Trump zügelt Japan? (28.11.2025)

 

 

Alles deutet darauf hin, dass für den US-Präsidenten der chinesische Absatzmarkt wichtiger ist, als Kriegsrhetorik, wie wir sie kürzlich von der japanischen Regierungschefin hörten. Was steckt dahinter?

Nachdem Donald Trump mit seinem Tarifspiel die ökonomischen Muskeln hat spielen lassen, nur um festzustellen, dass dies der eigenen Bevölkerung eine Menge Schaden zufügt. Man könnte fast zu der Annahme kommen, dass er nach einer harten Antwort aus China „vernünftig“ wurde, und tatsächlich begriff, dass es eine neue, eine multipolare Weltordnung gibt, die sich formt. Entweder die USA werden ein Teil davon, oder das Imperium reduziert sich auf ein immer kleiner werdendes Häufchen von Vasallen.

Die Geschichte der Telefonate

Wir erinnern uns, dass Japan, ziemlich überraschend für die meisten Beobachter, in der Person der neuen Premierministerin, die Muskeln eines Möchtegern-Imperiums spielen ließ, und androhte, gegen China in den Krieg zu ziehen, sollte es zu einem Konflikt zwischen China und Taiwan kommen. Dies stellt einen weiteren Schritt auf dem Weg der Abkehr des nach dem Krieg zunächst als pazifistisch aufgestellten japanischen Kaiserreichs dar. Neben Verfassungsänderungen, welche Aufrüstung ermöglichen und sogar die Stationierung von fremden oder eigenen Atomwaffen ermöglichen sollen, scheint Japan wieder auf dem Weg, der vor dem 2. Weltkrieg von allen Ländern der Region gefürchtete Erpresserstaat zu werden.

Nun ist China 2025 nicht mehr der unterentwickelte Agrarstaat, zerstört durch koloniale und Revolutionskriege. Und so war die Antwort von China außerordentlich hart. Und der chinesische Präsident Xi Jinpin machte außerdem einen Schritt, der schon lange nicht mehr durch einen chinesischen Präsidenten unternommen wurde, er wandte sich direkt an den US-Präsidenten Trump. Und, wissend, dass Japan seit dem Krieg ein Vasall der USA wurde, forderte er ihn auf, Japan zur Mäßigung aufzufordern.

Nachdem Xi Jinping Trump vor den offenen Anspielungen des japanischen Premierministers Takaichi auf die Taiwan-Frage gewarnt hatte, griff Trump seinerseits zum Telefon – diesmal, um Tokio zurück zu pfeifen, bzw. freundlich zu bitten, sich im Ton gegenüber China zu mäßigen. Der US-Präsident bat Japan, die Taiwan-Frage etwas zurückhaltender zu behandeln, damit die Handelsbeziehungen Washingtons mit China nicht gefährdet würden.

Wer hätte das noch vor ein paar Monaten gedacht? Nochmal: Die Premierministerin Takaichi hatte im vorauseilenden Gehorsam und mit eigenen imperialen Ambitionen angedeutet, Japan könne sich an einer militärischen Reaktion beteiligen, sollte China gegen Taiwan vorgehen. Peking reagierte mit scharfer diplomatischer und wirtschaftlicher Härte, und Xi betonte während des halben Telefonats mit Trump Chinas historischen Anspruch und die Nachkriegsordnung.

Der Zeitenwechsel

Xi war nun nicht mehr der Bittsteller, der lediglich um eine Politik auf Augenhöhe bat, sondern China beschwörte die Zusammenarbeit Chinas und den USA im zweiten Weltkrieg, was sie und Russland (und einige kleinere Länder) gemeinsam zum Sieger über die faschistischen Achsenmächte gemacht hatte.

Es ist nicht sicher, ob Trump sich der historischen Situation bewusst war. Aber es war tatsächlich die Einladung Chinas, zurück zu der Situation nach dem zweiten Weltkrieg zu gehen, diesmal aber mit dem Ziel, gemeinsam eine multipolare Weltordnung aufzubauen. Ob Trump und seine Berater die volle Bedeutung dieses Telefonats verstanden oder nicht, jedenfalls telefonierte er daraufhin, um Japan zu erklären, dass ein US-chinesischer Handel wichtiger sei als das Imponiergehabe eines alten Imperiums.

Japan war alles andere als begeistert … die Abfolge der Anrufe sprach Bände: China, so wurde manchen deutlich, war wichtiger als der gehorsame Vasall Japan. Analysten räumen ein, dass dies zeigt, dass Trump bereit ist, einen Verbündeten in seiner Außenpolitik einzuschränken, um die Stabilität der Beziehungen zwischen den USA und China zu schützen.

Unterdessen bleibt Pekings Fokus unverändert: Taiwan ist Chinas Kerninteresse.

Trump lobt Taiwan öffentlich als „stark und klug“, drängt das Land aber insgeheim dazu, China nicht länger zu provozieren, damit die Sojabohnenlieferungen weiter fließen. Was die Waffenindustrie gar nicht lustig finden wird.

Für China ist Taiwan die Folge eines noch nicht beendeten Bürgerkrieges. Taiwan steht im Zentrum der chinesischen nationalen Identität. Und USA erkennen offiziell Chinas Position an. Kein amerikanischer Präsident, auch nicht Trump, ist bereit, die wirtschaftliche Stabilität für Tokios politisches Theater zu opfern. Japan kann noch so viel prahlen, die Realität ist einfach: Washington und Peking bestimmen die Regeln. Tokio hält sich daran.

Die Weltordnung verschiebt sich, und ob es den westlichen Hardlinern gefällt oder nicht: China sitzt mit am Verhandlungstisch und gestaltet diese Ordnung mit. Und eine ähnliche Entwicklung könnten wir demnächst in Europa erleben. Wenn die USA sich mit Russland einigen, und seine europäischen Vasallen zwingen, die Kröte „Ukraine“ zu schlucken.

Erstveröffentlichung:  https://tkp.at/2025/11/28/trump-zuegelt-japan/