Die zweite Front
Das Gefühl der Unangreifbarkeit und im Blutrausch von Gaza scheint sich die Regierung Israels in ein weiteres Massaker werfen zu wollen. Es schien am 5. Juni, dass Israel der Aufforderung der militärischen Führung folgte, und einen Krieg, den dritten, wenn man es genau nimmt, gegen den Libanon vorbereitet. Zumindest deutet die Einberufung von 50.000 Reservisten, angeblich für den Norden des Landes, darauf hin, ebenso, wie die zunehmende Bombardierung mit weißem Phosphor, dessen Nutzung auf zivile Ziele als Kriegsverbrechen gilt. So berichtet Human Rights Watch am 5. Juni:
„Israels weit verbreiteter Einsatz von weißem Phosphor im Südlibanon gefährdet die Zivilbevölkerung und trägt zur Vertreibung von Zivilisten bei, so Human Rights Watch heute. Human Rights Watch hat den Einsatz von weißem Phosphor durch israelische Streitkräfte in mindestens 17 Gemeinden im Südlibanon seit Oktober 2023 bestätigt, darunter 5 Gemeinden, in denen unrechtmäßig Munition über bewohnten Wohngebieten eingesetzt wurde.
Weißer Phosphor ist eine chemische Substanz (…). Seine Brandwirkung führt zum Tod oder zu grausamen Verletzungen, die lebenslanges Leiden nach sich ziehen. Er kann Häuser, landwirtschaftliche Flächen und andere zivile Objekte in Brand setzen. Nach dem humanitären Völkerrecht ist der Einsatz von weißem Phosphor aus der Luft in bewohnten Gebieten rechtswidrig und wahllos und entspricht auch sonst nicht der gesetzlichen Vorschrift, alle erdenklichen Vorkehrungen zu treffen, um Schaden von der Zivilbevölkerung abzuwenden.“[1]
Human Rights Watch berichtet dann, wie die Nutzung der geächteten Munition überprüft worden war, darunter auch der Besuch bei zivilen Opfern.
Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums seien seit Oktober 2023 mindestens 173 Menschen durch den Einsatz von weißem Phosphor verletzt worden (Stand: 28. Mai). Selbst wenn die Opfer nicht direkt mit der Munition in Berührung kamen, also nicht verbrannt wurden, was Verbrennungen zweiten und dritten Grades bedeute, gebe es durch den Phosphorrauch akute Schäden an den oberen Atemwegen.
“Die Exposition gegenüber weißem Phosphorrauch kann zu akuten Schäden der oberen Atemwege führen, einschließlich Kurzatmigkeit, schneller Atmung und Husten, aber auch zu Spätfolgen wie chemischer Lungenentzündung[2], die einen Krankenhausaufenthalt und die Unterstützung der Atmung durch ein Gerät erforderlich machen kann.“[3]
Israels weit verbreiteter Einsatz von weißem Phosphor im Südlibanon verdeutlicht die Notwendigkeit einer strengeren internationalen Gesetzgebung zu Brandwaffen, so Human Rights Watch. Was aber Israel wohl kaum von seinem Einsatz, ebenso wenig wie von Völkermord, abhalten wird.
Am Ende des Berichtes fordert HRW den Libanon auf, umgehend eine Erklärung beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) einzureichen, die es ermögliche, schwere internationale Verbrechen, die in den Zuständigkeitsbereich des Gerichtshofs fallen, ab Oktober 2023 auf libanesischem Gebiet zu untersuchen und zu verfolgen. Was leider vermutlich noch weniger Eindruck auf Israel und die USA machen wird, als ein Haftbefehl. Aber die Hisbollah ist vorbereitet und hat zum 10. Juni schon eine Reihe von Luftabwehrstellungen Israels zerstört. Mehr dazu in folgendem Kapitel.
Die Entlastungsfront im Norden
Die Huthis setzen trotz Bomben und Sanktionen der USA und seiner Verbündeten der Wirtschaft Israels zu. Diese Mückenstiche sind inzwischen zu einer Allergie geworden. Und nun wird auch noch, langsam aber deutlich, die militärische Fähigkeit der Hisbollah im Libanon bzw. im Norden Israels sichtbar. Jeder Angriff Israels auf Hisbollah Stellungen, Kämpfer oder auch Zivilisten im Libanon oder Syrien wird mit einer empfindlichen Schädigung der israelischen Militäranlagen im Norden Israels beantwortet.
Ein Krieg Israels ohne die USA gegen den Libanon, dürfte wegen der deutlich verbesserten Ausrüstung der Widerstandsbewegung ohne die USA nicht funktionieren. Waren doch schon gegen die viel schlechter ausgerüsteten und ausgebildeten Kämpfer der Hamas „Soldaten“ aus der ganzen Welt herangezogen, und kreisten fast ohne Unterbrechung Aufklärungsflugzeuge der USA und Großbritanniens über der Szene zur Unterstützung Israels. Schauen wir uns an, was Indrajit Samarajiva zu den Vergeltungsangriffen der Hisbollah mit vielen aussagekräftigen Fotos und Videos berichtet.[4]
Er schreibt, es sei faszinierend langweilig, wie die Hisbollah die „Augen und Ohren“ Israels dezimiere. Monatelang seien die Videos des libanesischen Widerstands „methodisch banal“: Sie sprengten diesen Kommunikationsturm, jenes Gebäude, diese Abhörstation. Die Hisbollah verfüge über eine Liste der israelischen Abhörstationen im Norden und habe sie monatelang methodisch ins Visier genommen. Jetzt sei das israelische Militär - so groß es auch sein mag - praktisch blind. Was der Leser nicht falsch verstehen sollte. Das gilt lediglich für den Norden des Landes.
Da die Hisbollah immer größere Lücken in die Luftverteidigung des Besatzungsstaates reiße, könne sie immer häufiger größere Raketen auf Israel abfeuern, die besser und tiefer eindringen. Für Israel stelle diese Zermürbung ein zunehmendes Problem dar. Die israelische Luftverteidigung sei ein zusammenhängendes System und das Netz werde immer stärker durchlöchert. Ein Beispiel dafür sei die Zerstörung des 230 Millionen Dollar teuren SKYDEW-Luftschiffs/Spionageballons.
Dieser Ballon wurde entwickelt, um niedrig fliegende Drohnen und Raketen aufzuspüren, was den Ballon besonders wichtig mache, da dies das vom Widerstand am häufigsten genutzte Werkzeug sei. SKYDEW könne viel länger in der Luft bleiben - und ist relativ billiger - als Flugzeuge und kann viel weiter „sehen“ als bodengestützte Systeme. Außerdem wurde es in einem strategisch wichtigen Gebiet platziert, das es Israel ermöglichte, Angriffe aus Syrien, dem Irak und - in geringerem Maße - der Hisbollah, abzudecken. Wobei Angriffe der Hisbollah auf den Hafen von Haifa, gemeint sind. Aber jetzt sei das „Geschichte“.
SKYDEW ist jetzt geschrumpft und nutzlos - ein großer Verlust, der auch ein großes Versagen signalisiere. Wie es auf der SKYDEW-Zielkarte (des Hisbollah-Geheimdienstes) heißt, war es „durch ein elektronisches Überwachungs- und Störsystem gegen Drohnen und UAVs geschützt“ und „durch drei Schichten von Raketenabfangsystemen gesichert“: Iron Dome, David's Sling und Hetz [Pfeil]". Das alles sei wie die Schichten einer Zwiebel durchgeschnitten worden, so dass die israelische Verteidigung nackt dastand.
Die Nordfront sei jetzt durchlässig, meint der Autor, wie die [illegalen] israelischen Siedler auf besetztem Territorium Palästinas besser als jeder andere wüssten. Dann zitiert er Moshe Davidovitz, den Vorsitzenden des Regionalrats von Asher: „Zehn Raketen sind im Zentrum des Landes eingeschlagen und die Medien sind in Aufruhr - das Land ist in Aufruhr. Aber jeden Tag werden Dutzende von Raketen auf die Siedlungen an der Konfrontationslinie und auf Galiläa abgefeuert, darunter Panzerabwehrraketen und Selbstmorddrohnen, und das Land schweigt. Das beweist einmal mehr, dass der Norden vergessen wird."
Was der Autor nicht erwähnt, ist die Tatsache, dass mit jeder Rakete natürlich die Erfahrung der Hisbollah wächst und die Zielgenauigkeit sich verbessert. Er schreibt, dass die Hisbollah eine Liste mit israelischen Militärzielen habe und diese nach und nach durchging. Als Beispiel erwähnt er den Luftraumüberwachungsstützpunkt Mount Meron, einen der beiden wichtigsten Stützpunkte des Besatzungsstaates. Ein hochrangiger Beamter der israelischen Luftwaffe habe in einem Artikel von Maariv aus dem Jahr 2016 über diesen Stützpunkt gesagt: "Das Luftüberwachungssystem ist entscheidend für die Einsatzfähigkeit der Luftwaffe. Seine Hauptaufgabe ist es, den besetzten Luftraum zu schützen. Über das Kontrollsystem aktivieren wir alle Fähigkeiten zum Schutz des Luftraums, einschließlich Hubschrauber, Flugzeuge, Raketen und andere klassifizierte Systeme."
Und das ist es, was der Hisbollah-Geheimdienst bei der Bombardierung des Stützpunktes veröffentlichte:
„Erstens befindet sich der Luftraumüberwachungsstützpunkt Meron auf dem Gipfel des Mount Jarmaq [‚Mount Meron‘] im nördlichen besetzten Palästina, dem höchsten Gipfel im besetzten Palästina. Der Stützpunkt Meron ist das einzige Verwaltungs-, Überwachungs- und Luftüberwachungszentrum im nördlichen Teil des usurpierten Gebiets, und es gibt keine nennenswerte Alternative zu ihm. Sie ist eine von zwei Hauptbasen in der gesamten Besatzungszone: ‚Meron‘ im Norden und ‚Mitzpe Ramon‘ im Süden. Der Stützpunkt Meron ist für die Organisation, Koordinierung und Verwaltung aller Luftoperationen in Richtung Syrien, Libanon, Türkei, Zypern und den nördlichen Teil des östlichen Mittelmeers zuständig. Darüber hinaus ist dieser Stützpunkt ein Hauptzentrum für elektronische Störaktionen in den genannten Richtungen und ist mit einer großen Anzahl von Eliteoffizieren und Soldaten der zionistischen Streitkräfte besetzt. Zweitens haben die Kämpfer des islamischen Widerstands am Samstag, den 6. Januar 2024 um 07:50 Uhr als Teil der vorläufigen Antwort auf das Verbrechen der Ermordung des großen Führers Scheich Saleh Al-Arouri und seiner Märtyrerbrüder im südlichen Vorort [Dahiyeh] von Beirut den Luftraumüberwachungsstützpunkt Meron mit 62 Raketen verschiedener Typen beschossen, die direkte und bestätigte Treffer erzielten.“[5]
Die Hisbollah habe ihre Angriffe auf den Luftwaffenstützpunkt Meron in zahllosen Videos festgehalten und sie seien „unerbittlich“ gewesen. Jedes Mal, wenn sich eine Lücke in der israelischen Luftverteidigung auftue, werde das Loch größer, denn die Hisbollah beschädige komplexe, miteinander verbundene Systeme. Heute könne der Stützpunkt Meron kaum noch sich selbst verteidigen, geschweige denn die Region.
Man sollte hinzufügen, dass der Fortschritt in der elektronischen Kriegsführung und Aufklärung auch zu einer Achilles-Ferse werden kann. Moderne Soldaten, insbesondere solche ohne Kampferfahrung, verlassen sich oft auf Elektronik und werden völlig überrumpelt, wenn diese versagt und sie angegriffen werden. Während die Hisbollah grundsätzlich zwar zentral gelenkt wird, aber jede Gruppe oder Widerstandszelle vollkommen autonom innerhalb eines Aufgabenbereichs agiert.
Tel Aviv habe mit weiteren Tötungen von Hisbollah- und verbündeten Führern reagiert, aber der Widerstand benenne Raketen einfach nach diesen Märtyrern und schickt sie dann auf Positionen des israelischen Militärs im besetzten Palästina oder auch auf Haifa. Dies sei eine Zermürbungsschlacht, und die Hisbollah agiere überlegt, während Israel kopflos um sich schlage. Völlig abgelenkt durch seine brutalen militärischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung im südlichen Gazastreifen, habe Israel die Schlacht um den Norden verloren.
„Nach monatelanger langweiliger Vorbereitungszeit ist die Hisbollah endlich bei den guten Dingen angekommen. Die Luftverteidigung des Besatzungsstaates im Norden ist heute wie ein lumpiges altes Moskitonetz, durch das der Hund die Katze gejagt hat. Es ist voller Löcher, und zwar großer Löcher. Die Hisbollah kann zunehmend nach Belieben und mit immer präziseren Waffen feuern. Hier sieht man zum Beispiel, wie die Hisbollah eine SKYSTAR 330 durch einen Drohnenangriff auf den Operator des Bataillons 869 abschießt. In diesem Fall zielte die Hisbollah nicht auf den Spionageballon selbst, sondern auf die Ballonführer, und zwar an drei Orten gleichzeitig. Nachdem die Bediener ausgeschaltet waren, geriet der Ballon außer Kontrolle und landete im Libanon, wo ihn einige Kinder bargen. Das sind die Augen und Ohren des Staates Israel im Norden. Sie sind auf dem Boden.“[6]
Israel habe im Norden nichts mehr, was man Luftverteidigung nennen könne, so der Bericht weiter. Der Iron Dome sei erledigt. Die Hisbollah könne nach Belieben feuern, und das tue sie nun schon seit sieben Monaten jeden einzelnen Tag. Die Raketen des irakischen Widerstands fliegen direkt über sie hinweg, in Richtung Haifa. Der Iran könne das gesamte nationale System überwältigen, wann immer er wolle. Israel sei jetzt weitgehend schutzlos gegen Raketen. Sogar die Hamas schlage aus dem traumatisierten Gazastreifen heraus zu. Es sei Jagdsaison, und die Siedler wüssten das.
Überall in der hebräischen Presse beklagen die israelischen Siedler offen ihren Zustand. Einige seien so verärgert gewesen, dass sie damit drohten, sich vom Staat abzuspalten und den neuen Staat Galiläa zu gründen. In der Jerusalem Post habe man lesen können, dass der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, die Antwort des Premierministers bei der Kabinettssitzung auf eine Frage von Benny Gantz war, wie N12 berichtete.
Gantz wollte wissen, ob die Bewohner am 1. September zum Beginn des Schuljahres in ihre Häuser zurückkehren würden und Netanjahu antwortete: „Was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn sie ein paar Monate nach dem 1. September zurückkehren?“ Das ist natürlich das Schlimmste, was passieren kann. Israels jahrzehntelanges Bemühen, internationale Akteure dazu zu bringen, „schlechtes Verhalten“ von Tel Aviv zu akzeptieren und zu erwarten, beruhe auf der Prämisse, dass die Zionisten tun können, was sie wollen. Wenn aber der Iron Dome, die Eisenkuppel, nicht funktioniere, funktioniere Israel nicht, und jetzt funktioniere die Eisenkuppel nicht. Jetzt sei die Eiserne Kuppel das Eiserne Sieb. Heilige Krieger hätten es durchlöchert.
Das sei ein großes Problem, denn die Eisenkuppel ist nicht nur Israels physischer Verteidigungsmechanismus, sondern auch sein psychologischer Verteidigungsmechanismus. Sie mache das ganze koloniale Projekt glaubhaft, nämlich dass Israel jeden in der Region tyrannisieren könne, ohne Konsequenzen zu befürchten. Der Glaube an die „Eisenkuppel“ sei der Glaube an „Israel“, und beides sei nun nicht mehr glaubwürdig.
Die jüdischen Siedlungen im Norden haben sich geleert und die Bewohner werden nicht so bald zurückkehren, ist die Aussage des Artikels. Das Resistance News Network (RNN) berichtete (am 29. Mai): „Nach Angaben des zionistischen Kriegsministeriums wurden seit dem 7. Oktober in 86 Siedlungen im Norden des besetzten Palästina 930 Siedlerhäuser durch Hisbollah-Raketen beschädigt. In Al-Manara zum Beispiel wurden 130 von 155 Häusern zerstört. In Metulla leben nur noch 34 Bewohner in der Siedlung. In Kiryat Shmona, einer der größten (nördlichen) Siedlungen, ist die Einwohnerzahl von 24.000 auf unter 4.000 gesunken, und 124 Häuser wurden beschädigt. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass mehr als 200.000 Siedler im Norden durch den Widerstand vertrieben wurden und ihr eigenes Flüchtlingslager errichtet haben.
Verblüffenderweise plane Israel Berichten zufolge, die Zahl ihrer Soldaten an der Nordgrenze und in den nahegelegenen Siedlungen erheblich zu reduzieren. Was wiederum frühere Berichte der Mobilisierung von 50.000 neuen Soldaten widerspricht, außer es geht zunächst darum, der Hisbollah weniger Angriffsflächen bis zur Invasion des Libanons zu geben.
Der Bericht enthält dann eine Beschreibung des Vorgehens der Hisbollah bei der Ausschaltung der Luftabwehr Israels:
„Betrachten wir ein Beispiel für die Eliminierung eines Ziels durch die Hisbollah: eine Iron-Dome-Batterie. (…) In diesem Bericht wird beschrieben, wie die Hisbollah die Batterie zunächst dazu bringt, sich zu erkennen zu geben, indem sie sie mit ‚Müll‘ beschießt, und sie dann mit Drohnen angreift. Das exklusive Filmmaterial zeigt die Überwachungs- und Aufklärungsoperationen, die es der Hisbollah ermöglichten, die Positionen der ‚Iron Dome‘-Batterien in der Nähe der Siedlung ‚Kfar Blum‘ mit einer Taktik namens ‚Feuerköder‘ aufzudecken. Das Filmmaterial zeigt, wie die Hisbollah auf die Anlagen schießt, und dokumentiert den Abfangvorgang durch die Eisenkuppel, der es wiederum der Hisbollah ermöglichte, eine hochpräzise qualitative Operation durchzuführen. Die Szenen um 4:25 Uhr zeigen ein erfolgreiches Anvisieren der Iron-Dome-Batterien, ohne dass diese in der Lage waren, den Angriff zu entdecken, zu verfolgen oder zu vereiteln. Veröffentlichte Fotos zeigen auch, dass die Hisbollah die israelischen Soldaten in diesen neu errichteten Anlagen nachrichtendienstlich überwacht und in der Lage ist, die geografischen Details und die Größe der verwendeten Befestigungen zu dokumentieren.“ (Fotos siehe auch[7])
Die Hisbollah habe dies immer wieder getan und methodisch eine nach der anderen Iron-Dome-Batterie gejagt und aufgespürt. Der Bericht beschreibt dann weitere Angriffe und kommt schließlich zu der Bewertung.
Das koloniale Projekt werde ohne Luftverteidigung schnell schrumpfen. Wenn die Soldaten gingen, müssten auch die Siedler gehen. Das sei kein strategischer Rückzug, es sei eine strategische Niederlage. Das sei keine Lösung, nur eine Auflösung. Aber mehr könne Israel nicht tun. Es habe nicht nur die Kontrolle über den Norden verloren, sondern auch die Kontrolle über das Tempo dieses Krieges. Die Hisbollah könne die Hitze so lange erhöhen, bis Israel gar sei. Dann folgen Bilder von Kiryat Shmona (das besetzte al-Khalisa), das buchstäblich in Flammen stand. Das liege unmittelbar daran, dass die Eiserne Kuppel keine Drohnen abfange und die Hisbollah die gesamte Region unter Beschuss nehmen könne. Deshalb brenne es.
Da sich Israel immer weiter von seiner Grenze zum Libanon zurückziehe, öffne der Zusammenbruch der Nordfront den Besatzungsstaat auch für Angriffe aus Syrien und dem Irak, die direkt durchfliegen könnten. All dies verursache massive psychologische Schäden in Israel, da die „eiserne Kuppel“ der wichtigste Schutzwall war. Berichten zufolge habe die Hisbollah seit dem 8. Oktober 2023 über 1.650 Geräte zur Aufklärung, Überwachung und Zielerfassung (ISR) zerstört. Der libanesische Widerstand habe eine Strategie, während Israel wild Krankenwagen und Häuser ohne militärischen Wert bombardiere. Jetzt habe Israel den Norden Palästinas verloren.
Ob dies ein „Pfeifen im Wald“ von offensichtlichen Sympathisanten der Hisbollah, oder nur die Ruhe vor einem Invasionsversuch durch Israel gegen den Libanon ist, bleibt abzuwarten.
Die Eskalation
Als ob die MintPress die Analyse bestätigen wollte, meldet sie am 13. Juni, dass die Hisbollah in weniger als 30 Minuten mindestens 150 Raketen, Drohnen und Panzerabwehrraketen auf das besetzte Galiläa und die Golanhöhen abgefeuert habe.
Eine Hisbollah-Quelle habe gegenüber Al Jazeera erklärt, dass die libanesische Widerstandsgruppe gleichzeitig 15 israelische Militäreinrichtungen in Galiläa und auf den Golanhöhen angegriffen hat.
"Der kombinierte Angriff zielt darauf ab, die Besatzung abzuschrecken und auf die Ermordung des Militärkommandeurs Talib Abdullah zu reagieren", wird die Quelle zitiert.
Der Artikel in Al Jazeera[8] enthüllt aber noch mehr. Nämlich, dass die Hisbollah am Vortag bereits 200 Raketen gegen Israel abgeschossen hatte.
Ende letzten Monats bezeichnete der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah die libanesische Front mit Israel als historisch entscheidend. ‚Diese Schlacht betrifft Palästina, aber auch die Zukunft des Libanon und seine Wasser- und Ölressourcen‘, sagte Nasrallah. ‚Diese Front ist eine Unterstützungsfront, die Teil der Schlacht ist, die das Schicksal Palästinas, des Libanon und der Region strategisch bestimmen wird.‘"[9]
Der Artikel erwähnt, dass der stellvertretende Vorsitzende der Hisbollah, Sheikh Naim Quassem gegenüber Al Jazeera erklärte, dass die Widerstandsbewegung bereit für einen Krieg gegen Israel sei, falls Israel den Konflikt intensiviere.
Waffenstillstand?
Am gleichen Tag erscheint ebenfalls in Al Jazeera ein Artikel, der die Frage stellt, ob denn ein Waffenstillstand in Gaza bedeuten könnte, dass Israel dann die Mittel frei hat, um einen Krieg gegen den Libanon zu beginnen[10]. Wir erinnern uns, dass zuerst der IGH einen Waffenstillstand angeordnete, und dann auch der Sicherheitsrat diesen beschlossen hat.
Aber am 13. Juni war noch längst nicht sicher, ob der vom Sicherheitsrat verordnete Waffenstillstand überhaupt von den Parteien eingehalten wird. Die Parteien beschuldigen sich gegenseitig, die Umsetzung zu verzögern. Nachdem der US-Außenminister fälschlicherweise erklärt hatte, dass die Hamas den Plan ablehne, während die Hamas über die Medien das Gegenteil verbreitete, bemühte er sich am 13. Juni zu erklären, dass die Hamas verantwortlich für die Verzögerung der Umsetzung sei. Er erklärte, Israel habe den von den Vereinten Nationen unterstützten Vorschlag akzeptiert, die Hamas habe jedoch Änderungen vorgeschlagen.[11]
Die von der Hamas vorgeschlagenen Änderungen an dem von den USA vorgelegten Vorschlag für einen Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln seien "nicht signifikant" und umfassten den vollständigen Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen, wurde in einer Info-E-Mail der Haaretz berichtet. Der Hamas-Beamte habe hinzugefügt, dass die Organisation die Auswahl einer Liste von 100 Palästinensern mit langjährigen Haftstrafen, die aus israelischen Gefängnissen entlassen werden sollen, die Aufhebung der israelischen Blockade des Gazastreifens, den freien Personen- und Warenverkehr innerhalb des Gazastreifens und drei "miteinander verbundene und kontinuierliche Phasen" des Waffenstillstands fordere.
Eine israelische Quelle, die an den Verhandlungen über einen Waffenstillstand beteiligt sei, habe Haaretz erklärt, dass trotz der Forderungen der Hamas, die in Israel als Ablehnung des Vorschlags verstanden werde, "die Gespräche durch katarische und ägyptische Vermittler in Abstimmung mit den USA fortgesetzt werden, um zu sehen, ob eine Einigung erzielt werden kann".
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates, insbesondere die USA, aufgerufen, Israel zu einem Waffenstillstand im Gazastreifen zu drängen. Und wir erinnern uns, dass der IGH schon lange einen Waffenstillstand angeordnet hatte, den Israel mit immer weiteren Massakern ignorierte.
Derweil veröffentlicht Zeteo den zweiten Teil einer Dokumentation „May Gaza burn“ (Gaza soll brennen), der eine Flut von genozidaler Rhetorik israelischer Soldaten dokumentiert.[12]
Der Bericht beginnt mit einem Ausspruch des israelischen Militärkommandeurs Gur Rosenblat, der erklärt hatte, dass nicht nur die Hamas Organisation eliminiert werden müsse, und dass die zwei Millionen Einwohner Gazas vertrieben werden müssten. Der Gaza-Streifen sollte aufhören zu existieren. Und so geht es weiter mit zahlreichen Fotos, Videos und Aussagen.
[2]Eine chemische Lungenentzündung, auch als chemische Pneumonitis bezeichnet, ist eine akute oder chronische Entzündung des Lungengewebes, die durch die Inhalation von giftigen Stoffen oder chemischen Substanzen verursacht wird. Diese Stoffe können sich in der Lunge ansammeln und zu einer Entzündung führen.
[5]Ebd.
[6]Ebd.
[8]https://www.aljazeera.com/news/2024/6/13/hezbollah-launches-rockets-drones-at-northern-israel-military-sites
[9]Ebd.
[10]https://www.aljazeera.com/news/2024/6/13/does-gaza-ceasefire-mean-israel-escalates-with-lebanons-hezbollah