie durchgeführt und befragte israelische Juden welche Art von Staat sie vorziehen würden, in dem sie lieber leben würden. Sie benutzten die gleichen Formulierungen. Und das kam dabei heraus:

Also Sie haben diese vier Kategorien noch nicht in ihrem Bewusstsein eingebrannt. Aber was wir hier im Grunde haben ist die Gruppe der Integration, der Segregation, der Beherrschung und der Auslöschung. Und es sieht so aus, als ob die meisten oder eine große Mehrheit der israelischen Juden eine Lösung der Segregation bevorzugen würden. Eine Situation, in der Israel besteht und Palästina einen eigenen Staat bildet, neben Israel. Das sind die Worte, auf die sie sich einigten.

Bildschirmausdruck

Aber wenn wir weiter schauen als auf diese Worte, dann fällt alles in sich zusammen. Und ich werde Ihnen erklären was ich damit meine. Die gleichen Mitarbeiter der Universität Tel Aviv stellten weiter Fragen. Und sie fragten die Menschen, als Teil einer Friedensvereinbarung zwischen Israel und Palästina, würde jede Zweistaatenlösung beinhalten, dass spezielle Kriterien erfüllt sein müssen. »Würden Sie dann also zustimmen, dass die Palästinenser die Souveränität erhalten über die Luft, das Land und Wasser?« Und die Zahl der israelischen Juden, die nun einer solchen Lösung zustimmten, reduzierte sich, und wenn man fragte, was mit den Siedlungen ist, die Israel annektiert hatte, ob es OK sei, dass sie evakuiert würden, da hieß es nein, nein, ich weiß nicht. Und noch weniger Juden stimmten der Lösung zu.

Und mit jedem folgenden Kriterium die eine Zwei-Staaten-Lösung ausmachen würde, stimmten weniger und immer weniger Juden diesen Bedingungen zu. Bis man zu dem Punkt kam, da am Ende noch 19 Prozent der israelischen Juden die Zweistaatenlösung unterstützten, wenn man diese in ihre einzelnen Komponenten aufgliedert. Und etwa Zweidrittel der israelischen Juden widersetzten sich den Bedingungen, die eine Zweistaatenlösung ausmachen würden.

Es sieht so aus, als ob israelische Juden ihr Engagement für Demokratie offensichtlich überschätzen, und ihre Bevorzugung von Apartheid zu wenig berichtet wird.

Aber merken Sie sich, dass dies keine Zweistaatenlösung ist, die Bedingungen enthält, die außerhalb der Möglichkeiten liegen, ich meine, ich stelle mir vor, dass für palästinensische Menschen diese Bedingungen das Minimum sind. Denken Sie daran, dass jede Zweistaatenlösung, über die wir reden, in der Israel die Kontrolle über mehr als drei Viertel der Landfläche hat, Sie müssen wissen, dass die grüne Fläche der Tortengrafik ist die Westbank, und die kleine Spalte ist Gaza. Und Sie können sehen, dass selbst zusammen die Westbank und Gaza nicht einmal ein Viertel der Landfläche sind. Also das sind nicht einmal die Minimalbedingungen für irgendeine palästinensische Regierung von der man erwarten kann, dass sie akzeptiert wird, und selbst dieses Minimum wird nur von einer kleinen Minderheit von israelischen Juden akzeptiert.

Also ist es eine Sackgasse. Noch angsteinflößender ist daran zu denken, nehmen wir an, wir nehmen die Zweistaatenlösung vom Tisch und lassen Sie uns ehrlich sein. Was wir gesehen haben ist nur die fortgesetzte Ausdehnung der Siedlungen bis zu dem Punkt, an dem gerade noch möglich ist, viele würden argumentieren, dass es nicht mehr möglich ist. Und es ist nicht mehr möglich, eine Zweistaatenlösung, und als die Forscher die Zweistaatenlösung vom Tisch nahmen, well, das ist also keine Lösung. Dann blieb als einzige Option die Einstaatenlösung, entweder demokratisch oder Apartheid. Oder schlimmer, ethnisch bereinigt.

Und tatsächlich, als sie diese Möglichkeit wegnahmen, und ließen nur eine Einstaatenlösung übrig, wollte nur noch ein Viertel der Juden dass diese Einstaatenlösung, die übrig blieb, demokratisch sein sollte, mit gleichen Rechten für alle. Und Zweidrittel der israelischen Juden wünschten, dass dieser eine verbleibende Staat entweder ein Apartheidstaat sein sollte, oder schlimmer, ethnisch bereinigt werden sollte.

Wenn wir also zum Wesentlichen kommen, dann ist es eine traurige Angelegenheit, um es vorsichtig auszudrücken. Es scheint also eine Grundlage für das zu geben, was ich sagte. Statt israelische Juden zu fragen, wie viele Staaten sie sehen wollen, in wie vielen Staaten sie leben wollen, warum fragen wir sie nicht wie sie ihre Beziehung zu Palästinensern gestalten wollen. Wollen wir uns von ihnen trennen, wollen wir sie integrieren, wollen wir beherrschen, oder wollen wir sie eliminieren?

In einer Wahl-Umfrage die vor einigen Jahren unter israelischen Juden durchgeführt wurde, waren dies die Ergebnisse: Wenn Israels Juden gefragt wurden »stimmen sie zu oder stimmen sie stark zu, dass Juden bevorzugte Behandlung in Israel, um Bürger erste Klasse zu sein«, stimmten 79% von Israels Juden zu.

Als sie gefragt wurden, »stimmen Sie mit der Erklärung überein, dass Araber ausgewiesen oder aus Israel umgesiedelt werden sollten«, stimmten 48% der israelischen Juden zu.

Also das ist beängstigend, das sind wirklich erschreckende Zahlen. 

Wenn wir nun das politische System Israels durch diesen Blickwinkel analysieren, also getrennt nach Segregation, Integration, Beherrschung und Eliminierung, dann stellen wir fest, dass, wenn wir die Parteien aufschlüsseln, und dann sehen, wie viele Wähler für diese Parteien stimmten, die Abbildung zeigt, wie ich sie zuordnete, dann stellt sich heraus, dass die Zahlen nicht weit von den vorher genannten Zahlen entfernt sind.

Und so können Sie sehen, zumindest in dieser Formulierung, die große Mehrheit der israelischen Juden unterstützt die Apartheidlösung, die Lösung der Beherrschung, und die zweitgrößte populäre Partei ist die der Eliminierung. Ich denke das ist nicht einmal knapp.

Also müssen Sie fragen, warum Sie nichts darüber erfuhren, bevor ich zu Ihnen kam. Warum ich diese Menge an fossilen Brennstoffen verbrennen musste, um zu Ihnen zu kommen, um Ihnen das zu erzählen. Warum erklären Ihnen das nicht Ihre lokalen Medien? Was läuft falsch mit den Mainstream-Medien?

Nun vielleicht gibt es hier einige Menschen, die bereit sind, mich hier auf einem Bein heraushumpeln zu lassen. Aber sie sagen »Warte einen Moment, David, da stimmt was nicht mit deiner Formulierung, wie können sie von der Labour-Partei sagen, dass sie zur Apartheid-Gruppe gehört, das macht keinen Sinn, das klingt nicht echt, sagen die nicht, dass sie die Zweistaatenlösung unterstützen? Warum klassifizierst du sie dann als eine solche Partei?«.

Okay, die Frage ist legitim. Weil es ist für uns viel einfacher ist, Benjamin Netanjahu in dieser Richtung zu verstehen. In den letzten Monaten sagte er: »Wir sind hier, um hier für immer zu bleiben, es wird keine Beseitigung von Siedlungen auf dem Land Israels geben«. Wir können verstehen, dass er einen Apartheidstaat will. Das ist klar, die Likud-Partei, die regierende Partei, seine Partei stimmte gerade vor wenigen Monaten einmütig dafür, den freien Ausbau zu erlauben, und die Gesetze Israels auf alle »befreiten« Gebiete in Judäa und Samaria anzuwenden. Das ist auf der Westbank.

Also ist es nicht schwer zu verstehen, dass die herrschende Likud-Partei Unterstützer von Apartheid ist. Aber ist es fair, die Labour-Partei mit ihnen zusammen zu werfen? Oh, der nette David Ben-Gurion. Könnte er wirkliche ein Apartheid-Unterstützer gewesen sein? Ja, er könnte.

Es war die Labour-Partei, die sich zur Nakba verpflichtete, es war die regierende Labour-Partei, die Hunderttausende vertrieb, als Israel im Jahr 1948 gegründet wurde. Es war die Labour-Partei, die an der Macht war, und die Westbank, Gaza und die Golanhöhen und Ost-Jerusalem eroberte. Es war die Labour-Partei, die an der Macht war, als die Siedlungsbewegung startete. Und es war Shimon Peres, der seine Unterstützung hinter die Siedlungen stellte, und es war Jitzchak Rabin, der die Knochen [Anmerkung: Sieh in diesem Buch »Break the bones«] der Palästinenser in der ersten Intifada zertrümmerte. Also können wir die Labour-Partei wirklich als Friedenspartei ansehen?

Ja, es ist wahr, dass der Oslo-Prozess aus einer Labour-Regierung heraus entstand. Aber es war hinter dem Rücken von Rabin und Peres. Er war ihnen unbekannt. Sie hatten ihn nicht geplant. Es war Yossi Beilin, der ein stellvertretender Minister war, der den Deal außerhalb der Regierungskanäle betrieb, und der ihn als Tatsache vorbrachte. Und schon 10 Jahre nach dem er den Deal begonnen hatte, war er auch schon aus der Partei verschwunden und führte die Merits-Partei an, die Partei der liberalen Zionisten, die Segregation, die Zweistaatenlösung unterstützen. Also er hatte bereits lange jede Hoffnung aufgegeben, dass die Labour-Partei eine echte Zweistaatenlösung in Praxis unterstützen könnte.

Also wenn ich Sie jetzt noch nicht überzeugt habe, lassen Sie uns die derzeitige Regierung ansehen. Dies ist ein Bild von 2015. Man sieht Netanjahu, der eingeschworen wird, mit allen seinen Ministern um ihn herum. Und hätten Sie das gedacht, in dieser Regierung ist auch Avi Gabbai, auf der rechten Seite, und das ist der derzeitige Vorsitzende der Labour-Partei.

Er verließ die Regierung, um die Führung der so genannten Opposition gegen Netanjahu zu übernehmen. Falls Sie ihm glauben, es ist jedenfalls nicht sehr überzeugend. Wenn wir ihn fragen, was er denke, sagt er über die Siedlungen, dass »sie das wunderschöne und hingebungsvolle Gesicht des Zionismus« awuwb.

»Wenn ein Friedensvertrag gemacht wird, warum müssen wir sie aufgeben?« Und er sagt ganz spezifisch über das Inkludieren von palästinensischen Bürgern in seine Regierung, »wir werden unsere Regierung nicht mit gemeinsamen Liste teilen«.  Das sind die palästinensischen Parteien in der Knesset.

Das hört sich nicht an wie ein Befürworter der Zweistaatenlösung. Das hört sich für mich nicht wie ein Friedensfreund an. Und das ist auch einfach zu verstehen. Wenn sie die Zusammensetzung der israelischen Knesset ansehen, ist dies eine grobe Vereinfachung der vier Gruppen. Also wenn Gabbai sagt, ich weigere mich in einer Regierung zusammen mit der Joint List zu sitzen, was bleibt dann übrig? Die einzige Art, wie er an die Macht kommen kann, um die 50% der Stimmen zu bekommen, ist sich mit dem rechten Flügel zusammen zu tun. Und so kümmert er sich um die Stimmen dieser Wähler.

Nun sagen Sie mir, wenn Sie, zum rechten Flügel neigen, wenn Sie einfach für das Original stimmen, für den richtigen Deal, warum müssen Sie dann für eine rechtsextreme Partei stimmen? Sie sagen einfach, ich will die Partei, die offen und ehrlich ihren Wunsch zum Ausdruck bringt, die Westbank zu annektieren. Ich brauche keine Trickser. Ich brauche nicht Gabbai, ich kann einfach für Benjamin Netanjahu stimmen. Und deshalb ist es für Netanjahu viel einfacher eine Koalition zusammen mit der Gruppe die Eliminierung will, zu bilden. Und deshalb ist das israelische politische System immer rechtslastig, versucht immer rechte Stimmen zu bekommen, und während Wahlen steigt der Rassismus am meisten an.

So sieht die Knesset in der Praxis aus. Ich denke, dass dieses Wissen wichtig ist, bevor wir in Details gehen, um Ihnen einen Überblick zu verschaffen, wie das israelische politische System aussieht.

Hier noch einmal die Gruppe der Integration, die palästinensischen Parteien, die Gruppe der Segregation, der Zweistaatenlösung, hier alle die nationalistischen Parteien, die Gruppe der Beherrscher, und die Gruppe für Eliminierung. Dies ist die Fraktion von Netanjahu, das ist die sogenannte Opposition, die aber auch zur Gruppe der Beherrscher gehört. Es ist einfacher es auf dieser Grafik zu erkennen. Hier wird es klarer. Denn Sie sehen alle Parlaments-Wahlen Israels seit dem Jahr 2000. Fünf Wahlen wurden durchgeführt, eine weitere Wahlrunde wird bald stattfinden, aber in der Zwischenzeit sind dies die Ergebnisse.

Wenn Sie auf die Grafik schauen sind Sie zunächst verwirrt. Viele Parteien und es sieht so aus, als ob ihr Glück aufsteigt und wieder fällt. Ich kann kein Muster hier erkennen. Ich weiß nicht, wie man daraus schlau werden kann. Aber wie sei es, wenn wir die gleichen Wahlen nehmen und sie dann den politischen Gruppen zuordnen? Also die Gruppen, die ich vorher erklärte.

Ganz plötzlich wird das System statisch. Und wir stellen fest, dass dies die israelische Gesellschaft wiederspiegelt. So sieht es aus. Die große Mehrheit unterstützte die Gruppe der Beherrscher, die zweitgrößte Gruppe ist die der Eliminierer, und die demokratischen Gruppen liegen weit zurück.

Deshalb das letzte was ich Ihnen erklären möchte bevor wir auseinander gehen, ist, um zusammen zu fassen, der Bereich dieser drei Dinge: Wenn Sie Israel sehen, schauen Sie es nicht durch eine rosarote Brille an, glauben Sie nicht, Netanjahu muss großartig sein, und das ist toll, und Juden sind großartig. Nein, das ist ein tödlicher Fehler. Aber es ist genauso falsch auf Israel zu schauen und zu sagen, also Netanjahu, das ist der Teufel, er ist schlecht, aber Avi Gabbai und die Labour-Partei, und die Liberalen, das ist die Lösung. So schlimm Netanjahu ist, müssen wir doch nur für die zionistische Gewerkschafts-Partei stimmen, und die Probleme werden gelöst werden. Das ist genau so absurd.

Wenn Sie das täten, dann hätten sie vollkommen außer Acht gelassen, dass die Partei der Eliminierer so mächtig ist, und wie deren Stärke jeden Tag immer weiter zunimmt. Und wenn sie diesem schiefen Bild anhängen, vergessen Sie, dass Netanjahu und Gabbai, dass die Likud- und die Labour-Partei zwei Flügel der gleichen Gruppe, der der Beherrschung, der gleichen Apartheidstaats-Ideologie angehören.

Und wenn Sie es in dieser Weise einordnen, vergessen Sie, dass Sie die Stimmen der palästinensischen Bürger Israels zum Schweigen bringen. Und darüber hinaus die Menschen Palästinas insgesamt, die mindestens 50%, wenn nicht mehr, der Bevölkerung des Landes ausmachen.

Ich wünsche mir, dass Sie diese Informationen mitnehmen, und sie hoffentlich helfen werden, damit wir in der Lage sind, voran zu schreiten und vielleicht besser verstehen, was passiert. Ohne dass wir nicht in der Lage sein werden eine bessere Zukunft am Horizont zu erkennen. Vielen Dank für Ihre Geduld …..«



[1] Ilan Pappe: »Ten Myths About Israel - The myths—and reality—behind the state of Israel«, Verso, 2017, https://www.versobooks.com/books/2430-ten-myths-about-israel

[2] Allan C. Brownfeld: »Examining 'Ten Myths about Israel', by Ilan Pappe«, Mondoweiss, 24. Januar 2018, https://mondoweiss.net/2018/01/examining-myths-israel/

[3] Ebd.

[4] Ebd.

[5] Ebd.

[6] True Torah Jews: »Ridiculous! The Jewish connection to the land of Israel was all about SPIRITUALITY. The greatest Torah scholars understood that its forbidden to politicize Israel, but Zionists claim to ‘read’ the Bible better. Modern Israel is all about Zionism and nothing to Judaism!«, Twitter, 7. Juli 2019, https://twitter.com/TorahJews/status/1147952146144530434

[7] Ebd.

[8] Ebd.

[9] Ebd.

[10] Siehe nächstes Kapitel über True Torah Jews in den USA.

[11] Allan C. Brownfeld: »Examining 'Ten Myths about Israel', by Ilan Pappe«, Mondoweiss, 24. Januar 2018, https://mondoweiss.net/2018/01/examining-myths-israel/

[12] Ebd.

[13] Ebd.

[14] Ebd.

[15] Ebd.

[16] Ebd.

[17] Ebd.

[18] Ebd.

[19] Ebd.

[20] 24Post: »Israel army detained a child for nearly a year without charge«, Palestine 24 Post, 10. Juli 2019, https://ppost24.com/post/257/israel-army-detained-a-child-for-nearly-a-year-without-charge

[21] B'tselem: »Administrative Detention«, B'tselem, 11. November 2017, https://www.btselem.org/administrative_detention

[22] Avraham Burg: »Eine Schande für Israel«, Frankfurter Rundschau, 28. Oktober 2014, https://www.fr.de/meinung/eine-schande-israel-11175033.html

[23] Sarah Wilkinson: »My statement on the case of Israel-versus-Mohammed al-Halabi, the Palestinian humanitarian hero found innocent 124 times, yet still jailed«, Twitter, 16. Juli 2018, https://twitter.com/swilkinsonbc/status/1151199218184478721

[24] Ebd.

[25] Was unzutreffend ist. Siehe auch Video über Torah Jews https://www.youtube.com/watch?v=rHhlTaDJBbI (Transkript in folgendem Kapitel dieses Buches)

[26] Ebd.

[27] Jochen Mitschka: »Torah Jews«, NIBE Media, 19. Mai 2019, https://youtu.be/rHhlTaDJBbI

[28] Spiegel Online: »Strauss – Üblicher Unsinn«, Spiegel, 156 Januar 1984, https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13509087.html

[29] Johannes Kuhn: »Angst vor dem "schwarzen Terroristen"«, Süddeutsche, 6. Dezember 2013, https://www.sueddeutsche.de/politik/nelson-mandela-und-der-westen-angst-vor-dem-schwarzen-terroristen-1.1837367

[30] Die Lieferung der U-Boote erfolgte, obwohl die Samson Doktrin Israels bekannt war. Diese ungeheuerliche Drohung bedeutet, dass, für den Fall, dass das zionistische Regierung eine militärische Niederlage erleidet, es Kernwaffen einsetzen wird, um Millionen von Menschen mit in den Untergang zu nehmen. In den 1970er Jahren wurde die Premierministerin Golda Meir gefragt: ‚Sie sagen, dass falls Israel jemals in Gefahr wäre, auf dem Schlachtfeld besiegt zu werden, wäre es bereit die Region und sogar die ganze Welt mit sich zu reißen?' Golda Meir: ‚Ja, das ist genau was ich sage' (Hart, Alan, Zionism: »The real enemy of the Jews«, World Focus Publishing, Kent: xii).

[31] Peter Höver: »November 1986: Deutsche U-Boote für Bothas Südafrika«, SHZ, 22. Dezember 2013, https://www.shz.de/5260836

[33] mhasanomar: »Jimmy Carter: Israel's Apartheid« YouTube, 6. April 2007, https://youtu.be/Xscq2nIKLHM

[34] Sella Oneko: »Südafrika kappt diplomatische Verbindungen zu Israel«, DW, https://www.dw.com/de/s%C3%BCdafrika-kappt-diplomatische-verbindung-zu-israel/a-48256005

[35] Chris Mc Greal:» Revealed: how Israel offered to sell South Africa nuclear weapons«, The Guardian, 24. Mai 2010, https://www.theguardian.com/world/2010/may/23/israel-south-africa-nuclear-weapons

[36] Ebd.

[38] Voltairenet: »Ehud Barak wirft der Regierung Netanjahu vor, Apartheid zu installieren«, Voltairenet.org, 17. Juni 2016, https://www.voltairenet.org/article192389.html

[39] Adalah: »Israeli city takes aim at surrounding Arab communities, bans non-residents from public park«, Adalah, 2. Juli 2019, https://www.adalah.org/en/content/view/9758 Siehe auch Video: https://youtu.be/D3YKzdaNfGk

[xl] Mitschka, Jochen: »David Sheen 'Israels Parlament entschluesselt«, YouTube, 02.09.2019, https://youtu.be/ldBLmZBK2vg